den, daß die Verschiedenheit der Menschen mit der Ab- stammung von Einem Geschlecht bestehen, daß ihre er- ste Veranlassung bey den Jndividuen aus dem Ein- fluß der äußern Ursachen, und die Fortpflanzung dersel- ben aus den bey der Zeugung wirksamen natürlichen Kräften, völlig erkläret werden könne. Es kommt wohl am meisten nur darauf an, wie man die schon bewähr- ten Fakta gebrauchet, wenn man Schlüsse daraus ziehen will. Jndessen hat man allerdings noch Gründe ge- nug, mehrere Erfahrungen aufzusuchen, um die Sache vollkommen zu bestätigen. Diese Untersuchung würde eine eigene Abhandlung erfodern, wenn sie ausführlich vorgenommen werden sollte. Jndessen da das Meiste darüber schon von den einsichtsvollen Männern gesagt ist, die ich vorher genannt habe, und besonders von dem Hrn. Professor Blumenbach, und da ohnedieß meine Absicht mich einschränkt: so will ich nur eine Art von Nachlese in einigen kurzen Anmerkungen halten, und auch dieß nicht einmal, sondern vielmehr nur eine An- zeige geben, wo und wie solche angestellet werden könne.
Zunächst aber macht die Art, wie manche den Ein- fluß der äußern Ursachen zu bestimmen suchen, eine all- gemeine Erinnerung nöthig. Das Klima und die Lebens- art modificiren sonder Zweifel den menschlichen Körper, und seine Farbe und Größe. Wenn nun einige die Schwärze der Neger der Hitze des Klima zuschreiben, wovon die Haut wirklich gefärbet wird, so glaubet Ho- me berechtiget zu seyn diesen Einfluß zu läugnen, weil die Neger ihre Farben von Geschlecht zu Geschlecht, auch unter dem gemäßigten Himmel in Nordamerika, behalten. Die Braminen und die Banianen, die sich nicht mit andern Nationen vermischen, haben und be- halten ihre weiße Farbe, ohnerachtet sie unter einem Himmelsstrich leben, der eben so heiß ist, als das Kli- ma an der malabarischen Küste und in andern Neger-
ländern
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
den, daß die Verſchiedenheit der Menſchen mit der Ab- ſtammung von Einem Geſchlecht beſtehen, daß ihre er- ſte Veranlaſſung bey den Jndividuen aus dem Ein- fluß der aͤußern Urſachen, und die Fortpflanzung derſel- ben aus den bey der Zeugung wirkſamen natuͤrlichen Kraͤften, voͤllig erklaͤret werden koͤnne. Es kommt wohl am meiſten nur darauf an, wie man die ſchon bewaͤhr- ten Fakta gebrauchet, wenn man Schluͤſſe daraus ziehen will. Jndeſſen hat man allerdings noch Gruͤnde ge- nug, mehrere Erfahrungen aufzuſuchen, um die Sache vollkommen zu beſtaͤtigen. Dieſe Unterſuchung wuͤrde eine eigene Abhandlung erfodern, wenn ſie ausfuͤhrlich vorgenommen werden ſollte. Jndeſſen da das Meiſte daruͤber ſchon von den einſichtsvollen Maͤnnern geſagt iſt, die ich vorher genannt habe, und beſonders von dem Hrn. Profeſſor Blumenbach, und da ohnedieß meine Abſicht mich einſchraͤnkt: ſo will ich nur eine Art von Nachleſe in einigen kurzen Anmerkungen halten, und auch dieß nicht einmal, ſondern vielmehr nur eine An- zeige geben, wo und wie ſolche angeſtellet werden koͤnne.
Zunaͤchſt aber macht die Art, wie manche den Ein- fluß der aͤußern Urſachen zu beſtimmen ſuchen, eine all- gemeine Erinnerung noͤthig. Das Klima und die Lebens- art modificiren ſonder Zweifel den menſchlichen Koͤrper, und ſeine Farbe und Groͤße. Wenn nun einige die Schwaͤrze der Neger der Hitze des Klima zuſchreiben, wovon die Haut wirklich gefaͤrbet wird, ſo glaubet Ho- me berechtiget zu ſeyn dieſen Einfluß zu laͤugnen, weil die Neger ihre Farben von Geſchlecht zu Geſchlecht, auch unter dem gemaͤßigten Himmel in Nordamerika, behalten. Die Braminen und die Banianen, die ſich nicht mit andern Nationen vermiſchen, haben und be- halten ihre weiße Farbe, ohnerachtet ſie unter einem Himmelsſtrich leben, der eben ſo heiß iſt, als das Kli- ma an der malabariſchen Kuͤſte und in andern Neger-
laͤndern
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XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
den, daß die Verſchiedenheit der Menſchen mit der Ab-
ſtammung von Einem Geſchlecht beſtehen, daß ihre er-
ſte Veranlaſſung bey den Jndividuen aus dem Ein-
fluß der aͤußern Urſachen, und die Fortpflanzung derſel-
ben aus den bey der Zeugung wirkſamen natuͤrlichen
Kraͤften, voͤllig erklaͤret werden koͤnne. Es kommt wohl
am meiſten nur darauf an, wie man die ſchon bewaͤhr-
ten Fakta gebrauchet, wenn man Schluͤſſe daraus ziehen
will. Jndeſſen hat man allerdings noch Gruͤnde ge-
nug, mehrere Erfahrungen aufzuſuchen, um die Sache
vollkommen zu beſtaͤtigen. Dieſe Unterſuchung wuͤrde
eine eigene Abhandlung erfodern, wenn ſie ausfuͤhrlich
vorgenommen werden ſollte. Jndeſſen da das Meiſte
daruͤber ſchon von den einſichtsvollen Maͤnnern geſagt
iſt, die ich vorher genannt habe, und beſonders von
dem Hrn. Profeſſor Blumenbach, und da ohnedieß
meine Abſicht mich einſchraͤnkt: ſo will ich nur eine Art
von Nachleſe in einigen kurzen Anmerkungen halten, und
auch dieß nicht einmal, ſondern vielmehr nur eine An-
zeige geben, wo und wie ſolche angeſtellet werden koͤnne.
Zunaͤchſt aber macht die Art, wie manche den Ein-
fluß der aͤußern Urſachen zu beſtimmen ſuchen, eine all-
gemeine Erinnerung noͤthig. Das Klima und die Lebens-
art modificiren ſonder Zweifel den menſchlichen Koͤrper,
und ſeine Farbe und Groͤße. Wenn nun einige die
Schwaͤrze der Neger der Hitze des Klima zuſchreiben,
wovon die Haut wirklich gefaͤrbet wird, ſo glaubet Ho-
me berechtiget zu ſeyn dieſen Einfluß zu laͤugnen, weil
die Neger ihre Farben von Geſchlecht zu Geſchlecht,
auch unter dem gemaͤßigten Himmel in Nordamerika,
behalten. Die Braminen und die Banianen, die ſich
nicht mit andern Nationen vermiſchen, haben und be-
halten ihre weiße Farbe, ohnerachtet ſie unter einem
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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