Grad der Apperception damitverbunden sey. Zum Den- ken wird erfodert, nicht nur, daß Eindrücke und Modi- fikationen aufgenommen, gefühlet, und selbstthätig wie- der erneuert werden; nicht nur, daß das fühlende Wesen Selbstthätigkeit besitze, und auch in neuen Veränderun- gen sich wirksam beweise; sondern es gehört noch dazu, daß selbst die Veränderungen in der Richtung der vor- stellenden Kraft in ihrem Uebergang von einem Bilde zum andern, merkliche neue Modifikationen nach sich ziehen, die besonders gefühlet werden, und alsdenn noch eine neue Aktion des Gefühls auf sich annehmen. Nun ist es doch an sich nicht unmöglich, daß die einzelnen Ge- fühle und Vorstellungen, welche Gegenstände der vor- stellenden Kraft sind, zwar merklich genug sind, ohne daß auch die Uebergänge, und Veränderungen in der Richtung der Kraft es sind. Wenn die letztern entweder gar keine besondere absolute Veränderungen nach sich zie- hen, oder so schwache, daß solche für sich besonders nicht gefühlet werden können; oder wenn das Princip des Fühlens in seinem Jnnern wesentlich zu wenig selbst- thätig ist, als daß es bey diesen zarten Gefühlen zu einer neuen thätigen Kraftäußerung gebracht werden könnte, -- sondern sich hiebey durchaus nicht weiter, als wie ein blos reagirendes Wesen beweisen könnte, -- wie sollte da ein Denkaktus zu erwarten seyn?
Jndessen hebet dieses das vorige Resultat nicht auf. Fühlen, Vorstellungen haben und denken, sind Fähig- keiten Eines und desselbigen Grundvermögens, und nur von einander darinn unterschieden, daß das nämliche Princip in verschiedenen Richtungen auf verschiedene Ge- genstände, und mit größerer oder geringerer Selbstthä- tigkeit wirket, wenn es bald wie ein fühlendes, bald wie ein vorstellendes, und bald mehr als ein denkendes We- sen sich offenbaret.
3. Diese
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des Empfindens, des Vorſtellens ⁊c.
Grad der Apperception damitverbunden ſey. Zum Den- ken wird erfodert, nicht nur, daß Eindruͤcke und Modi- fikationen aufgenommen, gefuͤhlet, und ſelbſtthaͤtig wie- der erneuert werden; nicht nur, daß das fuͤhlende Weſen Selbſtthaͤtigkeit beſitze, und auch in neuen Veraͤnderun- gen ſich wirkſam beweiſe; ſondern es gehoͤrt noch dazu, daß ſelbſt die Veraͤnderungen in der Richtung der vor- ſtellenden Kraft in ihrem Uebergang von einem Bilde zum andern, merkliche neue Modifikationen nach ſich ziehen, die beſonders gefuͤhlet werden, und alsdenn noch eine neue Aktion des Gefuͤhls auf ſich annehmen. Nun iſt es doch an ſich nicht unmoͤglich, daß die einzelnen Ge- fuͤhle und Vorſtellungen, welche Gegenſtaͤnde der vor- ſtellenden Kraft ſind, zwar merklich genug ſind, ohne daß auch die Uebergaͤnge, und Veraͤnderungen in der Richtung der Kraft es ſind. Wenn die letztern entweder gar keine beſondere abſolute Veraͤnderungen nach ſich zie- hen, oder ſo ſchwache, daß ſolche fuͤr ſich beſonders nicht gefuͤhlet werden koͤnnen; oder wenn das Princip des Fuͤhlens in ſeinem Jnnern weſentlich zu wenig ſelbſt- thaͤtig iſt, als daß es bey dieſen zarten Gefuͤhlen zu einer neuen thaͤtigen Kraftaͤußerung gebracht werden koͤnnte, — ſondern ſich hiebey durchaus nicht weiter, als wie ein blos reagirendes Weſen beweiſen koͤnnte, — wie ſollte da ein Denkaktus zu erwarten ſeyn?
Jndeſſen hebet dieſes das vorige Reſultat nicht auf. Fuͤhlen, Vorſtellungen haben und denken, ſind Faͤhig- keiten Eines und deſſelbigen Grundvermoͤgens, und nur von einander darinn unterſchieden, daß das naͤmliche Princip in verſchiedenen Richtungen auf verſchiedene Ge- genſtaͤnde, und mit groͤßerer oder geringerer Selbſtthaͤ- tigkeit wirket, wenn es bald wie ein fuͤhlendes, bald wie ein vorſtellendes, und bald mehr als ein denkendes We- ſen ſich offenbaret.
3. Dieſe
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des Empfindens, des Vorſtellens ⁊c.
Grad der Apperception damitverbunden ſey. Zum Den-
ken wird erfodert, nicht nur, daß Eindruͤcke und Modi-
fikationen aufgenommen, gefuͤhlet, und ſelbſtthaͤtig wie-
der erneuert werden; nicht nur, daß das fuͤhlende Weſen
Selbſtthaͤtigkeit beſitze, und auch in neuen Veraͤnderun-
gen ſich wirkſam beweiſe; ſondern es gehoͤrt noch dazu,
daß ſelbſt die Veraͤnderungen in der Richtung der vor-
ſtellenden Kraft in ihrem Uebergang von einem Bilde
zum andern, merkliche neue Modifikationen nach ſich
ziehen, die beſonders gefuͤhlet werden, und alsdenn noch
eine neue Aktion des Gefuͤhls auf ſich annehmen. Nun
iſt es doch an ſich nicht unmoͤglich, daß die einzelnen Ge-
fuͤhle und Vorſtellungen, welche Gegenſtaͤnde der vor-
ſtellenden Kraft ſind, zwar merklich genug ſind, ohne
daß auch die Uebergaͤnge, und Veraͤnderungen in der
Richtung der Kraft es ſind. Wenn die letztern entweder
gar keine beſondere abſolute Veraͤnderungen nach ſich zie-
hen, oder ſo ſchwache, daß ſolche fuͤr ſich beſonders nicht
gefuͤhlet werden koͤnnen; oder wenn das Princip des
Fuͤhlens in ſeinem Jnnern weſentlich zu wenig ſelbſt-
thaͤtig iſt, als daß es bey dieſen zarten Gefuͤhlen zu einer
neuen thaͤtigen Kraftaͤußerung gebracht werden koͤnnte, —
ſondern ſich hiebey durchaus nicht weiter, als wie ein blos
reagirendes Weſen beweiſen koͤnnte, — wie ſollte da ein
Denkaktus zu erwarten ſeyn?
Jndeſſen hebet dieſes das vorige Reſultat nicht auf.
Fuͤhlen, Vorſtellungen haben und denken, ſind Faͤhig-
keiten Eines und deſſelbigen Grundvermoͤgens, und nur
von einander darinn unterſchieden, daß das naͤmliche
Princip in verſchiedenen Richtungen auf verſchiedene Ge-
genſtaͤnde, und mit groͤßerer oder geringerer Selbſtthaͤ-
tigkeit wirket, wenn es bald wie ein fuͤhlendes, bald wie
ein vorſtellendes, und bald mehr als ein denkendes We-
ſen ſich offenbaret.
3. Dieſe
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 615. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/675>, abgerufen am 22.12.2024.
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