auch die Unbequemlichkeit babey, daß man die vorstel- lende Kraft mehr selbstthätig anstrengen, und sich auf keine angenehme Art bemühen muß, weil die Phantasie allemal träge ist, Vorstellungen in sich gegenwärtig zu erhalten, die mit ihren übrigen Reihen von Jdeen in kei- ner Verbindung sind.
Man gehe die übrigen Empfindungen von den Ver- hältnissen und Beziehungen der Dinge auf einander durch. Es wird sich zeigen, es hat mit allen eine ähnliche Be- wandniß. Wie empfinden wir, daß ein Objekt weiter von uns entfernet sey, als ein anders? was empfin- den wir, wenn wir die Folge der Dinge empfinden? was alsdenn, wenn wir empfinden, daß in uns oder außer uns ein Ding als eine Ursache etwas anderes als ihre Wirkung hervorbringe? und was ist alsdann in uns? Es ist nicht davon die Frage, worinnen das Objektivische dieser Beziehungen in den Gegenständen außer der Vorstellung bestehe? auch noch nicht davon, was das Urtheil oder der Verhältnißgedanke selbst sey? und wie er entstehe? sondern nur davon, was wir füh- len und empfinden? Jn allen Fällen, wo wir, es sey mit Grunde oder ohne Grund, solche Beziehungen in den gegenwärtigen ideellen Objekten empfinden, entstehet bey dem Uebergang der vorstellenden und empfindenden Kraft von dem Einen zu dem andern, eine absolute und positive Modifikation; und bey jedweder besondern Art der Verhältnisse eine eigene von einer eigenen unter- schiedene Art, welche gefühlet und bey einer genauern Beobachtung unserer selbst bemerket werden kann. Jch sehe, daß der Thurm weiter von mir absteht, als das Haus; daß ein Wasser mir näher sey, als das jenseit desselben liegende Gehölz. Nun sey dieß ein Gedanke oder ein Gefühl, so entstehet jener so wenig als dieses, ohne daß in mir, indem ich die Augen von dem Einen zum andern hinwende, eine Veränderung vorgehet, die
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uͤber Empfindungen u. Empfindniſſe.
auch die Unbequemlichkeit babey, daß man die vorſtel- lende Kraft mehr ſelbſtthaͤtig anſtrengen, und ſich auf keine angenehme Art bemuͤhen muß, weil die Phantaſie allemal traͤge iſt, Vorſtellungen in ſich gegenwaͤrtig zu erhalten, die mit ihren uͤbrigen Reihen von Jdeen in kei- ner Verbindung ſind.
Man gehe die uͤbrigen Empfindungen von den Ver- haͤltniſſen und Beziehungen der Dinge auf einander durch. Es wird ſich zeigen, es hat mit allen eine aͤhnliche Be- wandniß. Wie empfinden wir, daß ein Objekt weiter von uns entfernet ſey, als ein anders? was empfin- den wir, wenn wir die Folge der Dinge empfinden? was alsdenn, wenn wir empfinden, daß in uns oder außer uns ein Ding als eine Urſache etwas anderes als ihre Wirkung hervorbringe? und was iſt alsdann in uns? Es iſt nicht davon die Frage, worinnen das Objektiviſche dieſer Beziehungen in den Gegenſtaͤnden außer der Vorſtellung beſtehe? auch noch nicht davon, was das Urtheil oder der Verhaͤltnißgedanke ſelbſt ſey? und wie er entſtehe? ſondern nur davon, was wir fuͤh- len und empfinden? Jn allen Faͤllen, wo wir, es ſey mit Grunde oder ohne Grund, ſolche Beziehungen in den gegenwaͤrtigen ideellen Objekten empfinden, entſtehet bey dem Uebergang der vorſtellenden und empfindenden Kraft von dem Einen zu dem andern, eine abſolute und poſitive Modifikation; und bey jedweder beſondern Art der Verhaͤltniſſe eine eigene von einer eigenen unter- ſchiedene Art, welche gefuͤhlet und bey einer genauern Beobachtung unſerer ſelbſt bemerket werden kann. Jch ſehe, daß der Thurm weiter von mir abſteht, als das Haus; daß ein Waſſer mir naͤher ſey, als das jenſeit deſſelben liegende Gehoͤlz. Nun ſey dieß ein Gedanke oder ein Gefuͤhl, ſo entſtehet jener ſo wenig als dieſes, ohne daß in mir, indem ich die Augen von dem Einen zum andern hinwende, eine Veraͤnderung vorgehet, die
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uͤber Empfindungen u. Empfindniſſe.
auch die Unbequemlichkeit babey, daß man die vorſtel-
lende Kraft mehr ſelbſtthaͤtig anſtrengen, und ſich auf
keine angenehme Art bemuͤhen muß, weil die Phantaſie
allemal traͤge iſt, Vorſtellungen in ſich gegenwaͤrtig zu
erhalten, die mit ihren uͤbrigen Reihen von Jdeen in kei-
ner Verbindung ſind.
Man gehe die uͤbrigen Empfindungen von den Ver-
haͤltniſſen und Beziehungen der Dinge auf einander durch.
Es wird ſich zeigen, es hat mit allen eine aͤhnliche Be-
wandniß. Wie empfinden wir, daß ein Objekt weiter
von uns entfernet ſey, als ein anders? was empfin-
den wir, wenn wir die Folge der Dinge empfinden?
was alsdenn, wenn wir empfinden, daß in uns oder
außer uns ein Ding als eine Urſache etwas anderes als
ihre Wirkung hervorbringe? und was iſt alsdann in
uns? Es iſt nicht davon die Frage, worinnen das
Objektiviſche dieſer Beziehungen in den Gegenſtaͤnden
außer der Vorſtellung beſtehe? auch noch nicht davon,
was das Urtheil oder der Verhaͤltnißgedanke ſelbſt ſey?
und wie er entſtehe? ſondern nur davon, was wir fuͤh-
len und empfinden? Jn allen Faͤllen, wo wir, es ſey
mit Grunde oder ohne Grund, ſolche Beziehungen in
den gegenwaͤrtigen ideellen Objekten empfinden, entſtehet
bey dem Uebergang der vorſtellenden und empfindenden
Kraft von dem Einen zu dem andern, eine abſolute und
poſitive Modifikation; und bey jedweder beſondern Art
der Verhaͤltniſſe eine eigene von einer eigenen unter-
ſchiedene Art, welche gefuͤhlet und bey einer genauern
Beobachtung unſerer ſelbſt bemerket werden kann. Jch
ſehe, daß der Thurm weiter von mir abſteht, als das
Haus; daß ein Waſſer mir naͤher ſey, als das jenſeit
deſſelben liegende Gehoͤlz. Nun ſey dieß ein Gedanke
oder ein Gefuͤhl, ſo entſtehet jener ſo wenig als dieſes,
ohne daß in mir, indem ich die Augen von dem Einen
zum andern hinwende, eine Veraͤnderung vorgehet, die
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/259>, abgerufen am 25.11.2024.
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