pen stattzufinden, denen Hr. Bonnet ein Jch zu- schreibet.
Jndessen mag es sich hiemit verhalten, wie es wol- le: so meine ich doch, man müsse es als einen Grund- satz annehmen, daß die Natur auch da keinen Sprung mache, wo sie von den Beseelten zu den Unbeseelten heruntergehet. Auch dieser Ue- bergang bestehet in einer Abänderung von Stufen und Graden. Jch erwehne hier dieses Satzes insbesondere, weil ich meine, daß, wenn man die Betrachtungen über den Charakter der Menschheit in dem eilften Ver- suche mit denen vergleichet, die in dem gegenwärtigen über die Natur des Seelenwesens vorkommen, es nun- mehro einleuchte, wie wahrscheinlich dieß sey, und zu- gleich wie man sich solches vorstellen müsse. Je mehr nämlich Eine von den substanziellen Einheiten, welche zusammengenommen das Princip des Lebens und der Thätigkeit der ganzen Organisation enthalten, vor den übrigen hervorsticht, desto mehr ist diese Sub- stanz ein Jch, oder eine Seele; aber desto mehr sie den übrigen gleich ist und mit ihnen eine einförmige Mate- rie ausmacht, desto mehr nähern sich die Wesen, denen eine unkörperliche Seele zukommt, denen, deren Seelen- wesen nur körperlich ist. Je mehr aber nun dieses kör- perliche Seelenwesen zwischen die übrigen Theile der or- ganisirten Materie vertheilet ist, und den gröbern sicht- baren Partikeln des Ganzen jeder ein besonderer Theil des gedachten Princips beywohnet, und je geringer die Ver- bindung der Theile unter sich zu einem wirksamen Gan- zen ist; desto mehr verliehret sich die thierische Ein- heit in der Organisation, und desto näher kommt das Ganze der simpeln unbeseelten Organisation, die wir in den Pflanzen antreffen. Wir können also folgende Stufen unterscheiden: Jchheit, oder die Hervorra- gung und Herrschaft einer substanziellen wahren Einheit;
das
im Menſchen.
pen ſtattzufinden, denen Hr. Bonnet ein Jch zu- ſchreibet.
Jndeſſen mag es ſich hiemit verhalten, wie es wol- le: ſo meine ich doch, man muͤſſe es als einen Grund- ſatz annehmen, daß die Natur auch da keinen Sprung mache, wo ſie von den Beſeelten zu den Unbeſeelten heruntergehet. Auch dieſer Ue- bergang beſtehet in einer Abaͤnderung von Stufen und Graden. Jch erwehne hier dieſes Satzes insbeſondere, weil ich meine, daß, wenn man die Betrachtungen uͤber den Charakter der Menſchheit in dem eilften Ver- ſuche mit denen vergleichet, die in dem gegenwaͤrtigen uͤber die Natur des Seelenweſens vorkommen, es nun- mehro einleuchte, wie wahrſcheinlich dieß ſey, und zu- gleich wie man ſich ſolches vorſtellen muͤſſe. Je mehr naͤmlich Eine von den ſubſtanziellen Einheiten, welche zuſammengenommen das Princip des Lebens und der Thaͤtigkeit der ganzen Organiſation enthalten, vor den uͤbrigen hervorſticht, deſto mehr iſt dieſe Sub- ſtanz ein Jch, oder eine Seele; aber deſto mehr ſie den uͤbrigen gleich iſt und mit ihnen eine einfoͤrmige Mate- rie ausmacht, deſto mehr naͤhern ſich die Weſen, denen eine unkoͤrperliche Seele zukommt, denen, deren Seelen- weſen nur koͤrperlich iſt. Je mehr aber nun dieſes koͤr- perliche Seelenweſen zwiſchen die uͤbrigen Theile der or- ganiſirten Materie vertheilet iſt, und den groͤbern ſicht- baren Partikeln des Ganzen jeder ein beſonderer Theil des gedachten Princips beywohnet, und je geringer die Ver- bindung der Theile unter ſich zu einem wirkſamen Gan- zen iſt; deſto mehr verliehret ſich die thieriſche Ein- heit in der Organiſation, und deſto naͤher kommt das Ganze der ſimpeln unbeſeelten Organiſation, die wir in den Pflanzen antreffen. Wir koͤnnen alſo folgende Stufen unterſcheiden: Jchheit, oder die Hervorra- gung und Herrſchaft einer ſubſtanziellen wahren Einheit;
das
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im Menſchen.
pen ſtattzufinden, denen Hr. Bonnet ein Jch zu-
ſchreibet.
Jndeſſen mag es ſich hiemit verhalten, wie es wol-
le: ſo meine ich doch, man muͤſſe es als einen Grund-
ſatz annehmen, daß die Natur auch da keinen
Sprung mache, wo ſie von den Beſeelten zu
den Unbeſeelten heruntergehet. Auch dieſer Ue-
bergang beſtehet in einer Abaͤnderung von Stufen und
Graden. Jch erwehne hier dieſes Satzes insbeſondere,
weil ich meine, daß, wenn man die Betrachtungen
uͤber den Charakter der Menſchheit in dem eilften Ver-
ſuche mit denen vergleichet, die in dem gegenwaͤrtigen
uͤber die Natur des Seelenweſens vorkommen, es nun-
mehro einleuchte, wie wahrſcheinlich dieß ſey, und zu-
gleich wie man ſich ſolches vorſtellen muͤſſe. Je mehr
naͤmlich Eine von den ſubſtanziellen Einheiten,
welche zuſammengenommen das Princip des Lebens und
der Thaͤtigkeit der ganzen Organiſation enthalten, vor
den uͤbrigen hervorſticht, deſto mehr iſt dieſe Sub-
ſtanz ein Jch, oder eine Seele; aber deſto mehr ſie den
uͤbrigen gleich iſt und mit ihnen eine einfoͤrmige Mate-
rie ausmacht, deſto mehr naͤhern ſich die Weſen, denen
eine unkoͤrperliche Seele zukommt, denen, deren Seelen-
weſen nur koͤrperlich iſt. Je mehr aber nun dieſes koͤr-
perliche Seelenweſen zwiſchen die uͤbrigen Theile der or-
ganiſirten Materie vertheilet iſt, und den groͤbern ſicht-
baren Partikeln des Ganzen jeder ein beſonderer Theil des
gedachten Princips beywohnet, und je geringer die Ver-
bindung der Theile unter ſich zu einem wirkſamen Gan-
zen iſt; deſto mehr verliehret ſich die thieriſche Ein-
heit in der Organiſation, und deſto naͤher kommt das
Ganze der ſimpeln unbeſeelten Organiſation, die wir in
den Pflanzen antreffen. Wir koͤnnen alſo folgende
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gung und Herrſchaft einer ſubſtanziellen wahren Einheit;
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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