macht die Materie der Vorstellung von dieser Handlung aus?
Den Pinsel in der Hand, das Papier vor sich, fängt der Maler seine Arbeit an. Hier sind äußere Gegenstände, die gesehen werden, das Papier, die Farbe, der Pinsel, die Hand, und die Lage des Pin- sels in der Hand. Dazu kommen gewisse Gefühle in den Fingern, die nur der Maler allein hat, und der Zuschauer nicht empfinden kann. Aber außer dieß ist in dem Kopf des Malers ein Jdeal von der Figur, die er sichtbar machen will. Die ersten sind größten- theils äußere vor der Aktion vorhergehende Empfin- dungen; diese letztere ist die vorhergehende Vorstellung.
Die Aktion selbst enthält die Selbstbestimmung sei- ner Kraft, welche nur allein der Handelnde fühlet, und nicht der, der ihm zusiehet. Es erfolget die Kraftäuße- rung, es entstehet ein Gefühl von einer Bewegung in der Hand, und es wird auf dem Papier etwas sichtbar. Die ganze Aktion des Zeichnens, die zu einer Figur er- fodert wird, bestehet aus mehreren einzelnen Aktionen, die auf einander folgen. Die erstere hat ihre Wirkung, welche empfunden wird. Stimmet diese mit der Vor- stellung von der Wirkung überein? Was erwartet wür- de, ist der gezogene Strich, so wie er seyn soll; und ei- gentlich muß man noch kleinere Theile nehmen; es ist die Fortrückung des sichtbar werdenden Zuges. Jst diese Wirkung nun so, wie sie seyn soll, so giebt auch ihre Uebereinstimmung mit der Erwartung eine neue Empfin- dung des wirklichen Fortgangs. Diese bestimmt den noch fortdaurenden Vorsatz zu der nächsten Kraftanwen- dung, welche wiederum, wie die erstere, gewisse innere Gefühle, und äußere sichtbare Veränderungen auf dem Papier, zur Folge hatte. Aus solchen Gliedern beste- het die ganze Reihe. Jedes einzelne Glied enthält rei- zende vorhergehende Empfindungen, seine eigene
Kraft-
X. Verſuch. Ueber die Beziehung
macht die Materie der Vorſtellung von dieſer Handlung aus?
Den Pinſel in der Hand, das Papier vor ſich, faͤngt der Maler ſeine Arbeit an. Hier ſind aͤußere Gegenſtaͤnde, die geſehen werden, das Papier, die Farbe, der Pinſel, die Hand, und die Lage des Pin- ſels in der Hand. Dazu kommen gewiſſe Gefuͤhle in den Fingern, die nur der Maler allein hat, und der Zuſchauer nicht empfinden kann. Aber außer dieß iſt in dem Kopf des Malers ein Jdeal von der Figur, die er ſichtbar machen will. Die erſten ſind groͤßten- theils aͤußere vor der Aktion vorhergehende Empfin- dungen; dieſe letztere iſt die vorhergehende Vorſtellung.
Die Aktion ſelbſt enthaͤlt die Selbſtbeſtimmung ſei- ner Kraft, welche nur allein der Handelnde fuͤhlet, und nicht der, der ihm zuſiehet. Es erfolget die Kraftaͤuße- rung, es entſtehet ein Gefuͤhl von einer Bewegung in der Hand, und es wird auf dem Papier etwas ſichtbar. Die ganze Aktion des Zeichnens, die zu einer Figur er- fodert wird, beſtehet aus mehreren einzelnen Aktionen, die auf einander folgen. Die erſtere hat ihre Wirkung, welche empfunden wird. Stimmet dieſe mit der Vor- ſtellung von der Wirkung uͤberein? Was erwartet wuͤr- de, iſt der gezogene Strich, ſo wie er ſeyn ſoll; und ei- gentlich muß man noch kleinere Theile nehmen; es iſt die Fortruͤckung des ſichtbar werdenden Zuges. Jſt dieſe Wirkung nun ſo, wie ſie ſeyn ſoll, ſo giebt auch ihre Uebereinſtimmung mit der Erwartung eine neue Empfin- dung des wirklichen Fortgangs. Dieſe beſtimmt den noch fortdaurenden Vorſatz zu der naͤchſten Kraftanwen- dung, welche wiederum, wie die erſtere, gewiſſe innere Gefuͤhle, und aͤußere ſichtbare Veraͤnderungen auf dem Papier, zur Folge hatte. Aus ſolchen Gliedern beſte- het die ganze Reihe. Jedes einzelne Glied enthaͤlt rei- zende vorhergehende Empfindungen, ſeine eigene
Kraft-
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X. Verſuch. Ueber die Beziehung
macht die Materie der Vorſtellung von dieſer Handlung
aus?
Den Pinſel in der Hand, das Papier vor ſich,
faͤngt der Maler ſeine Arbeit an. Hier ſind aͤußere
Gegenſtaͤnde, die geſehen werden, das Papier, die
Farbe, der Pinſel, die Hand, und die Lage des Pin-
ſels in der Hand. Dazu kommen gewiſſe Gefuͤhle
in den Fingern, die nur der Maler allein hat, und der
Zuſchauer nicht empfinden kann. Aber außer dieß iſt
in dem Kopf des Malers ein Jdeal von der Figur,
die er ſichtbar machen will. Die erſten ſind groͤßten-
theils aͤußere vor der Aktion vorhergehende Empfin-
dungen; dieſe letztere iſt die vorhergehende Vorſtellung.
Die Aktion ſelbſt enthaͤlt die Selbſtbeſtimmung ſei-
ner Kraft, welche nur allein der Handelnde fuͤhlet, und
nicht der, der ihm zuſiehet. Es erfolget die Kraftaͤuße-
rung, es entſtehet ein Gefuͤhl von einer Bewegung in
der Hand, und es wird auf dem Papier etwas ſichtbar.
Die ganze Aktion des Zeichnens, die zu einer Figur er-
fodert wird, beſtehet aus mehreren einzelnen Aktionen,
die auf einander folgen. Die erſtere hat ihre Wirkung,
welche empfunden wird. Stimmet dieſe mit der Vor-
ſtellung von der Wirkung uͤberein? Was erwartet wuͤr-
de, iſt der gezogene Strich, ſo wie er ſeyn ſoll; und ei-
gentlich muß man noch kleinere Theile nehmen; es iſt
die Fortruͤckung des ſichtbar werdenden Zuges. Jſt dieſe
Wirkung nun ſo, wie ſie ſeyn ſoll, ſo giebt auch ihre
Uebereinſtimmung mit der Erwartung eine neue Empfin-
dung des wirklichen Fortgangs. Dieſe beſtimmt den
noch fortdaurenden Vorſatz zu der naͤchſten Kraftanwen-
dung, welche wiederum, wie die erſtere, gewiſſe innere
Gefuͤhle, und aͤußere ſichtbare Veraͤnderungen auf dem
Papier, zur Folge hatte. Aus ſolchen Gliedern beſte-
het die ganze Reihe. Jedes einzelne Glied enthaͤlt rei-
zende vorhergehende Empfindungen, ſeine eigene
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/698>, abgerufen am 22.12.2024.
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