dentliche Veränderung aufgenommen wird, so wirkte die innere Kraft zugleich mit, und dieß Vermögen mit- zuwirken ward erhöhet, und machte das Vermögen aus, Vorstellungen zu haben. Jn der thätigen Kraft wäch- set die Disposition, von selbst in Wirksamkeit gesetzet zu werden, das ist, es wächset die innere Reizbarkeit der Kraft, welche hier von der Kraft selbst in Hinsicht der Wirkungen, die sie hervorzubringen vermögend ist, und deren Grade und Stufen, in ihrer Ausdehnung und in ihrer Jntension, eben so unterschieden sind, als die Selbstthätigkeit in dem Vermögen zu leiden, von der Größe und den Graden der Modifikabilität es ist. Das Gefühl konnte fein, zärtlich und stark seyn, bey einem noch schwachen Vermögen, sich die Veränderungen vor- zustellen, und an sich ist es nicht unmöglich, daß auch das letztere gänzlich fehle. *) Dieselbige Anmerkung muß hier wiederholet werden. Die Grade der Wirk- samkeit in der Seelenkraft, und die Stärke in dem Ver- mögen, Vorstellungen von ihren Aktionen zu haben, sind keine Größen, die zu Einer und derselben Dimen- sion gehören; ob sie gleich Größen in einem und demsel- bigen Grundprincip sind. Es sind Erhöhungen nach verschiedenen Seiten hin, davon die Eine große Grade annimmt, obgleich die andere in ungleichem Verhältnisse zurückbleibet.
Also sind es auch zwey unterschiedene Kraftäußerun- gen: eine Aktion zu verrichten, oder eine neue Verän- derung hervorzubringen, und diese Aktion in sich vorzu- stellen, das ist einen ehemaligen Zustand wieder an sei- nen Spuren hervor zu ziehen. Vorstellungen haben können, und die Empfindungen haben können, sind auch hier noch weiter unterschieden, als an einem Mehr oder Weniger. Jch darf das nicht wiederholen, was schon
in
*) Erster Versuch.XVI. 4. Neunter Versuch.VI.
X. Verſuch. Ueber die Beziehung
dentliche Veraͤnderung aufgenommen wird, ſo wirkte die innere Kraft zugleich mit, und dieß Vermoͤgen mit- zuwirken ward erhoͤhet, und machte das Vermoͤgen aus, Vorſtellungen zu haben. Jn der thaͤtigen Kraft waͤch- ſet die Dispoſition, von ſelbſt in Wirkſamkeit geſetzet zu werden, das iſt, es waͤchſet die innere Reizbarkeit der Kraft, welche hier von der Kraft ſelbſt in Hinſicht der Wirkungen, die ſie hervorzubringen vermoͤgend iſt, und deren Grade und Stufen, in ihrer Ausdehnung und in ihrer Jntenſion, eben ſo unterſchieden ſind, als die Selbſtthaͤtigkeit in dem Vermoͤgen zu leiden, von der Groͤße und den Graden der Modifikabilitaͤt es iſt. Das Gefuͤhl konnte fein, zaͤrtlich und ſtark ſeyn, bey einem noch ſchwachen Vermoͤgen, ſich die Veraͤnderungen vor- zuſtellen, und an ſich iſt es nicht unmoͤglich, daß auch das letztere gaͤnzlich fehle. *) Dieſelbige Anmerkung muß hier wiederholet werden. Die Grade der Wirk- ſamkeit in der Seelenkraft, und die Staͤrke in dem Ver- moͤgen, Vorſtellungen von ihren Aktionen zu haben, ſind keine Groͤßen, die zu Einer und derſelben Dimen- ſion gehoͤren; ob ſie gleich Groͤßen in einem und demſel- bigen Grundprincip ſind. Es ſind Erhoͤhungen nach verſchiedenen Seiten hin, davon die Eine große Grade annimmt, obgleich die andere in ungleichem Verhaͤltniſſe zuruͤckbleibet.
Alſo ſind es auch zwey unterſchiedene Kraftaͤußerun- gen: eine Aktion zu verrichten, oder eine neue Veraͤn- derung hervorzubringen, und dieſe Aktion in ſich vorzu- ſtellen, das iſt einen ehemaligen Zuſtand wieder an ſei- nen Spuren hervor zu ziehen. Vorſtellungen haben koͤnnen, und die Empfindungen haben koͤnnen, ſind auch hier noch weiter unterſchieden, als an einem Mehr oder Weniger. Jch darf das nicht wiederholen, was ſchon
in
*) Erſter Verſuch.XVI. 4. Neunter Verſuch.VI.
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X. Verſuch. Ueber die Beziehung
dentliche Veraͤnderung aufgenommen wird, ſo wirkte
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Vorſtellungen zu haben. Jn der thaͤtigen Kraft waͤch-
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zu werden, das iſt, es waͤchſet die innere Reizbarkeit
der Kraft, welche hier von der Kraft ſelbſt in Hinſicht
der Wirkungen, die ſie hervorzubringen vermoͤgend iſt,
und deren Grade und Stufen, in ihrer Ausdehnung und
in ihrer Jntenſion, eben ſo unterſchieden ſind, als die
Selbſtthaͤtigkeit in dem Vermoͤgen zu leiden, von der
Groͤße und den Graden der Modifikabilitaͤt es iſt. Das
Gefuͤhl konnte fein, zaͤrtlich und ſtark ſeyn, bey einem
noch ſchwachen Vermoͤgen, ſich die Veraͤnderungen vor-
zuſtellen, und an ſich iſt es nicht unmoͤglich, daß auch
das letztere gaͤnzlich fehle. *) Dieſelbige Anmerkung
muß hier wiederholet werden. Die Grade der Wirk-
ſamkeit in der Seelenkraft, und die Staͤrke in dem Ver-
moͤgen, Vorſtellungen von ihren Aktionen zu haben,
ſind keine Groͤßen, die zu Einer und derſelben Dimen-
ſion gehoͤren; ob ſie gleich Groͤßen in einem und demſel-
bigen Grundprincip ſind. Es ſind Erhoͤhungen nach
verſchiedenen Seiten hin, davon die Eine große Grade
annimmt, obgleich die andere in ungleichem Verhaͤltniſſe
zuruͤckbleibet.
Alſo ſind es auch zwey unterſchiedene Kraftaͤußerun-
gen: eine Aktion zu verrichten, oder eine neue Veraͤn-
derung hervorzubringen, und dieſe Aktion in ſich vorzu-
ſtellen, das iſt einen ehemaligen Zuſtand wieder an ſei-
nen Spuren hervor zu ziehen. Vorſtellungen haben
koͤnnen, und die Empfindungen haben koͤnnen, ſind auch
hier noch weiter unterſchieden, als an einem Mehr oder
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in
*) Erſter Verſuch. XVI. 4. Neunter Verſuch. VI.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/750>, abgerufen am 16.02.2025.
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