V. Nähere Betrachtung der letzterwehnten Hypothe- se von der Epigenesis durch die Evolution.
1) Diese Hypothese verträgt sich mit allen Be- obachtungen. 2) Sie läßt eine Erzeugung neuer Theile zu, ohne daß eigene Keime zu solchen vorhan- den sind. Von Wiederergänzungen. 3) Sie läßt zu, daß Keime erzeuget werden. 4) Wie ferne die neuentstehenden Formen sich auf den Keim beziehen, aus dessen Entwi- ckelung sie hervorgehen. Jn Hinsicht eini- ger Formen besitzet der Keim nichts mehr als bloße Empfänglichkeit. 5) Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb zu etwas sey. Was wesentliche oder un- abänderliche Naturtriebe und Formen sind. 6) Wie die wesentlichen Formen in dem Keim bestimmt sind, nach der Hypothese der Evo- lution und nach der Epigenesis. 7) Wie bloße Vermögen in nähere Anlagen, und diese in Tendenzen übergehen. 8) Allgemeine natürliche Geschichte der Er- zeugung und Entwickelung organisirter Wesen.
1.
Laßt uns den letztern Begriff von einer Epigenesis durch die Evolution, oder von der Evolution, welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor- bringet, eine Weile vor uns stellen. Ohne daß ich den geringsten Hang hätte, die Zahl der Hypothesen über
die
IITheil. K k
und Entwickelung des Menſchen.
V. Naͤhere Betrachtung der letzterwehnten Hypothe- ſe von der Epigeneſis durch die Evolution.
1) Dieſe Hypotheſe vertraͤgt ſich mit allen Be- obachtungen. 2) Sie laͤßt eine Erzeugung neuer Theile zu, ohne daß eigene Keime zu ſolchen vorhan- den ſind. Von Wiederergaͤnzungen. 3) Sie laͤßt zu, daß Keime erzeuget werden. 4) Wie ferne die neuentſtehenden Formen ſich auf den Keim beziehen, aus deſſen Entwi- ckelung ſie hervorgehen. Jn Hinſicht eini- ger Formen beſitzet der Keim nichts mehr als bloße Empfaͤnglichkeit. 5) Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb zu etwas ſey. Was weſentliche oder un- abaͤnderliche Naturtriebe und Formen ſind. 6) Wie die weſentlichen Formen in dem Keim beſtimmt ſind, nach der Hypotheſe der Evo- lution und nach der Epigeneſis. 7) Wie bloße Vermoͤgen in naͤhere Anlagen, und dieſe in Tendenzen uͤbergehen. 8) Allgemeine natuͤrliche Geſchichte der Er- zeugung und Entwickelung organiſirter Weſen.
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Laßt uns den letztern Begriff von einer Epigeneſis durch die Evolution, oder von der Evolution, welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor- bringet, eine Weile vor uns ſtellen. Ohne daß ich den geringſten Hang haͤtte, die Zahl der Hypotheſen uͤber
die
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und Entwickelung des Menſchen.
V.
Naͤhere Betrachtung der letzterwehnten Hypothe-
ſe von der Epigeneſis durch die Evolution.
1) Dieſe Hypotheſe vertraͤgt ſich mit allen Be-
obachtungen.
2) Sie laͤßt eine Erzeugung neuer Theile zu,
ohne daß eigene Keime zu ſolchen vorhan-
den ſind. Von Wiederergaͤnzungen.
3) Sie laͤßt zu, daß Keime erzeuget werden.
4) Wie ferne die neuentſtehenden Formen ſich
auf den Keim beziehen, aus deſſen Entwi-
ckelung ſie hervorgehen. Jn Hinſicht eini-
ger Formen beſitzet der Keim nichts mehr
als bloße Empfaͤnglichkeit.
5) Was Anlage, Hang, Tendenz und Trieb
zu etwas ſey. Was weſentliche oder un-
abaͤnderliche Naturtriebe und Formen ſind.
6) Wie die weſentlichen Formen in dem Keim
beſtimmt ſind, nach der Hypotheſe der Evo-
lution und nach der Epigeneſis.
7) Wie bloße Vermoͤgen in naͤhere Anlagen,
und dieſe in Tendenzen uͤbergehen.
8) Allgemeine natuͤrliche Geſchichte der Er-
zeugung und Entwickelung organiſirter
Weſen.
1.
Laßt uns den letztern Begriff von einer Epigeneſis
durch die Evolution, oder von der Evolution,
welche durch neue Verbindungen neue Formen hervor-
bringet, eine Weile vor uns ſtellen. Ohne daß ich den
geringſten Hang haͤtte, die Zahl der Hypotheſen uͤber
die
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/543>, abgerufen am 22.12.2024.
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