Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

Bild:
<< vorherige Seite

der Vorstellungskraft etc.
vermögen der Seele mehr gewöhnliche Benennungen ge-
brauchet, und Gefühl, Verstand und Willen ge-
nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun-
gen in dem folgenden vorzubeugen.

II.
Von der Natur der Vorstellungen, die wir
von unsern Thätigkeiten haben.

1) Jede Aeußerung der thätigen Kraft ist
vorher instinktartig erfolget, ehe eine
Vorstellung von ihr hat gemacht werden
können.

2) Die instinktartigen Thätigkeiten sind
Aeußerungen der thätigen Seelenkraft,
die durch Empfindungen gereizet und be-
stimmet ist.

3) Entstehungsart der Vorstellungen, die
wir uns von unsern eigenen Aktionen ma-
chen. Zuerst, was zu einer vollständi-
gen Empfindung einer Aktion erfodert
wird.

4) Was in der Wiedervorstellung einer
Aktion enthalten sey. Die Vorstellung
von einer Aktion enthält einen Ansatz zu
der Aktion selbst.

1.

Der erste Erfahrungssatz, den ich hier zum Grunde
lege, ist folgender: "Wir haben keine Vorstel-
"lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thäti-
"gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart

"dersel-
R r 2

der Vorſtellungskraft ⁊c.
vermoͤgen der Seele mehr gewoͤhnliche Benennungen ge-
brauchet, und Gefuͤhl, Verſtand und Willen ge-
nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun-
gen in dem folgenden vorzubeugen.

II.
Von der Natur der Vorſtellungen, die wir
von unſern Thaͤtigkeiten haben.

1) Jede Aeußerung der thaͤtigen Kraft iſt
vorher inſtinktartig erfolget, ehe eine
Vorſtellung von ihr hat gemacht werden
koͤnnen.

2) Die inſtinktartigen Thaͤtigkeiten ſind
Aeußerungen der thaͤtigen Seelenkraft,
die durch Empfindungen gereizet und be-
ſtimmet iſt.

3) Entſtehungsart der Vorſtellungen, die
wir uns von unſern eigenen Aktionen ma-
chen. Zuerſt, was zu einer vollſtaͤndi-
gen Empfindung einer Aktion erfodert
wird.

4) Was in der Wiedervorſtellung einer
Aktion enthalten ſey. Die Vorſtellung
von einer Aktion enthaͤlt einen Anſatz zu
der Aktion ſelbſt.

1.

Der erſte Erfahrungsſatz, den ich hier zum Grunde
lege, iſt folgender: „Wir haben keine Vorſtel-
„lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thaͤti-
„gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart

„derſel-
R r 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0687" n="627"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Vor&#x017F;tellungskraft &#x204A;c.</hi></fw><lb/>
vermo&#x0364;gen der Seele mehr gewo&#x0364;hnliche Benennungen ge-<lb/>
brauchet, und <hi rendition="#fr">Gefu&#x0364;hl, Ver&#x017F;tand</hi> und <hi rendition="#fr">Willen</hi> ge-<lb/>
nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun-<lb/>
gen in dem folgenden vorzubeugen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
Von der Natur der Vor&#x017F;tellungen, die wir<lb/>
von un&#x017F;ern Tha&#x0364;tigkeiten haben.</head><lb/>
          <argument>
            <p>
              <list>
                <item>1) <hi rendition="#fr">Jede Aeußerung der tha&#x0364;tigen Kraft i&#x017F;t<lb/>
vorher in&#x017F;tinktartig erfolget, ehe eine<lb/>
Vor&#x017F;tellung von ihr hat gemacht werden<lb/>
ko&#x0364;nnen.</hi></item><lb/>
                <item>2) <hi rendition="#fr">Die in&#x017F;tinktartigen Tha&#x0364;tigkeiten &#x017F;ind<lb/>
Aeußerungen der tha&#x0364;tigen Seelenkraft,<lb/>
die durch Empfindungen gereizet und be-<lb/>
&#x017F;timmet i&#x017F;t.</hi></item><lb/>
                <item>3) <hi rendition="#fr">Ent&#x017F;tehungsart der Vor&#x017F;tellungen, die<lb/>
wir uns von un&#x017F;ern eigenen Aktionen ma-<lb/>
chen. Zuer&#x017F;t, was zu einer voll&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen Empfindung einer Aktion erfodert<lb/>
wird.</hi></item><lb/>
                <item>4) <hi rendition="#fr">Was in der Wiedervor&#x017F;tellung einer<lb/>
Aktion enthalten &#x017F;ey. Die Vor&#x017F;tellung<lb/>
von einer Aktion entha&#x0364;lt einen An&#x017F;atz zu<lb/>
der Aktion &#x017F;elb&#x017F;t.</hi></item>
              </list>
            </p>
          </argument><lb/>
          <div n="3">
            <head>1.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>er er&#x017F;te Erfahrungs&#x017F;atz, den ich hier zum Grunde<lb/>
lege, i&#x017F;t folgender: &#x201E;Wir haben keine Vor&#x017F;tel-<lb/>
&#x201E;lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der tha&#x0364;ti-<lb/>
&#x201E;gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R r 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;der&#x017F;el-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[627/0687] der Vorſtellungskraft ⁊c. vermoͤgen der Seele mehr gewoͤhnliche Benennungen ge- brauchet, und Gefuͤhl, Verſtand und Willen ge- nannt werden. So viel wird hinreichen, Mißdeutun- gen in dem folgenden vorzubeugen. II. Von der Natur der Vorſtellungen, die wir von unſern Thaͤtigkeiten haben. 1) Jede Aeußerung der thaͤtigen Kraft iſt vorher inſtinktartig erfolget, ehe eine Vorſtellung von ihr hat gemacht werden koͤnnen. 2) Die inſtinktartigen Thaͤtigkeiten ſind Aeußerungen der thaͤtigen Seelenkraft, die durch Empfindungen gereizet und be- ſtimmet iſt. 3) Entſtehungsart der Vorſtellungen, die wir uns von unſern eigenen Aktionen ma- chen. Zuerſt, was zu einer vollſtaͤndi- gen Empfindung einer Aktion erfodert wird. 4) Was in der Wiedervorſtellung einer Aktion enthalten ſey. Die Vorſtellung von einer Aktion enthaͤlt einen Anſatz zu der Aktion ſelbſt. 1. Der erſte Erfahrungsſatz, den ich hier zum Grunde lege, iſt folgender: „Wir haben keine Vorſtel- „lung noch Jdee von irgend einer Aeußerung der thaͤti- „gen Seelenkraft, und von irgend einer Wirkungsart „derſel- R r 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/687
Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/687>, abgerufen am 18.12.2024.