jenes ersten Bestrebens der thätigen Kraft sind, ist die Seele leidend, und hat also auch hiebey keine Selbst- macht über sich. Aber da, wo diese Reihe an eine ähn- liche nachfolgende anschließt; wo Anstrengung, neues Bestreben, oder auch nur eine Fortsetzung der ersten Jn- tension erfodert wird, da ist wiederum eine Stelle, wo die Seele mit Selbstmacht über sich handeln kann. Jch sage, wo sie es kann, denn in den wenigsten Fäl- len besitzet sie solche. Wo keine Aeußerung der Selbst- thätigkeit ist, da ist keine Freyheit. Aber nicht allemal, leider nur in den wenigsten Fällen, ist diese da, wo je- ne ist.
Zugleich aber ist es nun auch offenbar, was ich vorher vermuthet hatte, daß man eine jede Bestim- mung der selbstthätigen Kraft zur Aktion, eine Anwen- dung der Aufmerksamkeit genennt wissen wollen. So muß man zum mindesten sich erklären, woferne man mit der Erfahrung auskommen will.
2.
Dieß ist nun die Beschränkung der menschlichen Freyheit von einer Seite, in ihrer Ausdehnung näm- lich. Sie ist es auch in Hinsicht auf die Jntension, da die ihrer selbstmächtige Kraft, welche handelt, ge- ringe ist; und sie ist schwach, in so ferne auf das Ver- mögen zu dem Gegentheil gesehen wird. Ein großer Vortheil wird dem Kaufmanne angeboten. Sein Ent- schluß bleibet frey; denn er besitzet das Vermögen, sich anders zu bestimmen, und den Handel zu unterlassen. Aber er mache den Versuch einmal, und er wird finden, daß es ihm ungemein schwer werde, seiner Begierde zum Gewinn zu widerstehen. Wir haben noch oft das Vermögen zu dem Entgegengesetzten; aber es ist keine Fertigkeit, mit der wir leicht und geschwind den Effekt hervorbringen könnten. Es hätte oft einen schweren
Kampf
B 5
und Freyheit.
jenes erſten Beſtrebens der thaͤtigen Kraft ſind, iſt die Seele leidend, und hat alſo auch hiebey keine Selbſt- macht uͤber ſich. Aber da, wo dieſe Reihe an eine aͤhn- liche nachfolgende anſchließt; wo Anſtrengung, neues Beſtreben, oder auch nur eine Fortſetzung der erſten Jn- tenſion erfodert wird, da iſt wiederum eine Stelle, wo die Seele mit Selbſtmacht uͤber ſich handeln kann. Jch ſage, wo ſie es kann, denn in den wenigſten Faͤl- len beſitzet ſie ſolche. Wo keine Aeußerung der Selbſt- thaͤtigkeit iſt, da iſt keine Freyheit. Aber nicht allemal, leider nur in den wenigſten Faͤllen, iſt dieſe da, wo je- ne iſt.
Zugleich aber iſt es nun auch offenbar, was ich vorher vermuthet hatte, daß man eine jede Beſtim- mung der ſelbſtthaͤtigen Kraft zur Aktion, eine Anwen- dung der Aufmerkſamkeit genennt wiſſen wollen. So muß man zum mindeſten ſich erklaͤren, woferne man mit der Erfahrung auskommen will.
2.
Dieß iſt nun die Beſchraͤnkung der menſchlichen Freyheit von einer Seite, in ihrer Ausdehnung naͤm- lich. Sie iſt es auch in Hinſicht auf die Jntenſion, da die ihrer ſelbſtmaͤchtige Kraft, welche handelt, ge- ringe iſt; und ſie iſt ſchwach, in ſo ferne auf das Ver- moͤgen zu dem Gegentheil geſehen wird. Ein großer Vortheil wird dem Kaufmanne angeboten. Sein Ent- ſchluß bleibet frey; denn er beſitzet das Vermoͤgen, ſich anders zu beſtimmen, und den Handel zu unterlaſſen. Aber er mache den Verſuch einmal, und er wird finden, daß es ihm ungemein ſchwer werde, ſeiner Begierde zum Gewinn zu widerſtehen. Wir haben noch oft das Vermoͤgen zu dem Entgegengeſetzten; aber es iſt keine Fertigkeit, mit der wir leicht und geſchwind den Effekt hervorbringen koͤnnten. Es haͤtte oft einen ſchweren
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und Freyheit.
jenes erſten Beſtrebens der thaͤtigen Kraft ſind, iſt die
Seele leidend, und hat alſo auch hiebey keine Selbſt-
macht uͤber ſich. Aber da, wo dieſe Reihe an eine aͤhn-
liche nachfolgende anſchließt; wo Anſtrengung, neues
Beſtreben, oder auch nur eine Fortſetzung der erſten Jn-
tenſion erfodert wird, da iſt wiederum eine Stelle, wo
die Seele mit Selbſtmacht uͤber ſich handeln kann.
Jch ſage, wo ſie es kann, denn in den wenigſten Faͤl-
len beſitzet ſie ſolche. Wo keine Aeußerung der Selbſt-
thaͤtigkeit iſt, da iſt keine Freyheit. Aber nicht allemal,
leider nur in den wenigſten Faͤllen, iſt dieſe da, wo je-
ne iſt.
Zugleich aber iſt es nun auch offenbar, was ich
vorher vermuthet hatte, daß man eine jede Beſtim-
mung der ſelbſtthaͤtigen Kraft zur Aktion, eine Anwen-
dung der Aufmerkſamkeit genennt wiſſen wollen.
So muß man zum mindeſten ſich erklaͤren, woferne man
mit der Erfahrung auskommen will.
2.
Dieß iſt nun die Beſchraͤnkung der menſchlichen
Freyheit von einer Seite, in ihrer Ausdehnung naͤm-
lich. Sie iſt es auch in Hinſicht auf die Jntenſion,
da die ihrer ſelbſtmaͤchtige Kraft, welche handelt, ge-
ringe iſt; und ſie iſt ſchwach, in ſo ferne auf das Ver-
moͤgen zu dem Gegentheil geſehen wird. Ein großer
Vortheil wird dem Kaufmanne angeboten. Sein Ent-
ſchluß bleibet frey; denn er beſitzet das Vermoͤgen, ſich
anders zu beſtimmen, und den Handel zu unterlaſſen.
Aber er mache den Verſuch einmal, und er wird finden,
daß es ihm ungemein ſchwer werde, ſeiner Begierde
zum Gewinn zu widerſtehen. Wir haben noch oft das
Vermoͤgen zu dem Entgegengeſetzten; aber es iſt keine
Fertigkeit, mit der wir leicht und geſchwind den Effekt
hervorbringen koͤnnten. Es haͤtte oft einen ſchweren
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/55>, abgerufen am 23.11.2024.
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