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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777.

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im Menschen.
chen Kräfte, so wie wir solche uns vorstellen, nur blos
als etwas subjektivisches angenommen werden dürfen.

So verhält es sich in den angeführten Beyspielen
mit der Elasticität und mit der Eigenschaft des Knall-
goldes. Es sind dieß bloß kollektive Beschaffenhei-
ten, die wir nicht weiter in ihre absolute Bestandtheile
auflösen können, und die vor uns das Absolute selbst
sind. Aber da wir erfahren, daß die scheinbaren
Kräfte der Dinge sich bey ihnen verändern, je nachdem
sie mit andern Dingen in Verbindung kommen, ohne
daß wir glauben könnten, daß dieß nur einer neuen Art
der Kollektion der nämlichen objektivischen Kräfte zuzu-
schreiben sey, die wir in uns selbst vornehmen könnten:
so schließen wir, daß die Veränderung in dem Schein
ihren Grund in der Veränderung der Objekte, und in ih-
rer veränderten Verbindung mit andern habe. Das
Knallgold wird nur Knallgold dadurch, daß es durch
ein gewisses Salz aus seiner Solution in Königswasser
niedergeschlagen wird, und erhält diese Eigenschaft nicht,
wenn ein anderes Mittel zur Niederschlagung desselben
genommen wird. Sie ist ein neues Vermögen, wel-
ches in andern Umständen dem Golde fehlet. Dieß
neue Vermögen muß also der dem Golde beywohnenden
Kraft durch die Einwirkung des mit ihm verbundenen
Körpers beygebracht worden seyn, und diese Verände-
rung ist eine objektivische; die neue Eigenschaft ist eine
neue absolute Kraft, die aus der Verbindung entstan-
den ist, und also eine abgeleitete Kraft, aber keine Kol-
lektion, so wie wir sie nämlich kennen. Jedes Element,
jeder einfache Theil kann nun auf eine neue Art wirken,
auf die er sonsten nicht gewirket hat. Aber diese neuen
abgeleiteten Kräfte sind von den bloß kollektiven
Kräften weit unterschieden.

6. Das

im Menſchen.
chen Kraͤfte, ſo wie wir ſolche uns vorſtellen, nur blos
als etwas ſubjektiviſches angenommen werden duͤrfen.

So verhaͤlt es ſich in den angefuͤhrten Beyſpielen
mit der Elaſticitaͤt und mit der Eigenſchaft des Knall-
goldes. Es ſind dieß bloß kollektive Beſchaffenhei-
ten, die wir nicht weiter in ihre abſolute Beſtandtheile
aufloͤſen koͤnnen, und die vor uns das Abſolute ſelbſt
ſind. Aber da wir erfahren, daß die ſcheinbaren
Kraͤfte der Dinge ſich bey ihnen veraͤndern, je nachdem
ſie mit andern Dingen in Verbindung kommen, ohne
daß wir glauben koͤnnten, daß dieß nur einer neuen Art
der Kollektion der naͤmlichen objektiviſchen Kraͤfte zuzu-
ſchreiben ſey, die wir in uns ſelbſt vornehmen koͤnnten:
ſo ſchließen wir, daß die Veraͤnderung in dem Schein
ihren Grund in der Veraͤnderung der Objekte, und in ih-
rer veraͤnderten Verbindung mit andern habe. Das
Knallgold wird nur Knallgold dadurch, daß es durch
ein gewiſſes Salz aus ſeiner Solution in Koͤnigswaſſer
niedergeſchlagen wird, und erhaͤlt dieſe Eigenſchaft nicht,
wenn ein anderes Mittel zur Niederſchlagung deſſelben
genommen wird. Sie iſt ein neues Vermoͤgen, wel-
ches in andern Umſtaͤnden dem Golde fehlet. Dieß
neue Vermoͤgen muß alſo der dem Golde beywohnenden
Kraft durch die Einwirkung des mit ihm verbundenen
Koͤrpers beygebracht worden ſeyn, und dieſe Veraͤnde-
rung iſt eine objektiviſche; die neue Eigenſchaft iſt eine
neue abſolute Kraft, die aus der Verbindung entſtan-
den iſt, und alſo eine abgeleitete Kraft, aber keine Kol-
lektion, ſo wie wir ſie naͤmlich kennen. Jedes Element,
jeder einfache Theil kann nun auf eine neue Art wirken,
auf die er ſonſten nicht gewirket hat. Aber dieſe neuen
abgeleiteten Kraͤfte ſind von den bloß kollektiven
Kraͤften weit unterſchieden.

6. Das
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[203/0233] im Menſchen. chen Kraͤfte, ſo wie wir ſolche uns vorſtellen, nur blos als etwas ſubjektiviſches angenommen werden duͤrfen. So verhaͤlt es ſich in den angefuͤhrten Beyſpielen mit der Elaſticitaͤt und mit der Eigenſchaft des Knall- goldes. Es ſind dieß bloß kollektive Beſchaffenhei- ten, die wir nicht weiter in ihre abſolute Beſtandtheile aufloͤſen koͤnnen, und die vor uns das Abſolute ſelbſt ſind. Aber da wir erfahren, daß die ſcheinbaren Kraͤfte der Dinge ſich bey ihnen veraͤndern, je nachdem ſie mit andern Dingen in Verbindung kommen, ohne daß wir glauben koͤnnten, daß dieß nur einer neuen Art der Kollektion der naͤmlichen objektiviſchen Kraͤfte zuzu- ſchreiben ſey, die wir in uns ſelbſt vornehmen koͤnnten: ſo ſchließen wir, daß die Veraͤnderung in dem Schein ihren Grund in der Veraͤnderung der Objekte, und in ih- rer veraͤnderten Verbindung mit andern habe. Das Knallgold wird nur Knallgold dadurch, daß es durch ein gewiſſes Salz aus ſeiner Solution in Koͤnigswaſſer niedergeſchlagen wird, und erhaͤlt dieſe Eigenſchaft nicht, wenn ein anderes Mittel zur Niederſchlagung deſſelben genommen wird. Sie iſt ein neues Vermoͤgen, wel- ches in andern Umſtaͤnden dem Golde fehlet. Dieß neue Vermoͤgen muß alſo der dem Golde beywohnenden Kraft durch die Einwirkung des mit ihm verbundenen Koͤrpers beygebracht worden ſeyn, und dieſe Veraͤnde- rung iſt eine objektiviſche; die neue Eigenſchaft iſt eine neue abſolute Kraft, die aus der Verbindung entſtan- den iſt, und alſo eine abgeleitete Kraft, aber keine Kol- lektion, ſo wie wir ſie naͤmlich kennen. Jedes Element, jeder einfache Theil kann nun auf eine neue Art wirken, auf die er ſonſten nicht gewirket hat. Aber dieſe neuen abgeleiteten Kraͤfte ſind von den bloß kollektiven Kraͤften weit unterſchieden. 6. Das

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/233>, abgerufen am 24.11.2024.