ser die Realität der Seele ist, die sich in ihrer Verbin- dung mit dem menschlichen Körper äußern kann.
Dieß hängt nur zwar wiederum zum Theil von der Organisation ab. Aber da doch dieser für sich allein keine absolute Vollkommenheit zugeschrieben werden kann, sondern sie nur gut ist wie ein Jnstrument, in Rücksicht auf das Wesen, dem sie brauchbar seyn soll: so kom- men wir wiederum zu dem Grundsatz, "daß endlich alle "innere absolute Realität der menschlichen Natur in der "unkörperlichen Einheit, in der Seele, in der Größe "und Stärke ihrer Kräfte und Vermögen, die sich durch "den Körper äußern können, zu suchen sey." Je mehr und je größere entwickelte Gefühlsvermögen diese besitzet; je größer, lebhafter und vielseitiger ihre Vorstellungskraft und ihre Reflexion ist; je größer und mannichfaltiger ih- re äußere Thätigkeit, und je größer ihre Selbstmacht über sich: desto reeller, desto vollkommener für sich, ist die Menschheit in dem Menschen.
Jn der Seele als in einer einfachen Substanz sind ihre wirklichen Kräfte, und deren Grade und Stufen, et- was Absolutes und Reeles. Sind nun diese Grade veränderlich, so läßt sich in ihr eine Vermehrung oder Vergrößerung dieses Positiven und Reelen den- ken, das alsdenn in einer Vergrößerung ihrer Sub- stanz bestehet.
Dem Zusammengesetzten kann für sich, als einem solchen, keine absolute Vollkommenheit oder nur Reali- tät zukommen. Denn es ist nichts Absolutes für sich. Sehen wir auf Maschinen und auf die ganze Körper- welt, so kann diesen, wenn wir von der Brauchbarkeit für empfindende Wesen abstrahiren, keine Realität, auch keine physische, beygelegt werden, die nicht in den einfa- chen Substanzen sey, aus denen das Zusammengesetzte bestehet. Sind diese von einer unveränderlichen Größe, so ist es gleichviel in Hinsicht ihrer, ob sie in Ordnung
verbun-
S s 2
und Entwickelung des Menſchen.
ſer die Realitaͤt der Seele iſt, die ſich in ihrer Verbin- dung mit dem menſchlichen Koͤrper aͤußern kann.
Dieß haͤngt nur zwar wiederum zum Theil von der Organiſation ab. Aber da doch dieſer fuͤr ſich allein keine abſolute Vollkommenheit zugeſchrieben werden kann, ſondern ſie nur gut iſt wie ein Jnſtrument, in Ruͤckſicht auf das Weſen, dem ſie brauchbar ſeyn ſoll: ſo kom- men wir wiederum zu dem Grundſatz, „daß endlich alle „innere abſolute Realitaͤt der menſchlichen Natur in der „unkoͤrperlichen Einheit, in der Seele, in der Groͤße „und Staͤrke ihrer Kraͤfte und Vermoͤgen, die ſich durch „den Koͤrper aͤußern koͤnnen, zu ſuchen ſey.‟ Je mehr und je groͤßere entwickelte Gefuͤhlsvermoͤgen dieſe beſitzet; je groͤßer, lebhafter und vielſeitiger ihre Vorſtellungskraft und ihre Reflexion iſt; je groͤßer und mannichfaltiger ih- re aͤußere Thaͤtigkeit, und je groͤßer ihre Selbſtmacht uͤber ſich: deſto reeller, deſto vollkommener fuͤr ſich, iſt die Menſchheit in dem Menſchen.
Jn der Seele als in einer einfachen Subſtanz ſind ihre wirklichen Kraͤfte, und deren Grade und Stufen, et- was Abſolutes und Reeles. Sind nun dieſe Grade veraͤnderlich, ſo laͤßt ſich in ihr eine Vermehrung oder Vergroͤßerung dieſes Poſitiven und Reelen den- ken, das alsdenn in einer Vergroͤßerung ihrer Sub- ſtanz beſtehet.
Dem Zuſammengeſetzten kann fuͤr ſich, als einem ſolchen, keine abſolute Vollkommenheit oder nur Reali- taͤt zukommen. Denn es iſt nichts Abſolutes fuͤr ſich. Sehen wir auf Maſchinen und auf die ganze Koͤrper- welt, ſo kann dieſen, wenn wir von der Brauchbarkeit fuͤr empfindende Weſen abſtrahiren, keine Realitaͤt, auch keine phyſiſche, beygelegt werden, die nicht in den einfa- chen Subſtanzen ſey, aus denen das Zuſammengeſetzte beſtehet. Sind dieſe von einer unveraͤnderlichen Groͤße, ſo iſt es gleichviel in Hinſicht ihrer, ob ſie in Ordnung
verbun-
S s 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0673"n="643"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Entwickelung des Menſchen.</hi></fw><lb/>ſer die Realitaͤt der Seele iſt, die ſich in ihrer Verbin-<lb/>
dung mit dem menſchlichen Koͤrper aͤußern kann.</p><lb/><p>Dieß haͤngt nur zwar wiederum zum Theil von der<lb/>
Organiſation ab. Aber da doch dieſer fuͤr ſich allein<lb/>
keine abſolute Vollkommenheit zugeſchrieben werden kann,<lb/>ſondern ſie nur gut iſt wie ein Jnſtrument, in Ruͤckſicht<lb/>
auf das Weſen, dem ſie brauchbar ſeyn ſoll: ſo kom-<lb/>
men wir wiederum zu dem Grundſatz, „daß endlich alle<lb/>„innere abſolute Realitaͤt der menſchlichen Natur in der<lb/>„unkoͤrperlichen Einheit, in der Seele, in der Groͤße<lb/>„und Staͤrke ihrer Kraͤfte und Vermoͤgen, die ſich durch<lb/>„den Koͤrper aͤußern koͤnnen, zu ſuchen ſey.‟ Je mehr<lb/>
und je groͤßere entwickelte Gefuͤhlsvermoͤgen dieſe beſitzet;<lb/>
je groͤßer, lebhafter und vielſeitiger ihre Vorſtellungskraft<lb/>
und ihre Reflexion iſt; je groͤßer und mannichfaltiger ih-<lb/>
re aͤußere Thaͤtigkeit, und je groͤßer ihre Selbſtmacht<lb/>
uͤber ſich: deſto reeller, deſto vollkommener fuͤr ſich, iſt<lb/>
die Menſchheit in dem Menſchen.</p><lb/><p>Jn der Seele als in einer einfachen Subſtanz ſind<lb/>
ihre wirklichen Kraͤfte, und deren Grade und Stufen, et-<lb/>
was Abſolutes und Reeles. Sind nun dieſe Grade<lb/>
veraͤnderlich, ſo laͤßt ſich in ihr eine <hirendition="#fr">Vermehrung</hi> oder<lb/><hirendition="#fr">Vergroͤßerung dieſes Poſitiven und Reelen</hi> den-<lb/>
ken, das alsdenn in einer <hirendition="#fr">Vergroͤßerung ihrer Sub-<lb/>ſtanz</hi> beſtehet.</p><lb/><p>Dem Zuſammengeſetzten kann fuͤr ſich, als einem<lb/>ſolchen, keine abſolute Vollkommenheit oder nur Reali-<lb/>
taͤt zukommen. Denn es iſt nichts Abſolutes fuͤr ſich.<lb/>
Sehen wir auf Maſchinen und auf die ganze Koͤrper-<lb/>
welt, ſo kann dieſen, wenn wir von der Brauchbarkeit<lb/>
fuͤr empfindende Weſen abſtrahiren, keine Realitaͤt, auch<lb/>
keine phyſiſche, beygelegt werden, die nicht in den einfa-<lb/>
chen Subſtanzen ſey, aus denen das Zuſammengeſetzte<lb/>
beſtehet. Sind dieſe von einer unveraͤnderlichen Groͤße,<lb/>ſo iſt es gleichviel in Hinſicht ihrer, ob ſie in Ordnung<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">verbun-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[643/0673]
und Entwickelung des Menſchen.
ſer die Realitaͤt der Seele iſt, die ſich in ihrer Verbin-
dung mit dem menſchlichen Koͤrper aͤußern kann.
Dieß haͤngt nur zwar wiederum zum Theil von der
Organiſation ab. Aber da doch dieſer fuͤr ſich allein
keine abſolute Vollkommenheit zugeſchrieben werden kann,
ſondern ſie nur gut iſt wie ein Jnſtrument, in Ruͤckſicht
auf das Weſen, dem ſie brauchbar ſeyn ſoll: ſo kom-
men wir wiederum zu dem Grundſatz, „daß endlich alle
„innere abſolute Realitaͤt der menſchlichen Natur in der
„unkoͤrperlichen Einheit, in der Seele, in der Groͤße
„und Staͤrke ihrer Kraͤfte und Vermoͤgen, die ſich durch
„den Koͤrper aͤußern koͤnnen, zu ſuchen ſey.‟ Je mehr
und je groͤßere entwickelte Gefuͤhlsvermoͤgen dieſe beſitzet;
je groͤßer, lebhafter und vielſeitiger ihre Vorſtellungskraft
und ihre Reflexion iſt; je groͤßer und mannichfaltiger ih-
re aͤußere Thaͤtigkeit, und je groͤßer ihre Selbſtmacht
uͤber ſich: deſto reeller, deſto vollkommener fuͤr ſich, iſt
die Menſchheit in dem Menſchen.
Jn der Seele als in einer einfachen Subſtanz ſind
ihre wirklichen Kraͤfte, und deren Grade und Stufen, et-
was Abſolutes und Reeles. Sind nun dieſe Grade
veraͤnderlich, ſo laͤßt ſich in ihr eine Vermehrung oder
Vergroͤßerung dieſes Poſitiven und Reelen den-
ken, das alsdenn in einer Vergroͤßerung ihrer Sub-
ſtanz beſtehet.
Dem Zuſammengeſetzten kann fuͤr ſich, als einem
ſolchen, keine abſolute Vollkommenheit oder nur Reali-
taͤt zukommen. Denn es iſt nichts Abſolutes fuͤr ſich.
Sehen wir auf Maſchinen und auf die ganze Koͤrper-
welt, ſo kann dieſen, wenn wir von der Brauchbarkeit
fuͤr empfindende Weſen abſtrahiren, keine Realitaͤt, auch
keine phyſiſche, beygelegt werden, die nicht in den einfa-
chen Subſtanzen ſey, aus denen das Zuſammengeſetzte
beſtehet. Sind dieſe von einer unveraͤnderlichen Groͤße,
ſo iſt es gleichviel in Hinſicht ihrer, ob ſie in Ordnung
verbun-
S s 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 643. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/673>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.