Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Die Arbeit im Allgemeinen. waren. Wie man den Werth erkannte, den er durch die Arbeit zu erhalten fähigwar, eignete sich der Gewalthabende denselben zu, und setzte einen Preis darauf. Erst durch die Arbeit erhält der Boden einen Werth.Dieser war sehr geringe, so lange es an Arbeit und an der Kunst, solche zweckmäßig zu verwenden, fehlte. So wie beides sich vermehrte, stieg der Preis des Grund und Bodens, mit demselben aber auch der Preis der Arbeit und folglich der Preis des aus beiden hervorgehenden Produkts. §. 139. Verhältniß §. 140. Indessen ist dieses Verhältniß nicht allenthalben gleich, sondern richtet sich nach §. 141. Hierauf grün- Wo nämlich der Boden wohlfeil, die Arbeit aber theuer ist, da wird man eine Es giebt Gegenden in Amerika, wo man einen Acker guten Bodens mit dem Die Arbeit im Allgemeinen. waren. Wie man den Werth erkannte, den er durch die Arbeit zu erhalten faͤhigwar, eignete ſich der Gewalthabende denſelben zu, und ſetzte einen Preis darauf. Erſt durch die Arbeit erhaͤlt der Boden einen Werth.Dieſer war ſehr geringe, ſo lange es an Arbeit und an der Kunſt, ſolche zweckmaͤßig zu verwenden, fehlte. So wie beides ſich vermehrte, ſtieg der Preis des Grund und Bodens, mit demſelben aber auch der Preis der Arbeit und folglich der Preis des aus beiden hervorgehenden Produkts. §. 139. Verhaͤltniß §. 140. Indeſſen iſt dieſes Verhaͤltniß nicht allenthalben gleich, ſondern richtet ſich nach §. 141. Hierauf gruͤn- Wo naͤmlich der Boden wohlfeil, die Arbeit aber theuer iſt, da wird man eine Es giebt Gegenden in Amerika, wo man einen Acker guten Bodens mit dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0130" n="100"/><fw place="top" type="header">Die Arbeit im Allgemeinen.</fw><lb/> waren. Wie man den Werth erkannte, den er durch die Arbeit zu erhalten faͤhig<lb/> war, eignete ſich der Gewalthabende denſelben zu, und ſetzte einen Preis darauf.<lb/><note place="left">Erſt durch die<lb/> Arbeit erhaͤlt<lb/> der Boden<lb/> einen Werth.</note>Dieſer war ſehr geringe, ſo lange es an Arbeit und an der Kunſt, ſolche zweckmaͤßig<lb/> zu verwenden, fehlte. So wie beides ſich vermehrte, ſtieg der Preis des Grund und<lb/> Bodens, mit demſelben aber auch der Preis der Arbeit und folglich der Preis des<lb/> aus beiden hervorgehenden Produkts.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 139.</head><lb/> <p><note place="left">Verhaͤltniß<lb/> zwiſchen dem<lb/> Preiſe der Ar-<lb/> beit, des Bo-<lb/> dens und der<lb/> Produkte.</note>Daher iſt in kultivirten und bevoͤlkerten Laͤndern ein im Durchſchnitt der Jahre<lb/> feſtſtehendes Verhaͤltniß oder Gleichgewicht zwiſchen dem Preiſe des Grund und Bo-<lb/> dens, der Arbeit und der Produkte entſtanden, welches, wenn es durch Zufaͤllig-<lb/> keiten geſtoͤrt wird, ſich doch bald wieder herſtellt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 140.</head><lb/> <p>Indeſſen iſt dieſes Verhaͤltniß nicht allenthalben gleich, ſondern richtet ſich nach<lb/> der Quantitaͤt und Qualitaͤt des Bodens, gegen die der arbeitenden Kraͤfte, der<lb/> Kunſtkenntniſſe und des dem Ackerbau gewidmeten Betriebskapitals. Der Grund<lb/> und Boden iſt wohlfeil, wo es an arbeitenden Kraͤften, an Kunſtkenntniſſen und<lb/> Kapitale fehlt, und der Preis der letztern ſteht daſelbſt hoch gegen den des erſten.<lb/> Wenn hingegen in einem bevoͤlkerten Staate ſich die arbeitenden Kraͤfte, die Kennt-<lb/> niſſe und das zu ihrer Herbeiſchaffung und Vorausbezahlung noͤthige Kapital ver-<lb/> mehrt haben, ſo ſteigt der Werth des Grund und Bodens im Verhaͤltniß gegen jene.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 141.</head><lb/> <p><note place="left">Hierauf gruͤn-<lb/> det ſich der<lb/> Vorzug des<lb/> extenſiven<lb/> oder intenſi-<lb/> ven Betriebes.</note>Dies Verhaͤltniß des Arbeitspreiſes gegen den Preis des Grund und Bodens<lb/> traͤgt zur Begruͤndung der verſchiedenen Ackerſyſteme vieles bei. Man kann dieſe in<lb/> ihren Extremen die <hi rendition="#g">extenſiven</hi> und die <hi rendition="#g">intenſiven</hi> nennen.</p><lb/> <p>Wo naͤmlich der Boden wohlfeil, die Arbeit aber theuer iſt, da wird man eine<lb/> gewiſſe Maſſe von Produkten auf einer großen Flaͤche, aber mit moͤglichſt geringer<lb/> Arbeit hervorzubringen ſuchen muͤſſen. Wo dagegen der Preis des Bodens hoch iſt,<lb/> Arbeit aber in genugſamer Menge und zu billigem Preiſe ſich darbietet, da wird man<lb/> auf einer geringen Ackerflaͤche denſelben Werth an Produkten — wie dies wohl im-<lb/> mer moͤglich iſt — durch verſtaͤrkte Anwendung der Arbeit zu erzielen ſuchen.</p><lb/> <p>Es giebt Gegenden in <placeName>Amerika</placeName>, wo man einen Acker guten Bodens mit dem<lb/> Preiſe einer Tagesarbeit erkauft. In <placeName>Belgien</placeName>, in <placeName>England</placeName> und einigen Diſtrikten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [100/0130]
Die Arbeit im Allgemeinen.
waren. Wie man den Werth erkannte, den er durch die Arbeit zu erhalten faͤhig
war, eignete ſich der Gewalthabende denſelben zu, und ſetzte einen Preis darauf.
Dieſer war ſehr geringe, ſo lange es an Arbeit und an der Kunſt, ſolche zweckmaͤßig
zu verwenden, fehlte. So wie beides ſich vermehrte, ſtieg der Preis des Grund und
Bodens, mit demſelben aber auch der Preis der Arbeit und folglich der Preis des
aus beiden hervorgehenden Produkts.
Erſt durch die
Arbeit erhaͤlt
der Boden
einen Werth.
§. 139.
Daher iſt in kultivirten und bevoͤlkerten Laͤndern ein im Durchſchnitt der Jahre
feſtſtehendes Verhaͤltniß oder Gleichgewicht zwiſchen dem Preiſe des Grund und Bo-
dens, der Arbeit und der Produkte entſtanden, welches, wenn es durch Zufaͤllig-
keiten geſtoͤrt wird, ſich doch bald wieder herſtellt.
Verhaͤltniß
zwiſchen dem
Preiſe der Ar-
beit, des Bo-
dens und der
Produkte.
§. 140.
Indeſſen iſt dieſes Verhaͤltniß nicht allenthalben gleich, ſondern richtet ſich nach
der Quantitaͤt und Qualitaͤt des Bodens, gegen die der arbeitenden Kraͤfte, der
Kunſtkenntniſſe und des dem Ackerbau gewidmeten Betriebskapitals. Der Grund
und Boden iſt wohlfeil, wo es an arbeitenden Kraͤften, an Kunſtkenntniſſen und
Kapitale fehlt, und der Preis der letztern ſteht daſelbſt hoch gegen den des erſten.
Wenn hingegen in einem bevoͤlkerten Staate ſich die arbeitenden Kraͤfte, die Kennt-
niſſe und das zu ihrer Herbeiſchaffung und Vorausbezahlung noͤthige Kapital ver-
mehrt haben, ſo ſteigt der Werth des Grund und Bodens im Verhaͤltniß gegen jene.
§. 141.
Dies Verhaͤltniß des Arbeitspreiſes gegen den Preis des Grund und Bodens
traͤgt zur Begruͤndung der verſchiedenen Ackerſyſteme vieles bei. Man kann dieſe in
ihren Extremen die extenſiven und die intenſiven nennen.
Hierauf gruͤn-
det ſich der
Vorzug des
extenſiven
oder intenſi-
ven Betriebes.
Wo naͤmlich der Boden wohlfeil, die Arbeit aber theuer iſt, da wird man eine
gewiſſe Maſſe von Produkten auf einer großen Flaͤche, aber mit moͤglichſt geringer
Arbeit hervorzubringen ſuchen muͤſſen. Wo dagegen der Preis des Bodens hoch iſt,
Arbeit aber in genugſamer Menge und zu billigem Preiſe ſich darbietet, da wird man
auf einer geringen Ackerflaͤche denſelben Werth an Produkten — wie dies wohl im-
mer moͤglich iſt — durch verſtaͤrkte Anwendung der Arbeit zu erzielen ſuchen.
Es giebt Gegenden in Amerika, wo man einen Acker guten Bodens mit dem
Preiſe einer Tagesarbeit erkauft. In Belgien, in England und einigen Diſtrikten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |