baren Feldes habe ich mich auf Eine Strecke eingeschränkt. Jch habe mich nicht so wohl auf die Mittel eingelassen, wodurch der Mensch entwickelt wird, als vielmehr auf die Wir- kung dieser Mittel in seinem Jnnern, oder auf das, was die Vervollenkommung unserer Na- tur in dem Jnnern selbst ausmachet, die durch die ausbildenden Ursachen bewirket wird, und unter den mannichfaltigen Formen, worinn die Menschheit sich uns darstellet, enthalten ist. Dieß ist am Ende nichts anders, als eine deut- liche Auseinandersetzung dessen, was in dem Ge- fühl des Menschenfreundes begriffen ist, wenn er die Würde des Menschen und die Erhaben- heit der Tugend empfindet. Dieß Gefühl be- darf einer Leitung von der aufklärenden Ver- nunft. Ohne diese kann der edelste Vorsatz, deren ein Mensch fähig ist, der Vorsatz, an der Verbesserung der Menschheit zu arbeiten, eine falsche Richtung nehmen, und in einen schädlichen Eifer ausarten, sie in Eine von ih- ren besondern Formen hinein zu zwingen, die man als die alleinige für sie ansieht, in der sie eine innere Vollkommenheit besitzen könne.
Jnhalt
Vorrede.
baren Feldes habe ich mich auf Eine Strecke eingeſchraͤnkt. Jch habe mich nicht ſo wohl auf die Mittel eingelaſſen, wodurch der Menſch entwickelt wird, als vielmehr auf die Wir- kung dieſer Mittel in ſeinem Jnnern, oder auf das, was die Vervollenkommung unſerer Na- tur in dem Jnnern ſelbſt ausmachet, die durch die ausbildenden Urſachen bewirket wird, und unter den mannichfaltigen Formen, worinn die Menſchheit ſich uns darſtellet, enthalten iſt. Dieß iſt am Ende nichts anders, als eine deut- liche Auseinanderſetzung deſſen, was in dem Ge- fuͤhl des Menſchenfreundes begriffen iſt, wenn er die Wuͤrde des Menſchen und die Erhaben- heit der Tugend empfindet. Dieß Gefuͤhl be- darf einer Leitung von der aufklaͤrenden Ver- nunft. Ohne dieſe kann der edelſte Vorſatz, deren ein Menſch faͤhig iſt, der Vorſatz, an der Verbeſſerung der Menſchheit zu arbeiten, eine falſche Richtung nehmen, und in einen ſchaͤdlichen Eifer ausarten, ſie in Eine von ih- ren beſondern Formen hinein zu zwingen, die man als die alleinige fuͤr ſie anſieht, in der ſie eine innere Vollkommenheit beſitzen koͤnne.
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[XXXVI/0040]
Vorrede.
baren Feldes habe ich mich auf Eine Strecke
eingeſchraͤnkt. Jch habe mich nicht ſo wohl
auf die Mittel eingelaſſen, wodurch der Menſch
entwickelt wird, als vielmehr auf die Wir-
kung dieſer Mittel in ſeinem Jnnern, oder auf
das, was die Vervollenkommung unſerer Na-
tur in dem Jnnern ſelbſt ausmachet, die durch
die ausbildenden Urſachen bewirket wird, und
unter den mannichfaltigen Formen, worinn
die Menſchheit ſich uns darſtellet, enthalten iſt.
Dieß iſt am Ende nichts anders, als eine deut-
liche Auseinanderſetzung deſſen, was in dem Ge-
fuͤhl des Menſchenfreundes begriffen iſt, wenn
er die Wuͤrde des Menſchen und die Erhaben-
heit der Tugend empfindet. Dieß Gefuͤhl be-
darf einer Leitung von der aufklaͤrenden Ver-
nunft. Ohne dieſe kann der edelſte Vorſatz,
deren ein Menſch faͤhig iſt, der Vorſatz, an
der Verbeſſerung der Menſchheit zu arbeiten,
eine falſche Richtung nehmen, und in einen
ſchaͤdlichen Eifer ausarten, ſie in Eine von ih-
ren beſondern Formen hinein zu zwingen, die
man als die alleinige fuͤr ſie anſieht, in der ſie
eine innere Vollkommenheit beſitzen koͤnne.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. XXXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/40>, abgerufen am 24.11.2024.
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