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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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im Menschen.

Solche Reihen von Veränderungen machen gleich-
sam einen Fluß aus, der an den Stellen in den Körper
hineintritt, wo der erste Eindruck geschieht, und da
wiederum herausgehet, wo die letzte Bewegung erfolget,
die sie beschließet. Die Nerven sind die Kanäle dessel-
ben in dem Körper, oder doch die vornehmsten von die-
sen. Jede unterschiedene Reihe nimmt ihren eigenen Weg,
der aber den Lauf einer andern Reihe durchschneiden,
sich mit der letztern vereinigen, auch nur auf eine Stre-
cke fort mit ihr zusammenfließen, und sich nachher wie-
der von ihr trennen kann.

Eine solche Reihe kann gänzlich innerhalb des orga-
nisirten Körpers liegen, und alsdenn ist sie eine Rethe
bloß körperlicher Veränderungen.
Der Eindruck
steiget, um auf des Hr. Unzers Art mich auszudru-
cken, in den Nerven hinauf bis an einen oder den andern
Nervenknoten, und wendet sich von da zu einem andern
Nerven hin, bis in die Theile der Maschine, worinn die
letzte Bewegung hervorgebracht wird. Solch ein Durch-
gang setzet gewisse thätige Kräfte in den Fasern und Fi-
bern voraus, welche körperliche Kräfte sind. Wie die-
se aber beschaffen sind, und wie es überhaupt bey dieser
Mittheilung und Fortpflanzung der Bewegungen zugehe,
und nach welchen Gesetzen sie erfolgen, da sie den Gese-
tzen der gemeinen Mechanik nicht unterworfen sind, so
weit wir sie bis jetzo kennen, das gehöret hier nicht her
weiter zu untersuchen.

Wenn aber ein Eindruck von außen auch Gefühl
und Empfindung und Kraftbestimmung in der Seele
erreget, so ist auch eine Reihe von Veränderungen da,
die bis zum Gehirn hinauf, und durch und über die
Seele gehet. Diese kann kürzer und länger seyn; aus
einer Jmpression auf die Seele, und aus einer Zurück-
wirkung der Seele auf das Organ bestehen, worauf
denn ein neuer Druck gegen den Körper folgen muß;

oder
U 2
im Menſchen.

Solche Reihen von Veraͤnderungen machen gleich-
ſam einen Fluß aus, der an den Stellen in den Koͤrper
hineintritt, wo der erſte Eindruck geſchieht, und da
wiederum herausgehet, wo die letzte Bewegung erfolget,
die ſie beſchließet. Die Nerven ſind die Kanaͤle deſſel-
ben in dem Koͤrper, oder doch die vornehmſten von die-
ſen. Jede unterſchiedene Reihe nimmt ihren eigenen Weg,
der aber den Lauf einer andern Reihe durchſchneiden,
ſich mit der letztern vereinigen, auch nur auf eine Stre-
cke fort mit ihr zuſammenfließen, und ſich nachher wie-
der von ihr trennen kann.

Eine ſolche Reihe kann gaͤnzlich innerhalb des orga-
niſirten Koͤrpers liegen, und alsdenn iſt ſie eine Rethe
bloß koͤrperlicher Veraͤnderungen.
Der Eindruck
ſteiget, um auf des Hr. Unzers Art mich auszudru-
cken, in den Nerven hinauf bis an einen oder den andern
Nervenknoten, und wendet ſich von da zu einem andern
Nerven hin, bis in die Theile der Maſchine, worinn die
letzte Bewegung hervorgebracht wird. Solch ein Durch-
gang ſetzet gewiſſe thaͤtige Kraͤfte in den Faſern und Fi-
bern voraus, welche koͤrperliche Kraͤfte ſind. Wie die-
ſe aber beſchaffen ſind, und wie es uͤberhaupt bey dieſer
Mittheilung und Fortpflanzung der Bewegungen zugehe,
und nach welchen Geſetzen ſie erfolgen, da ſie den Geſe-
tzen der gemeinen Mechanik nicht unterworfen ſind, ſo
weit wir ſie bis jetzo kennen, das gehoͤret hier nicht her
weiter zu unterſuchen.

Wenn aber ein Eindruck von außen auch Gefuͤhl
und Empfindung und Kraftbeſtimmung in der Seele
erreget, ſo iſt auch eine Reihe von Veraͤnderungen da,
die bis zum Gehirn hinauf, und durch und uͤber die
Seele gehet. Dieſe kann kuͤrzer und laͤnger ſeyn; aus
einer Jmpreſſion auf die Seele, und aus einer Zuruͤck-
wirkung der Seele auf das Organ beſtehen, worauf
denn ein neuer Druck gegen den Koͤrper folgen muß;

oder
U 2
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[307/0337] im Menſchen. Solche Reihen von Veraͤnderungen machen gleich- ſam einen Fluß aus, der an den Stellen in den Koͤrper hineintritt, wo der erſte Eindruck geſchieht, und da wiederum herausgehet, wo die letzte Bewegung erfolget, die ſie beſchließet. Die Nerven ſind die Kanaͤle deſſel- ben in dem Koͤrper, oder doch die vornehmſten von die- ſen. Jede unterſchiedene Reihe nimmt ihren eigenen Weg, der aber den Lauf einer andern Reihe durchſchneiden, ſich mit der letztern vereinigen, auch nur auf eine Stre- cke fort mit ihr zuſammenfließen, und ſich nachher wie- der von ihr trennen kann. Eine ſolche Reihe kann gaͤnzlich innerhalb des orga- niſirten Koͤrpers liegen, und alsdenn iſt ſie eine Rethe bloß koͤrperlicher Veraͤnderungen. Der Eindruck ſteiget, um auf des Hr. Unzers Art mich auszudru- cken, in den Nerven hinauf bis an einen oder den andern Nervenknoten, und wendet ſich von da zu einem andern Nerven hin, bis in die Theile der Maſchine, worinn die letzte Bewegung hervorgebracht wird. Solch ein Durch- gang ſetzet gewiſſe thaͤtige Kraͤfte in den Faſern und Fi- bern voraus, welche koͤrperliche Kraͤfte ſind. Wie die- ſe aber beſchaffen ſind, und wie es uͤberhaupt bey dieſer Mittheilung und Fortpflanzung der Bewegungen zugehe, und nach welchen Geſetzen ſie erfolgen, da ſie den Geſe- tzen der gemeinen Mechanik nicht unterworfen ſind, ſo weit wir ſie bis jetzo kennen, das gehoͤret hier nicht her weiter zu unterſuchen. Wenn aber ein Eindruck von außen auch Gefuͤhl und Empfindung und Kraftbeſtimmung in der Seele erreget, ſo iſt auch eine Reihe von Veraͤnderungen da, die bis zum Gehirn hinauf, und durch und uͤber die Seele gehet. Dieſe kann kuͤrzer und laͤnger ſeyn; aus einer Jmpreſſion auf die Seele, und aus einer Zuruͤck- wirkung der Seele auf das Organ beſtehen, worauf denn ein neuer Druck gegen den Koͤrper folgen muß; oder U 2

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/337>, abgerufen am 23.11.2024.