siehet die Karten nur an, und dem Geizigen schimmert nur eine Goldmünze in die Augen. So ein Anblick bringet nach der gedachten Erklärungsart die ehemali- gen angenehmen Empfindungen, die mit dem Spielen und mit dem Genuß des Geldes verbunden gewesen sind, und also eine lange Reihe von Jdeen wieder zurücke. Und die letztern von ihnen, die nun die Zwecke und Ab- sichten vorstellen, sollen es seyn, von welchen das Herz ergriffen, und zur vorigen Begierde gespannet wird. Dieß ist denn eine neue Wirkung, ohne daß eine ander- weitige Aufgelegtheit in dem Vermögen der Seele oder in ihrer Empfindsamkeit vorhanden sey, welche hierinn einen Einfluß haben dörfe. Fertigkeit und Gewohn- heit und Stärke in Empfindungs- und Hand ungs- arten sind also nichts als Fertigkeiten, die Jdeen sol- cher Gegenstände in Verbindung zu erwecken, welche die Reize enthalten, wodurch die Seele so zu empfinden und so zu handeln bestimmet worden ist, und nun auch in der Reproduktion bestimmet werden muß. Die Fer- tigkeiten sind Fertigkeiten, Joeen zu verbinden, und in der Verbindung wiederum darzustellen; Jdeen nemlich von Gegenständen, welche aus den äußern Sin- nen entstehen.
Diese Art, die Wiedervorstellungen von Gemüths- bewegungen, Bestrebungen und Handlungen der Seele, zu erklären, ist in dem System der Jdeenassociation des Engländers Hartley eine nothwendige Folge seiner er- sten Grundsätze. Aber es ist unnöthig, sie von einem Aus- länder zu holen. Sie lieget auch in der Wolfischen Psychologie. Hr. Priestley muß diese letztere nicht ge- kannt haben; er würde sonsten das Lob, das er dem hartleyischen System so freygebig beyleget, nemlich es sey dadurch ein so einfaches, allgemeines und noch frucht- bareres Princip in die moralische Welt eingeführet, als durch die Newtonische Attraktion in die Körperwelt,
auch
E 2
der Vorſtellungen.
ſiehet die Karten nur an, und dem Geizigen ſchimmert nur eine Goldmuͤnze in die Augen. So ein Anblick bringet nach der gedachten Erklaͤrungsart die ehemali- gen angenehmen Empfindungen, die mit dem Spielen und mit dem Genuß des Geldes verbunden geweſen ſind, und alſo eine lange Reihe von Jdeen wieder zuruͤcke. Und die letztern von ihnen, die nun die Zwecke und Ab- ſichten vorſtellen, ſollen es ſeyn, von welchen das Herz ergriffen, und zur vorigen Begierde geſpannet wird. Dieß iſt denn eine neue Wirkung, ohne daß eine ander- weitige Aufgelegtheit in dem Vermoͤgen der Seele oder in ihrer Empfindſamkeit vorhanden ſey, welche hierinn einen Einfluß haben doͤrfe. Fertigkeit und Gewohn- heit und Staͤrke in Empfindungs- und Hand ungs- arten ſind alſo nichts als Fertigkeiten, die Jdeen ſol- cher Gegenſtaͤnde in Verbindung zu erwecken, welche die Reize enthalten, wodurch die Seele ſo zu empfinden und ſo zu handeln beſtimmet worden iſt, und nun auch in der Reproduktion beſtimmet werden muß. Die Fer- tigkeiten ſind Fertigkeiten, Joeen zu verbinden, und in der Verbindung wiederum darzuſtellen; Jdeen nemlich von Gegenſtaͤnden, welche aus den aͤußern Sin- nen entſtehen.
Dieſe Art, die Wiedervorſtellungen von Gemuͤths- bewegungen, Beſtrebungen und Handlungen der Seele, zu erklaͤren, iſt in dem Syſtem der Jdeenaſſociation des Englaͤnders Hartley eine nothwendige Folge ſeiner er- ſten Grundſaͤtze. Aber es iſt unnoͤthig, ſie von einem Aus- laͤnder zu holen. Sie lieget auch in der Wolfiſchen Pſychologie. Hr. Prieſtley muß dieſe letztere nicht ge- kannt haben; er wuͤrde ſonſten das Lob, das er dem hartleyiſchen Syſtem ſo freygebig beyleget, nemlich es ſey dadurch ein ſo einfaches, allgemeines und noch frucht- bareres Princip in die moraliſche Welt eingefuͤhret, als durch die Newtoniſche Attraktion in die Koͤrperwelt,
auch
E 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0127"n="67"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der Vorſtellungen.</hi></fw><lb/>ſiehet die Karten nur an, und dem Geizigen ſchimmert<lb/>
nur eine Goldmuͤnze in die Augen. So ein Anblick<lb/>
bringet nach der gedachten Erklaͤrungsart die ehemali-<lb/>
gen angenehmen Empfindungen, die mit dem Spielen<lb/>
und mit dem Genuß des Geldes verbunden geweſen ſind,<lb/>
und alſo eine lange Reihe von Jdeen wieder zuruͤcke.<lb/>
Und die letztern von ihnen, die nun die Zwecke und Ab-<lb/>ſichten vorſtellen, ſollen es ſeyn, von welchen das Herz<lb/>
ergriffen, und zur vorigen Begierde geſpannet wird.<lb/>
Dieß iſt denn eine neue Wirkung, ohne daß eine ander-<lb/>
weitige Aufgelegtheit in dem Vermoͤgen der Seele oder<lb/>
in ihrer Empfindſamkeit vorhanden ſey, welche hierinn<lb/>
einen Einfluß haben doͤrfe. <hirendition="#fr">Fertigkeit</hi> und Gewohn-<lb/>
heit und Staͤrke in <hirendition="#fr">Empfindungs- und Hand ungs-<lb/>
arten</hi>ſind alſo nichts als Fertigkeiten, die Jdeen ſol-<lb/>
cher Gegenſtaͤnde in Verbindung zu erwecken, welche die<lb/>
Reize enthalten, wodurch die Seele ſo zu empfinden und<lb/>ſo zu handeln beſtimmet worden iſt, und nun auch in<lb/>
der Reproduktion beſtimmet werden muß. Die <hirendition="#fr">Fer-<lb/>
tigkeiten</hi>ſind <hirendition="#fr">Fertigkeiten, Joeen zu verbinden,</hi><lb/>
und in der Verbindung wiederum darzuſtellen; Jdeen<lb/>
nemlich von Gegenſtaͤnden, welche aus den aͤußern Sin-<lb/>
nen entſtehen.</p><lb/><p>Dieſe Art, die Wiedervorſtellungen von Gemuͤths-<lb/>
bewegungen, Beſtrebungen und Handlungen der Seele,<lb/>
zu erklaͤren, iſt in dem Syſtem der Jdeenaſſociation des<lb/>
Englaͤnders <hirendition="#fr">Hartley</hi> eine nothwendige Folge ſeiner er-<lb/>ſten Grundſaͤtze. Aber es iſt unnoͤthig, ſie von einem Aus-<lb/>
laͤnder zu holen. Sie lieget auch in der Wolfiſchen<lb/>
Pſychologie. Hr. <hirendition="#fr">Prieſtley</hi> muß dieſe letztere nicht ge-<lb/>
kannt haben; er wuͤrde ſonſten das Lob, das er dem<lb/>
hartleyiſchen Syſtem ſo freygebig beyleget, nemlich es<lb/>ſey dadurch ein ſo einfaches, allgemeines und noch frucht-<lb/>
bareres Princip in die moraliſche Welt eingefuͤhret, als<lb/>
durch die Newtoniſche Attraktion in die Koͤrperwelt,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">auch</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[67/0127]
der Vorſtellungen.
ſiehet die Karten nur an, und dem Geizigen ſchimmert
nur eine Goldmuͤnze in die Augen. So ein Anblick
bringet nach der gedachten Erklaͤrungsart die ehemali-
gen angenehmen Empfindungen, die mit dem Spielen
und mit dem Genuß des Geldes verbunden geweſen ſind,
und alſo eine lange Reihe von Jdeen wieder zuruͤcke.
Und die letztern von ihnen, die nun die Zwecke und Ab-
ſichten vorſtellen, ſollen es ſeyn, von welchen das Herz
ergriffen, und zur vorigen Begierde geſpannet wird.
Dieß iſt denn eine neue Wirkung, ohne daß eine ander-
weitige Aufgelegtheit in dem Vermoͤgen der Seele oder
in ihrer Empfindſamkeit vorhanden ſey, welche hierinn
einen Einfluß haben doͤrfe. Fertigkeit und Gewohn-
heit und Staͤrke in Empfindungs- und Hand ungs-
arten ſind alſo nichts als Fertigkeiten, die Jdeen ſol-
cher Gegenſtaͤnde in Verbindung zu erwecken, welche die
Reize enthalten, wodurch die Seele ſo zu empfinden und
ſo zu handeln beſtimmet worden iſt, und nun auch in
der Reproduktion beſtimmet werden muß. Die Fer-
tigkeiten ſind Fertigkeiten, Joeen zu verbinden,
und in der Verbindung wiederum darzuſtellen; Jdeen
nemlich von Gegenſtaͤnden, welche aus den aͤußern Sin-
nen entſtehen.
Dieſe Art, die Wiedervorſtellungen von Gemuͤths-
bewegungen, Beſtrebungen und Handlungen der Seele,
zu erklaͤren, iſt in dem Syſtem der Jdeenaſſociation des
Englaͤnders Hartley eine nothwendige Folge ſeiner er-
ſten Grundſaͤtze. Aber es iſt unnoͤthig, ſie von einem Aus-
laͤnder zu holen. Sie lieget auch in der Wolfiſchen
Pſychologie. Hr. Prieſtley muß dieſe letztere nicht ge-
kannt haben; er wuͤrde ſonſten das Lob, das er dem
hartleyiſchen Syſtem ſo freygebig beyleget, nemlich es
ſey dadurch ein ſo einfaches, allgemeines und noch frucht-
bareres Princip in die moraliſche Welt eingefuͤhret, als
durch die Newtoniſche Attraktion in die Koͤrperwelt,
auch
E 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/127>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.