Aktion der Elasticität, welche vorher sich als widerste- hende Kraft bewies, ward fortgesetzet, und dann ent- stund aus ihr das Zurückfahren der Körper, als ihre Wirkung.
Was diese Beyspiele lehren sollen, das darf ich nicht hinzusetzen. Sie sollen den Unterschied zwischen dem blo- ßen Gefühl, und dem Denken, den ich darinn setze, daß das letztere Eine von den selbstthätigen Aeuße- rungen des nämlichen Vermögens ist, welches fühlet, erläutern. Der weiche Körper reagirt, der elastische auch; dieser mit innerlicher Selbstthätigkeit, mit mehre- rer und weiter fortgesetzten innern Selbstthätigkeit, wenn gleich auch jenem eine wahre selbstthätige Kraft zukommt. Eben so soll es dasselbige Vermögen seyn, welches die Verhältnisse der Vorstellungen fühlt, und welches, wenn es innerlich selbstthätig ist, oder es in einem höhern Gra- de ist, seine Thätigkeit fortsetzet, von neuen wiederum so zu sagen, außer sich herausgehet, und alsdenn Ver- hältnißgedanken oder die Gewahrnehmung hervor- bringet.
Die Thätigkeit in dem Vermögen, womit wir füh- len, kann sich noch in mehrern andern Wirkungen äußern, als in dem Aktus des Denkens. Hier wirket es auf Vorstellungen, und fängt bey dem Gefühl der Verhält- nisse an. Es ist also auch der Verhältnißgedanke die Wirkung des thätigen Gefühls in einer besondern Richtung, welche durch die erwähnten zwey Umstände, daß es nämlich vor dem Gefühl der Vorstellungen und ihrer Beziehungen anfängt, und eine Beschaffenheit in den Vorstellungen zur Wirkung hat, als durch zwey Punkte bestimmet wird, davon der eine in der Sprache der Alten, als der terminus a quo, und der andere als der terminus ad quem zu betrachten ist.
2. Gehet
IX. Verſuch. Ueber das Grundprincip
Aktion der Elaſticitaͤt, welche vorher ſich als widerſte- hende Kraft bewies, ward fortgeſetzet, und dann ent- ſtund aus ihr das Zuruͤckfahren der Koͤrper, als ihre Wirkung.
Was dieſe Beyſpiele lehren ſollen, das darf ich nicht hinzuſetzen. Sie ſollen den Unterſchied zwiſchen dem blo- ßen Gefuͤhl, und dem Denken, den ich darinn ſetze, daß das letztere Eine von den ſelbſtthaͤtigen Aeuße- rungen des naͤmlichen Vermoͤgens iſt, welches fuͤhlet, erlaͤutern. Der weiche Koͤrper reagirt, der elaſtiſche auch; dieſer mit innerlicher Selbſtthaͤtigkeit, mit mehre- rer und weiter fortgeſetzten innern Selbſtthaͤtigkeit, wenn gleich auch jenem eine wahre ſelbſtthaͤtige Kraft zukommt. Eben ſo ſoll es daſſelbige Vermoͤgen ſeyn, welches die Verhaͤltniſſe der Vorſtellungen fuͤhlt, und welches, wenn es innerlich ſelbſtthaͤtig iſt, oder es in einem hoͤhern Gra- de iſt, ſeine Thaͤtigkeit fortſetzet, von neuen wiederum ſo zu ſagen, außer ſich herausgehet, und alsdenn Ver- haͤltnißgedanken oder die Gewahrnehmung hervor- bringet.
Die Thaͤtigkeit in dem Vermoͤgen, womit wir fuͤh- len, kann ſich noch in mehrern andern Wirkungen aͤußern, als in dem Aktus des Denkens. Hier wirket es auf Vorſtellungen, und faͤngt bey dem Gefuͤhl der Verhaͤlt- niſſe an. Es iſt alſo auch der Verhaͤltnißgedanke die Wirkung des thaͤtigen Gefuͤhls in einer beſondern Richtung, welche durch die erwaͤhnten zwey Umſtaͤnde, daß es naͤmlich vor dem Gefuͤhl der Vorſtellungen und ihrer Beziehungen anfaͤngt, und eine Beſchaffenheit in den Vorſtellungen zur Wirkung hat, als durch zwey Punkte beſtimmet wird, davon der eine in der Sprache der Alten, als der terminus a quo, und der andere als der terminus ad quem zu betrachten iſt.
2. Gehet
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IX. Verſuch. Ueber das Grundprincip
Aktion der Elaſticitaͤt, welche vorher ſich als widerſte-
hende Kraft bewies, ward fortgeſetzet, und dann ent-
ſtund aus ihr das Zuruͤckfahren der Koͤrper, als ihre
Wirkung.
Was dieſe Beyſpiele lehren ſollen, das darf ich nicht
hinzuſetzen. Sie ſollen den Unterſchied zwiſchen dem blo-
ßen Gefuͤhl, und dem Denken, den ich darinn ſetze,
daß das letztere Eine von den ſelbſtthaͤtigen Aeuße-
rungen des naͤmlichen Vermoͤgens iſt, welches fuͤhlet,
erlaͤutern. Der weiche Koͤrper reagirt, der elaſtiſche
auch; dieſer mit innerlicher Selbſtthaͤtigkeit, mit mehre-
rer und weiter fortgeſetzten innern Selbſtthaͤtigkeit, wenn
gleich auch jenem eine wahre ſelbſtthaͤtige Kraft zukommt.
Eben ſo ſoll es daſſelbige Vermoͤgen ſeyn, welches die
Verhaͤltniſſe der Vorſtellungen fuͤhlt, und welches, wenn
es innerlich ſelbſtthaͤtig iſt, oder es in einem hoͤhern Gra-
de iſt, ſeine Thaͤtigkeit fortſetzet, von neuen wiederum
ſo zu ſagen, außer ſich herausgehet, und alsdenn Ver-
haͤltnißgedanken oder die Gewahrnehmung hervor-
bringet.
Die Thaͤtigkeit in dem Vermoͤgen, womit wir fuͤh-
len, kann ſich noch in mehrern andern Wirkungen aͤußern,
als in dem Aktus des Denkens. Hier wirket es auf
Vorſtellungen, und faͤngt bey dem Gefuͤhl der Verhaͤlt-
niſſe an. Es iſt alſo auch der Verhaͤltnißgedanke die
Wirkung des thaͤtigen Gefuͤhls in einer beſondern
Richtung, welche durch die erwaͤhnten zwey Umſtaͤnde,
daß es naͤmlich vor dem Gefuͤhl der Vorſtellungen und
ihrer Beziehungen anfaͤngt, und eine Beſchaffenheit in
den Vorſtellungen zur Wirkung hat, als durch zwey
Punkte beſtimmet wird, davon der eine in der Sprache
der Alten, als der terminus a quo, und der andere als
der terminus ad quem zu betrachten iſt.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 610. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/670>, abgerufen am 18.12.2024.
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