Vorsatz, oder ein Wollen nach dieser Vorstellung. Die erste Anwandelung zur Thätigkeit ist keine Vorstellung einer Aktion, sondern eine neue ursprüngliche Aktion, die durch innere Empfindnisse gewirket wird, und aus dem innern Princip der Seele hervorbricht. Wir können etwas verrichten, was wir noch niemalen verrichtet ha- ben, auf dieselbige Weise, wie wir etwas sehen können, so wir nie vorher gesehen haben; nur daß jede neue An- wendung unserer Kraft eine eigene vorhergehende Em- pfindung erfodert. Aber da sind es nicht bloße Phan- tasmate, welche die Aktion hervorbringen, es müßten denn solche seyn, die wiederum in volle Empfindungen übergegangen sind.
Jch meine also, es sey der Satz ins Reine gebracht, daß diejenige wieder zurückkehrende Aktion, die das we- sentlichste Stück in der Wiedervorstellung von einer Aktion ausmacht, etwas zurückgebliebenes von ihr sey, wie das Bild der Farbe von dem Anschauen derselben. Jene Vorstellung ist daher in dem nämlichen Verstande eine Vorstellung von der Aktion, wie es jedwede an- dere Art von Vorstellungen ist.
III. Auflö-
S s 5
der Vorſtellungskraft ⁊c.
Vorſatz, oder ein Wollen nach dieſer Vorſtellung. Die erſte Anwandelung zur Thaͤtigkeit iſt keine Vorſtellung einer Aktion, ſondern eine neue urſpruͤngliche Aktion, die durch innere Empfindniſſe gewirket wird, und aus dem innern Princip der Seele hervorbricht. Wir koͤnnen etwas verrichten, was wir noch niemalen verrichtet ha- ben, auf dieſelbige Weiſe, wie wir etwas ſehen koͤnnen, ſo wir nie vorher geſehen haben; nur daß jede neue An- wendung unſerer Kraft eine eigene vorhergehende Em- pfindung erfodert. Aber da ſind es nicht bloße Phan- tasmate, welche die Aktion hervorbringen, es muͤßten denn ſolche ſeyn, die wiederum in volle Empfindungen uͤbergegangen ſind.
Jch meine alſo, es ſey der Satz ins Reine gebracht, daß diejenige wieder zuruͤckkehrende Aktion, die das we- ſentlichſte Stuͤck in der Wiedervorſtellung von einer Aktion ausmacht, etwas zuruͤckgebliebenes von ihr ſey, wie das Bild der Farbe von dem Anſchauen derſelben. Jene Vorſtellung iſt daher in dem naͤmlichen Verſtande eine Vorſtellung von der Aktion, wie es jedwede an- dere Art von Vorſtellungen iſt.
III. Aufloͤ-
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der Vorſtellungskraft ⁊c.
Vorſatz, oder ein Wollen nach dieſer Vorſtellung. Die
erſte Anwandelung zur Thaͤtigkeit iſt keine Vorſtellung
einer Aktion, ſondern eine neue urſpruͤngliche Aktion, die
durch innere Empfindniſſe gewirket wird, und aus dem
innern Princip der Seele hervorbricht. Wir koͤnnen
etwas verrichten, was wir noch niemalen verrichtet ha-
ben, auf dieſelbige Weiſe, wie wir etwas ſehen koͤnnen,
ſo wir nie vorher geſehen haben; nur daß jede neue An-
wendung unſerer Kraft eine eigene vorhergehende Em-
pfindung erfodert. Aber da ſind es nicht bloße Phan-
tasmate, welche die Aktion hervorbringen, es muͤßten
denn ſolche ſeyn, die wiederum in volle Empfindungen
uͤbergegangen ſind.
Jch meine alſo, es ſey der Satz ins Reine gebracht,
daß diejenige wieder zuruͤckkehrende Aktion, die das we-
ſentlichſte Stuͤck in der Wiedervorſtellung von einer
Aktion ausmacht, etwas zuruͤckgebliebenes von ihr ſey,
wie das Bild der Farbe von dem Anſchauen derſelben.
Jene Vorſtellung iſt daher in dem naͤmlichen Verſtande
eine Vorſtellung von der Aktion, wie es jedwede an-
dere Art von Vorſtellungen iſt.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/709>, abgerufen am 21.11.2024.
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