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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

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der Vorstellungen.

Das Mannichfaltige, was sich in einem jeden
Dinge,
für sich allein betrachtet, erkennen lässet, ist
entweder etwas Absolutes, oder etwas Relatives.
Das letztere ist so etwas, was ohne die Jdee von einem
Verhältniß oder von einer Beziehung nicht gedacht wer-
den kann. Die drey Linien in dem Triangel gehören zu
den absoluten Prädikaten des Triangels. Dagegen ihre
Verbindung mit einander, wodurch sie einen Raum ein-
schließen, zu den Relativen, (zu den sich auf etwas
Beziehenden, zu den Bezogenen) gehört, wohin auch
ihre bestimmte Lagen bey einander, oder die Winkel und
die Verhältniße ihrer Größen gegeneinander zu rechnen
sind. Das Absolute, (das auf nichts anders sich Be-
ziehende, das Unbezogene) ist es, worinnen Grade
und Stufen, ein Mehr und ein Minder statt finden;
obgleich nicht bey allen ohne Ausnahme. Die Ver-
hältnisse
nehmen zwar auch Größen und Grade an,
aber nicht eher, als wenn sie in der Gestalt des Absolu-
ten vorgestellet werden. Jnnere Verhältnisse, oder
eigentlich Verhältnisse der innern Beschaffenheiten
einer Sache sind die Verhältnisse, worinn die absolu-
ten Beschaffenheiten eines Dinges gegeneinander stehen.
Sie sind Verhältnisse; nur nicht Verhältnisse des
Dinges gegen andere von ihm unterschiedene Dinge,
sondern Verhältnisse der Theile des Jnnern eines Din-
ges gegen einander. Das Absolute und das Relative
sind,
wie ich hier zum Grunde setze, etwas Verschie-
denartiges.
Sie haben keinen gemeinschaftlichen ge-
nerischen Begrif; außer etwan den Begrif des Prädi-
kats, des Gedenkbaren und dergleichen. Und diese Be-
griffe sind, wie sich unten bey einer andern Gelegenheit
zeigen wird, nicht einmal dieselbigen Begriffe, wenn
sie auf das Absolute, und zugleich auch auf das Relative
angewendet werden.

Jst
I. Band. K
der Vorſtellungen.

Das Mannichfaltige, was ſich in einem jeden
Dinge,
fuͤr ſich allein betrachtet, erkennen laͤſſet, iſt
entweder etwas Abſolutes, oder etwas Relatives.
Das letztere iſt ſo etwas, was ohne die Jdee von einem
Verhaͤltniß oder von einer Beziehung nicht gedacht wer-
den kann. Die drey Linien in dem Triangel gehoͤren zu
den abſoluten Praͤdikaten des Triangels. Dagegen ihre
Verbindung mit einander, wodurch ſie einen Raum ein-
ſchließen, zu den Relativen, (zu den ſich auf etwas
Beziehenden, zu den Bezogenen) gehoͤrt, wohin auch
ihre beſtimmte Lagen bey einander, oder die Winkel und
die Verhaͤltniße ihrer Groͤßen gegeneinander zu rechnen
ſind. Das Abſolute, (das auf nichts anders ſich Be-
ziehende, das Unbezogene) iſt es, worinnen Grade
und Stufen, ein Mehr und ein Minder ſtatt finden;
obgleich nicht bey allen ohne Ausnahme. Die Ver-
haͤltniſſe
nehmen zwar auch Groͤßen und Grade an,
aber nicht eher, als wenn ſie in der Geſtalt des Abſolu-
ten vorgeſtellet werden. Jnnere Verhaͤltniſſe, oder
eigentlich Verhaͤltniſſe der innern Beſchaffenheiten
einer Sache ſind die Verhaͤltniſſe, worinn die abſolu-
ten Beſchaffenheiten eines Dinges gegeneinander ſtehen.
Sie ſind Verhaͤltniſſe; nur nicht Verhaͤltniſſe des
Dinges gegen andere von ihm unterſchiedene Dinge,
ſondern Verhaͤltniſſe der Theile des Jnnern eines Din-
ges gegen einander. Das Abſolute und das Relative
ſind,
wie ich hier zum Grunde ſetze, etwas Verſchie-
denartiges.
Sie haben keinen gemeinſchaftlichen ge-
neriſchen Begrif; außer etwan den Begrif des Praͤdi-
kats, des Gedenkbaren und dergleichen. Und dieſe Be-
griffe ſind, wie ſich unten bey einer andern Gelegenheit
zeigen wird, nicht einmal dieſelbigen Begriffe, wenn
ſie auf das Abſolute, und zugleich auch auf das Relative
angewendet werden.

Jſt
I. Band. K
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[145/0205] der Vorſtellungen. Das Mannichfaltige, was ſich in einem jeden Dinge, fuͤr ſich allein betrachtet, erkennen laͤſſet, iſt entweder etwas Abſolutes, oder etwas Relatives. Das letztere iſt ſo etwas, was ohne die Jdee von einem Verhaͤltniß oder von einer Beziehung nicht gedacht wer- den kann. Die drey Linien in dem Triangel gehoͤren zu den abſoluten Praͤdikaten des Triangels. Dagegen ihre Verbindung mit einander, wodurch ſie einen Raum ein- ſchließen, zu den Relativen, (zu den ſich auf etwas Beziehenden, zu den Bezogenen) gehoͤrt, wohin auch ihre beſtimmte Lagen bey einander, oder die Winkel und die Verhaͤltniße ihrer Groͤßen gegeneinander zu rechnen ſind. Das Abſolute, (das auf nichts anders ſich Be- ziehende, das Unbezogene) iſt es, worinnen Grade und Stufen, ein Mehr und ein Minder ſtatt finden; obgleich nicht bey allen ohne Ausnahme. Die Ver- haͤltniſſe nehmen zwar auch Groͤßen und Grade an, aber nicht eher, als wenn ſie in der Geſtalt des Abſolu- ten vorgeſtellet werden. Jnnere Verhaͤltniſſe, oder eigentlich Verhaͤltniſſe der innern Beſchaffenheiten einer Sache ſind die Verhaͤltniſſe, worinn die abſolu- ten Beſchaffenheiten eines Dinges gegeneinander ſtehen. Sie ſind Verhaͤltniſſe; nur nicht Verhaͤltniſſe des Dinges gegen andere von ihm unterſchiedene Dinge, ſondern Verhaͤltniſſe der Theile des Jnnern eines Din- ges gegen einander. Das Abſolute und das Relative ſind, wie ich hier zum Grunde ſetze, etwas Verſchie- denartiges. Sie haben keinen gemeinſchaftlichen ge- neriſchen Begrif; außer etwan den Begrif des Praͤdi- kats, des Gedenkbaren und dergleichen. Und dieſe Be- griffe ſind, wie ſich unten bey einer andern Gelegenheit zeigen wird, nicht einmal dieſelbigen Begriffe, wenn ſie auf das Abſolute, und zugleich auch auf das Relative angewendet werden. Jſt I. Band. K

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/205>, abgerufen am 22.11.2024.