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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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und Entwickelung des Menschen.
Keim bestimmt, daß nicht die hinzukommende Mate-
rie, je nachdem sie mehr oder weniger für besondere
Formen sich schickende Partikeln enthält, daran etwas
abändern könnte.

4.

Herr Wolf legt gleichfalls in die Keime der
Pflanzen und der Thiere die wesentliche Kraft, wel-
che zwar nicht allein aber doch einen Theil des wesent-
lichen Princips der Vegetation und der Ausbildung
des organisirten Körpers ausmacht. Die wesentli-
che Kraft
(vis essentialis) ist die unbekannte, dem
Saamen, dem Ey, aus jeder ersten Anlage des Thiers
und der Pflanze beywohnende Kraft die Nahrungs-
säfte anzunehmen, zu sammlen und durch die Theile
und Partikeln des Keims gehörig zu verbreiten, hie
und da in dem Jnnern desselben abzusetzen und heraus-
zutreiben. *)

Also ist auch hier in dem Keim ein wesentlicher
Bildungsgrund; nur daß dieser es nicht allein ist, der
die ganze Bildung bestimmt. Denn es ist ein zweytes
wesentliches Princip in der Gerinnbarkeit (Solide-
scibilität) der Säfte, die im Anfang flüssig sind, aber
leichter oder schwerer, geschwinder oder langsamer,
mehr und weniger, gerinnen, sich verdicken und ver-
festigen. Diese beiden Stücke, die wesentliche
Kraft
in dem Keim und die Solidescibilität in
den Säften, nennet Herr Wolf die wesentlichen
Bildungsgründe,
und sieht sie als die erstern Ur-
gründe an, die den zureichenden Grund der erfolgen-
den Bildungen enthalten sollen. Hiezu kommen
nun noch andere Gründe, welche er accessoria nennet.
Die Wärme und die Luft, welche von aussen wirken,

sieht
*) Theoria Generat. edit. nov. 1774. §. I. 241, 243. sqq.

und Entwickelung des Menſchen.
Keim beſtimmt, daß nicht die hinzukommende Mate-
rie, je nachdem ſie mehr oder weniger fuͤr beſondere
Formen ſich ſchickende Partikeln enthaͤlt, daran etwas
abaͤndern koͤnnte.

4.

Herr Wolf legt gleichfalls in die Keime der
Pflanzen und der Thiere die weſentliche Kraft, wel-
che zwar nicht allein aber doch einen Theil des weſent-
lichen Princips der Vegetation und der Ausbildung
des organiſirten Koͤrpers ausmacht. Die weſentli-
che Kraft
(vis eſſentialis) iſt die unbekannte, dem
Saamen, dem Ey, aus jeder erſten Anlage des Thiers
und der Pflanze beywohnende Kraft die Nahrungs-
ſaͤfte anzunehmen, zu ſammlen und durch die Theile
und Partikeln des Keims gehoͤrig zu verbreiten, hie
und da in dem Jnnern deſſelben abzuſetzen und heraus-
zutreiben. *)

Alſo iſt auch hier in dem Keim ein weſentlicher
Bildungsgrund; nur daß dieſer es nicht allein iſt, der
die ganze Bildung beſtimmt. Denn es iſt ein zweytes
weſentliches Princip in der Gerinnbarkeit (Solide-
ſcibilitaͤt) der Saͤfte, die im Anfang fluͤſſig ſind, aber
leichter oder ſchwerer, geſchwinder oder langſamer,
mehr und weniger, gerinnen, ſich verdicken und ver-
feſtigen. Dieſe beiden Stuͤcke, die weſentliche
Kraft
in dem Keim und die Solideſcibilitaͤt in
den Saͤften, nennet Herr Wolf die weſentlichen
Bildungsgruͤnde,
und ſieht ſie als die erſtern Ur-
gruͤnde an, die den zureichenden Grund der erfolgen-
den Bildungen enthalten ſollen. Hiezu kommen
nun noch andere Gruͤnde, welche er acceſſoria nennet.
Die Waͤrme und die Luft, welche von auſſen wirken,

ſieht
*) Theoria Generat. edit. nov. 1774. §. I. 241, 243. ſqq.
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[459/0489] und Entwickelung des Menſchen. Keim beſtimmt, daß nicht die hinzukommende Mate- rie, je nachdem ſie mehr oder weniger fuͤr beſondere Formen ſich ſchickende Partikeln enthaͤlt, daran etwas abaͤndern koͤnnte. 4. Herr Wolf legt gleichfalls in die Keime der Pflanzen und der Thiere die weſentliche Kraft, wel- che zwar nicht allein aber doch einen Theil des weſent- lichen Princips der Vegetation und der Ausbildung des organiſirten Koͤrpers ausmacht. Die weſentli- che Kraft (vis eſſentialis) iſt die unbekannte, dem Saamen, dem Ey, aus jeder erſten Anlage des Thiers und der Pflanze beywohnende Kraft die Nahrungs- ſaͤfte anzunehmen, zu ſammlen und durch die Theile und Partikeln des Keims gehoͤrig zu verbreiten, hie und da in dem Jnnern deſſelben abzuſetzen und heraus- zutreiben. *) Alſo iſt auch hier in dem Keim ein weſentlicher Bildungsgrund; nur daß dieſer es nicht allein iſt, der die ganze Bildung beſtimmt. Denn es iſt ein zweytes weſentliches Princip in der Gerinnbarkeit (Solide- ſcibilitaͤt) der Saͤfte, die im Anfang fluͤſſig ſind, aber leichter oder ſchwerer, geſchwinder oder langſamer, mehr und weniger, gerinnen, ſich verdicken und ver- feſtigen. Dieſe beiden Stuͤcke, die weſentliche Kraft in dem Keim und die Solideſcibilitaͤt in den Saͤften, nennet Herr Wolf die weſentlichen Bildungsgruͤnde, und ſieht ſie als die erſtern Ur- gruͤnde an, die den zureichenden Grund der erfolgen- den Bildungen enthalten ſollen. Hiezu kommen nun noch andere Gruͤnde, welche er acceſſoria nennet. Die Waͤrme und die Luft, welche von auſſen wirken, ſieht *) Theoria Generat. edit. nov. 1774. §. I. 241, 243. ſqq.

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/489>, abgerufen am 26.11.2024.