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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

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I. Versuch. Ueber die Natur
die Lage und Beziehungen, und Abhängigkeit der Ob-
jekte fällen, und den Objekten außer uns zuschreiben,
wie solche in den Vorstellungen, das ist, in den ideellen
Objekten gewahrgenommen werden. Beyde Arten, die
analogischen und die anschaulichen sind eine Art
von Sprache für uns, aber die letztere enthält die natür-
lichen Zeichen, die entweder Wirkungen auf uns von
den bezeichneten Sachen sind, oder gar eben dieselbarti-
gen Dinge. Die Analogischen sind Zeichen, welche die
Reflexion sich entweder aus Noth selbst macht, weil es
ihr an andern fehlet, oder auch aus Bequemlichkeit.
Der Astronom stellet auf einer Fläche von Papier das
Weltgebäude vor, und der Mechaniker ziehet einen
Triangel, dessen Fläche und Seiten die Höhe, wodurch
die Schwere die Körper heruntertreibet, die Zeit, in der
solches geschieht, und die Geschwindigkeit, die im Fallen
erlanget wird, vorstellen, und nun schließet er aus den
Verhältnissen der Linien und der Flächen seiner Figuren
auf die Verhältnisse der durch sie abgebildeten und ihnen
entsprechenden körperlichen Beschaffenheiten und Verän-
derungen. Wenn Hobbes, Hume, Robinet und
andere die analogische Kenntniß von der Ersten Ursache
darum für unzuverlässig erkläret, weil sie analogisch ist,
so bestreiten sie solche aus einem Grunde, aus dem auch
die Gewißheit der anschaulichsten Kenntniß bestritten wer-
den kann.

Einen Unterschied giebt es indessen zwischen den an-
schaulichen
und analogischen Vorstellungen, der uns
die erstere in mancher Hinsicht brauchbarer machet, als
die letztere. Die Analogie mit den Objekten ist bey den
Anschaulichen völliger, und erstrecket sich über mehrere
Beschaffenheiten, auch über kleine Theile der ganzen
Vorstellung; wogegen bey den bloß analogischen vieles
mit darunter ist, was zu dem Analogischen und Zeichnen-
den nicht gehöret. Zwey Gesichtsbilder von zween

Men-

I. Verſuch. Ueber die Natur
die Lage und Beziehungen, und Abhaͤngigkeit der Ob-
jekte faͤllen, und den Objekten außer uns zuſchreiben,
wie ſolche in den Vorſtellungen, das iſt, in den ideellen
Objekten gewahrgenommen werden. Beyde Arten, die
analogiſchen und die anſchaulichen ſind eine Art
von Sprache fuͤr uns, aber die letztere enthaͤlt die natuͤr-
lichen Zeichen, die entweder Wirkungen auf uns von
den bezeichneten Sachen ſind, oder gar eben dieſelbarti-
gen Dinge. Die Analogiſchen ſind Zeichen, welche die
Reflexion ſich entweder aus Noth ſelbſt macht, weil es
ihr an andern fehlet, oder auch aus Bequemlichkeit.
Der Aſtronom ſtellet auf einer Flaͤche von Papier das
Weltgebaͤude vor, und der Mechaniker ziehet einen
Triangel, deſſen Flaͤche und Seiten die Hoͤhe, wodurch
die Schwere die Koͤrper heruntertreibet, die Zeit, in der
ſolches geſchieht, und die Geſchwindigkeit, die im Fallen
erlanget wird, vorſtellen, und nun ſchließet er aus den
Verhaͤltniſſen der Linien und der Flaͤchen ſeiner Figuren
auf die Verhaͤltniſſe der durch ſie abgebildeten und ihnen
entſprechenden koͤrperlichen Beſchaffenheiten und Veraͤn-
derungen. Wenn Hobbes, Hume, Robinet und
andere die analogiſche Kenntniß von der Erſten Urſache
darum fuͤr unzuverlaͤſſig erklaͤret, weil ſie analogiſch iſt,
ſo beſtreiten ſie ſolche aus einem Grunde, aus dem auch
die Gewißheit der anſchaulichſten Kenntniß beſtritten wer-
den kann.

Einen Unterſchied giebt es indeſſen zwiſchen den an-
ſchaulichen
und analogiſchen Vorſtellungen, der uns
die erſtere in mancher Hinſicht brauchbarer machet, als
die letztere. Die Analogie mit den Objekten iſt bey den
Anſchaulichen voͤlliger, und erſtrecket ſich uͤber mehrere
Beſchaffenheiten, auch uͤber kleine Theile der ganzen
Vorſtellung; wogegen bey den bloß analogiſchen vieles
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den nicht gehoͤret. Zwey Geſichtsbilder von zween

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[92/0152] I. Verſuch. Ueber die Natur die Lage und Beziehungen, und Abhaͤngigkeit der Ob- jekte faͤllen, und den Objekten außer uns zuſchreiben, wie ſolche in den Vorſtellungen, das iſt, in den ideellen Objekten gewahrgenommen werden. Beyde Arten, die analogiſchen und die anſchaulichen ſind eine Art von Sprache fuͤr uns, aber die letztere enthaͤlt die natuͤr- lichen Zeichen, die entweder Wirkungen auf uns von den bezeichneten Sachen ſind, oder gar eben dieſelbarti- gen Dinge. Die Analogiſchen ſind Zeichen, welche die Reflexion ſich entweder aus Noth ſelbſt macht, weil es ihr an andern fehlet, oder auch aus Bequemlichkeit. Der Aſtronom ſtellet auf einer Flaͤche von Papier das Weltgebaͤude vor, und der Mechaniker ziehet einen Triangel, deſſen Flaͤche und Seiten die Hoͤhe, wodurch die Schwere die Koͤrper heruntertreibet, die Zeit, in der ſolches geſchieht, und die Geſchwindigkeit, die im Fallen erlanget wird, vorſtellen, und nun ſchließet er aus den Verhaͤltniſſen der Linien und der Flaͤchen ſeiner Figuren auf die Verhaͤltniſſe der durch ſie abgebildeten und ihnen entſprechenden koͤrperlichen Beſchaffenheiten und Veraͤn- derungen. Wenn Hobbes, Hume, Robinet und andere die analogiſche Kenntniß von der Erſten Urſache darum fuͤr unzuverlaͤſſig erklaͤret, weil ſie analogiſch iſt, ſo beſtreiten ſie ſolche aus einem Grunde, aus dem auch die Gewißheit der anſchaulichſten Kenntniß beſtritten wer- den kann. Einen Unterſchied giebt es indeſſen zwiſchen den an- ſchaulichen und analogiſchen Vorſtellungen, der uns die erſtere in mancher Hinſicht brauchbarer machet, als die letztere. Die Analogie mit den Objekten iſt bey den Anſchaulichen voͤlliger, und erſtrecket ſich uͤber mehrere Beſchaffenheiten, auch uͤber kleine Theile der ganzen Vorſtellung; wogegen bey den bloß analogiſchen vieles mit darunter iſt, was zu dem Analogiſchen und Zeichnen- den nicht gehoͤret. Zwey Geſichtsbilder von zween Men-

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/152>, abgerufen am 27.11.2024.