Phantasie zu einiger ziemlichen Wahrscheinlichkeit ge- langen würden, ob gleich immer noch in andern Hin- sichten die Vereinigung des Jchs mit seinem Organ ein verstecktes und vielleicht nie zu enthüllendes Geheimniß bleiben mag. Man hat Gelegenheiten gehabt, die thierische Natur unter Umständen zu beobachten, wo es, wenn nicht völlig evident, doch sehr wahrscheinlich ist, daß nur Einer ihrer wesentlichen Theile bey ihren Aeus- serungen wirksam war. Was die Seele ohne Körper in Hinsicht solcher Wirkungen vermag, die das Zuthun von beiden erfodern, das konnte man häufig genug be- obachten; nur gab dieß allein nicht Licht genug. Aber man hat nachher auch Erfahrungen gehabt von dem, was der Mechanismus des Körpers in Hinsicht dersel- bigen Wirkungen ausrichtet, wo man gewiß ist, daß die vorstellende und wollende Seele keinen Antheil dar- an haben, und das Jhrige wie sonsten nicht beytragen konnte. Und diese Fakta zeigen auf eine nähere Art, wozu jeder der gedachten beiden Bestandtheile der thie- rischen Natur, allein für sich, vermögend sey. Da dieß es eben ist, was wir vor der Hand nur bey der Seelen- natur in Hinsicht der Vorstellungen aufsuchen, so öffnet sich hier allerdings eine Aussicht vor uns, wenn wir glauben, der Analogie nachgehen zu dürfen. Viel- leicht ist es nur ein matter Schimmer, der durchfällt; aber auch dieser ist doch ein willkommenes Licht, wo es sonsten stockfinster ist.
Die Analogie der Seelennatur und der thieri- schen Natur im Menschen ist der Standort, von dem die Betrachtung ausgehen soll. Hiebey aber will ich in Hinsicht auf dasjenige, was ich von der letztern, als nunmehr zu einer physischen Gewißheit gebrachten, und aus Beobachtungen höchstwahrscheinlich gefolgerten Ein- sicht anführen werde, mich überhaupt auf die mehrge- dachte Unzersche Physiologie, und auf die von
Herrn
XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
Phantaſie zu einiger ziemlichen Wahrſcheinlichkeit ge- langen wuͤrden, ob gleich immer noch in andern Hin- ſichten die Vereinigung des Jchs mit ſeinem Organ ein verſtecktes und vielleicht nie zu enthuͤllendes Geheimniß bleiben mag. Man hat Gelegenheiten gehabt, die thieriſche Natur unter Umſtaͤnden zu beobachten, wo es, wenn nicht voͤllig evident, doch ſehr wahrſcheinlich iſt, daß nur Einer ihrer weſentlichen Theile bey ihren Aeuſ- ſerungen wirkſam war. Was die Seele ohne Koͤrper in Hinſicht ſolcher Wirkungen vermag, die das Zuthun von beiden erfodern, das konnte man haͤufig genug be- obachten; nur gab dieß allein nicht Licht genug. Aber man hat nachher auch Erfahrungen gehabt von dem, was der Mechanismus des Koͤrpers in Hinſicht derſel- bigen Wirkungen ausrichtet, wo man gewiß iſt, daß die vorſtellende und wollende Seele keinen Antheil dar- an haben, und das Jhrige wie ſonſten nicht beytragen konnte. Und dieſe Fakta zeigen auf eine naͤhere Art, wozu jeder der gedachten beiden Beſtandtheile der thie- riſchen Natur, allein fuͤr ſich, vermoͤgend ſey. Da dieß es eben iſt, was wir vor der Hand nur bey der Seelen- natur in Hinſicht der Vorſtellungen aufſuchen, ſo oͤffnet ſich hier allerdings eine Ausſicht vor uns, wenn wir glauben, der Analogie nachgehen zu duͤrfen. Viel- leicht iſt es nur ein matter Schimmer, der durchfaͤllt; aber auch dieſer iſt doch ein willkommenes Licht, wo es ſonſten ſtockfinſter iſt.
Die Analogie der Seelennatur und der thieri- ſchen Natur im Menſchen iſt der Standort, von dem die Betrachtung ausgehen ſoll. Hiebey aber will ich in Hinſicht auf dasjenige, was ich von der letztern, als nunmehr zu einer phyſiſchen Gewißheit gebrachten, und aus Beobachtungen hoͤchſtwahrſcheinlich gefolgerten Ein- ſicht anfuͤhren werde, mich uͤberhaupt auf die mehrge- dachte Unzerſche Phyſiologie, und auf die von
Herrn
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XIII. Verſuch. Ueber das Seelenweſen
Phantaſie zu einiger ziemlichen Wahrſcheinlichkeit ge-
langen wuͤrden, ob gleich immer noch in andern Hin-
ſichten die Vereinigung des Jchs mit ſeinem Organ ein
verſtecktes und vielleicht nie zu enthuͤllendes Geheimniß
bleiben mag. Man hat Gelegenheiten gehabt, die
thieriſche Natur unter Umſtaͤnden zu beobachten, wo es,
wenn nicht voͤllig evident, doch ſehr wahrſcheinlich iſt,
daß nur Einer ihrer weſentlichen Theile bey ihren Aeuſ-
ſerungen wirkſam war. Was die Seele ohne Koͤrper
in Hinſicht ſolcher Wirkungen vermag, die das Zuthun
von beiden erfodern, das konnte man haͤufig genug be-
obachten; nur gab dieß allein nicht Licht genug. Aber
man hat nachher auch Erfahrungen gehabt von dem,
was der Mechanismus des Koͤrpers in Hinſicht derſel-
bigen Wirkungen ausrichtet, wo man gewiß iſt, daß
die vorſtellende und wollende Seele keinen Antheil dar-
an haben, und das Jhrige wie ſonſten nicht beytragen
konnte. Und dieſe Fakta zeigen auf eine naͤhere Art,
wozu jeder der gedachten beiden Beſtandtheile der thie-
riſchen Natur, allein fuͤr ſich, vermoͤgend ſey. Da dieß
es eben iſt, was wir vor der Hand nur bey der Seelen-
natur in Hinſicht der Vorſtellungen aufſuchen, ſo
oͤffnet ſich hier allerdings eine Ausſicht vor uns, wenn
wir glauben, der Analogie nachgehen zu duͤrfen. Viel-
leicht iſt es nur ein matter Schimmer, der durchfaͤllt;
aber auch dieſer iſt doch ein willkommenes Licht, wo es
ſonſten ſtockfinſter iſt.
Die Analogie der Seelennatur und der thieri-
ſchen Natur im Menſchen iſt der Standort, von dem
die Betrachtung ausgehen ſoll. Hiebey aber will ich
in Hinſicht auf dasjenige, was ich von der letztern, als
nunmehr zu einer phyſiſchen Gewißheit gebrachten, und
aus Beobachtungen hoͤchſtwahrſcheinlich gefolgerten Ein-
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dachte Unzerſche Phyſiologie, und auf die von
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/332>, abgerufen am 23.11.2024.
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