Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

unvermischt erhalten haben. (Siehe Völkertypen, 1. Heft.) Sudan- und
Bantuneger sind zwar durch ihre Sprache, aber nicht körperlich
voneinander unterschieden, wenigstens nicht so sehr, daß es mög-
lich wäre, in jedem Falle zu bestimmen, ob ein Neger der einen
oder der anderen Gruppe zuzurechnen sei; nur im allgemeinen wird
von Forschern behauptet, daß der Sudanneger die Eigenschaften
des dunklen Afrikaners im gesteigerten Maße besitzt. Unter diesen
Eigenschaften sind die dunkle Hautfarbe und das dunkle, krause
Haar an erster Stelle zu nennen. Die Farbe der sammetweichen
Haut schwankt allerdings und kommt in den verschiedensten
Schattierungen vor; es gibt Neger mit schwarzbrauner, schokoladen-
brauner bis ledergelber Färbung, immerhin muß man sie als die
dunkelsten Bewohner der Erde betrachten. Neugeborene Kinder
sind in der Regel nicht dunkler als europäische und erhalten die
Farbe der Eltern erst allmählich nach Wochen und Monaten. Die
Haare des Negers sind grauschwarz, grob, kraus und kurz und in
der ersten Zeit nach dem Scheren zu kleinen, pfefferkornähnlichen
Knäueln vereinigt. Am Körper ist der Haarwuchs spärlich, und
bärtige Neger sind äußerst selten. Die Augen sind ziemlich groß;
die Regenbogenhaut ist fast schwarz und von der Pupille kaum
zu unterscheiden. Dagegen ist die harte Augenhaut, namentlich
bei Kindern und jugendlichen Personen, fast immer rein weiß und
macht das Negerauge durch den Kontrast mit der Haut und der
schwarzen Iris schön. Dafür freilich ist der übrige Teil des Gesichts
eher häßlich zu nennen. Die Nase ist niedrig, breit und flach; die
Lippen sind dick und erscheinen wie umgestülpt. Der Schädel ist
schmal, ebenso die Stirn, das Gebiß vorspringend, sodaß der Ge-
sichtswinkel nur 70--75 ° beträgt. Die großen weißen Zähne sitzen
etwas schief und nach vorn geneigt; sie sind meist gesund, was
allerdings weniger Rasseneigentümlichkeit als die Folge sorgfältiger
Zahnpflege sein dürfte, wie sie bei den meisten Afrikanern üblich
ist. Die Klafterweite ist beim Neger bedeutend größer als beim
Europäer und übertrifft die Körperhöhe ganz wesentlich; infolge-
dessen reichen die Fingerspitzen bei herabhängenden Armen und
gerader Körperhaltung tiefer gegen das Kniegelenk als bei uns.
Künstliche Verunstaltungen des Körpers kommen bei den Negern
ebenso vor wie bei anderen Naturvölkern und erstrecken sich be-
sonders auf Zähne, Nase und Ohren. Erstere werden in ihrer
Form verändert, teilweise auch, was namentlich die Schneidezähne

unvermischt erhalten haben. (Siehe Völkertypen, 1. Heft.) Sudan- und
Bantuneger sind zwar durch ihre Sprache, aber nicht körperlich
voneinander unterschieden, wenigstens nicht so sehr, daß es mög-
lich wäre, in jedem Falle zu bestimmen, ob ein Neger der einen
oder der anderen Gruppe zuzurechnen sei; nur im allgemeinen wird
von Forschern behauptet, daß der Sudanneger die Eigenschaften
des dunklen Afrikaners im gesteigerten Maße besitzt. Unter diesen
Eigenschaften sind die dunkle Hautfarbe und das dunkle, krause
Haar an erster Stelle zu nennen. Die Farbe der sammetweichen
Haut schwankt allerdings und kommt in den verschiedensten
Schattierungen vor; es gibt Neger mit schwarzbrauner, schokoladen-
brauner bis ledergelber Färbung, immerhin muß man sie als die
dunkelsten Bewohner der Erde betrachten. Neugeborene Kinder
sind in der Regel nicht dunkler als europäische und erhalten die
Farbe der Eltern erst allmählich nach Wochen und Monaten. Die
Haare des Negers sind grauschwarz, grob, kraus und kurz und in
der ersten Zeit nach dem Scheren zu kleinen, pfefferkornähnlichen
Knäueln vereinigt. Am Körper ist der Haarwuchs spärlich, und
bärtige Neger sind äußerst selten. Die Augen sind ziemlich groß;
die Regenbogenhaut ist fast schwarz und von der Pupille kaum
zu unterscheiden. Dagegen ist die harte Augenhaut, namentlich
bei Kindern und jugendlichen Personen, fast immer rein weiß und
macht das Negerauge durch den Kontrast mit der Haut und der
schwarzen Iris schön. Dafür freilich ist der übrige Teil des Gesichts
eher häßlich zu nennen. Die Nase ist niedrig, breit und flach; die
Lippen sind dick und erscheinen wie umgestülpt. Der Schädel ist
schmal, ebenso die Stirn, das Gebiß vorspringend, sodaß der Ge-
sichtswinkel nur 70—75 ° beträgt. Die großen weißen Zähne sitzen
etwas schief und nach vorn geneigt; sie sind meist gesund, was
allerdings weniger Rasseneigentümlichkeit als die Folge sorgfältiger
Zahnpflege sein dürfte, wie sie bei den meisten Afrikanern üblich
ist. Die Klafterweite ist beim Neger bedeutend größer als beim
Europäer und übertrifft die Körperhöhe ganz wesentlich; infolge-
dessen reichen die Fingerspitzen bei herabhängenden Armen und
gerader Körperhaltung tiefer gegen das Kniegelenk als bei uns.
Künstliche Verunstaltungen des Körpers kommen bei den Negern
ebenso vor wie bei anderen Naturvölkern und erstrecken sich be-
sonders auf Zähne, Nase und Ohren. Erstere werden in ihrer
Form verändert, teilweise auch, was namentlich die Schneidezähne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0016" n="&#x2014; 12 &#x2014;" corresp="http://gei-digital.gei.de/viewer/image/PPN733267742/00000016"/>
unvermischt erhalten haben. (<choice><abbr>S.</abbr><expan>Siehe</expan></choice> Völkertypen, 1. Heft.) Sudan- und<lb/>
Bantuneger sind zwar durch ihre Sprache, aber nicht körperlich<lb/>
voneinander unterschieden, wenigstens nicht so sehr, daß es mög-<lb/>
lich wäre, in jedem Falle zu bestimmen, ob ein Neger der einen<lb/>
oder der anderen Gruppe zuzurechnen sei; nur im allgemeinen wird<lb/>
von Forschern behauptet, daß der Sudanneger die Eigenschaften<lb/>
des dunklen Afrikaners im gesteigerten Maße besitzt. Unter diesen<lb/>
Eigenschaften sind die dunkle Hautfarbe und das dunkle, krause<lb/>
Haar an erster Stelle zu nennen. Die Farbe der sammetweichen<lb/>
Haut schwankt allerdings und kommt in den verschiedensten<lb/>
Schattierungen vor; es gibt Neger mit schwarzbrauner, schokoladen-<lb/>
brauner bis ledergelber Färbung, immerhin muß man sie als die<lb/>
dunkelsten Bewohner der Erde betrachten. Neugeborene Kinder<lb/>
sind in der Regel nicht dunkler als europäische und erhalten die<lb/>
Farbe der Eltern erst allmählich nach Wochen und Monaten. Die<lb/>
Haare des Negers sind grauschwarz, grob, kraus und kurz und in<lb/>
der ersten Zeit nach dem Scheren zu kleinen, pfefferkornähnlichen<lb/>
Knäueln vereinigt. Am Körper ist der Haarwuchs spärlich, und<lb/>
bärtige Neger sind äußerst selten. Die Augen sind ziemlich groß;<lb/>
die Regenbogenhaut ist fast schwarz und von der Pupille kaum<lb/>
zu unterscheiden. Dagegen ist die harte Augenhaut, namentlich<lb/>
bei Kindern und jugendlichen Personen, fast immer rein weiß und<lb/>
macht das Negerauge durch den Kontrast mit der Haut und der<lb/>
schwarzen Iris schön. Dafür freilich ist der übrige Teil des Gesichts<lb/>
eher häßlich zu nennen. Die Nase ist niedrig, breit und flach; die<lb/>
Lippen sind dick und erscheinen wie umgestülpt. Der Schädel ist<lb/>
schmal, ebenso die Stirn, das Gebiß vorspringend, sodaß der Ge-<lb/>
sichtswinkel nur 70&#x2014;75 ° beträgt. Die großen weißen Zähne sitzen<lb/>
etwas schief und nach vorn geneigt; sie sind meist gesund, was<lb/>
allerdings weniger Rasseneigentümlichkeit als die Folge sorgfältiger<lb/>
Zahnpflege sein dürfte, wie sie bei den meisten Afrikanern üblich<lb/>
ist. Die Klafterweite ist beim Neger bedeutend größer als beim<lb/>
Europäer und übertrifft die Körperhöhe ganz wesentlich; infolge-<lb/>
dessen reichen die Fingerspitzen bei herabhängenden Armen und<lb/>
gerader Körperhaltung tiefer gegen das Kniegelenk als bei uns.<lb/>
Künstliche Verunstaltungen des Körpers kommen bei den Negern<lb/>
ebenso vor wie bei anderen Naturvölkern und erstrecken sich be-<lb/>
sonders auf Zähne, Nase und Ohren. Erstere werden in ihrer<lb/>
Form verändert, teilweise auch, was namentlich die Schneidezähne<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[— 12 —/0016] unvermischt erhalten haben. (S. Völkertypen, 1. Heft.) Sudan- und Bantuneger sind zwar durch ihre Sprache, aber nicht körperlich voneinander unterschieden, wenigstens nicht so sehr, daß es mög- lich wäre, in jedem Falle zu bestimmen, ob ein Neger der einen oder der anderen Gruppe zuzurechnen sei; nur im allgemeinen wird von Forschern behauptet, daß der Sudanneger die Eigenschaften des dunklen Afrikaners im gesteigerten Maße besitzt. Unter diesen Eigenschaften sind die dunkle Hautfarbe und das dunkle, krause Haar an erster Stelle zu nennen. Die Farbe der sammetweichen Haut schwankt allerdings und kommt in den verschiedensten Schattierungen vor; es gibt Neger mit schwarzbrauner, schokoladen- brauner bis ledergelber Färbung, immerhin muß man sie als die dunkelsten Bewohner der Erde betrachten. Neugeborene Kinder sind in der Regel nicht dunkler als europäische und erhalten die Farbe der Eltern erst allmählich nach Wochen und Monaten. Die Haare des Negers sind grauschwarz, grob, kraus und kurz und in der ersten Zeit nach dem Scheren zu kleinen, pfefferkornähnlichen Knäueln vereinigt. Am Körper ist der Haarwuchs spärlich, und bärtige Neger sind äußerst selten. Die Augen sind ziemlich groß; die Regenbogenhaut ist fast schwarz und von der Pupille kaum zu unterscheiden. Dagegen ist die harte Augenhaut, namentlich bei Kindern und jugendlichen Personen, fast immer rein weiß und macht das Negerauge durch den Kontrast mit der Haut und der schwarzen Iris schön. Dafür freilich ist der übrige Teil des Gesichts eher häßlich zu nennen. Die Nase ist niedrig, breit und flach; die Lippen sind dick und erscheinen wie umgestülpt. Der Schädel ist schmal, ebenso die Stirn, das Gebiß vorspringend, sodaß der Ge- sichtswinkel nur 70—75 ° beträgt. Die großen weißen Zähne sitzen etwas schief und nach vorn geneigt; sie sind meist gesund, was allerdings weniger Rasseneigentümlichkeit als die Folge sorgfältiger Zahnpflege sein dürfte, wie sie bei den meisten Afrikanern üblich ist. Die Klafterweite ist beim Neger bedeutend größer als beim Europäer und übertrifft die Körperhöhe ganz wesentlich; infolge- dessen reichen die Fingerspitzen bei herabhängenden Armen und gerader Körperhaltung tiefer gegen das Kniegelenk als bei uns. Künstliche Verunstaltungen des Körpers kommen bei den Negern ebenso vor wie bei anderen Naturvölkern und erstrecken sich be- sonders auf Zähne, Nase und Ohren. Erstere werden in ihrer Form verändert, teilweise auch, was namentlich die Schneidezähne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Georg-Eckert-Institut - Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung: Bereitstellung der Texttranskription. (2015-07-21T13:10:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Maret Keller, Christian Wachter, Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-07-21T13:10:17Z)
CLARIN-D: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: ignoriert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/16
Zitationshilfe: Tewes, Hermann: Menschenrassen und Völkertypen. Bd. 2. 2. Aufl. Leipzig, 1913, S. — 12 —. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tewes_menschenrassen_1913/16>, abgerufen am 11.12.2024.