Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.gen, warum Galinda meine Frau nicht werden kann, so will und muß ich mich in mein Unglück geduldig schicken -- anders aber nicht. Sie schreiben mir also Bedingungen vor, anstatt solche von mir zu vernehmen? Wenn ich alter Mann nicht nach Ihrem eigenwilligen jungen Kopfe vernünftig rede, so wollen Sie mich -- den alten Verkolyn, den noch kein Mensch jemals zu irgend Etwas gezwungen -- mich wollen Sie zwingen, Ihrem kindischen Willen zu gehorchen? Das verstehe ich nicht. Ich bitte ja nur, daß Mynheer erkläre, warum Sie mir die Galinda nicht zusagen wollen. Und wenn ich nicht für nöthig finde, das zu sagen? Dann würde ich Mynheer für eigensinnig und unbillig halten, weil Sie Ihre Pflegetochter und mich ohne Ursache unglücklich machen. Aber Mynheer sind ein hochmögender, ehrenfester holländischer Mann, der so was nicht ohne vernünftigen Grund thut und sich nicht scheut, zu sagen, warum er so handelt. Ich will meine Pflegetochter nicht unglücklich dadurch machen, daß ich sie einem unverständigen, ungehorsamen Sohne gebe, der seinen ehrwürdigen Vater so gering achtet, daß er mit Trotz erzwingen will, was jeder Vater nur einem bittenden Kinde gewährt. Dieser Grund wird, denke ich, hinreichend vernünftig für Sie sein. gen, warum Galinda meine Frau nicht werden kann, so will und muß ich mich in mein Unglück geduldig schicken — anders aber nicht. Sie schreiben mir also Bedingungen vor, anstatt solche von mir zu vernehmen? Wenn ich alter Mann nicht nach Ihrem eigenwilligen jungen Kopfe vernünftig rede, so wollen Sie mich — den alten Verkolyn, den noch kein Mensch jemals zu irgend Etwas gezwungen — mich wollen Sie zwingen, Ihrem kindischen Willen zu gehorchen? Das verstehe ich nicht. Ich bitte ja nur, daß Mynheer erkläre, warum Sie mir die Galinda nicht zusagen wollen. Und wenn ich nicht für nöthig finde, das zu sagen? Dann würde ich Mynheer für eigensinnig und unbillig halten, weil Sie Ihre Pflegetochter und mich ohne Ursache unglücklich machen. Aber Mynheer sind ein hochmögender, ehrenfester holländischer Mann, der so was nicht ohne vernünftigen Grund thut und sich nicht scheut, zu sagen, warum er so handelt. Ich will meine Pflegetochter nicht unglücklich dadurch machen, daß ich sie einem unverständigen, ungehorsamen Sohne gebe, der seinen ehrwürdigen Vater so gering achtet, daß er mit Trotz erzwingen will, was jeder Vater nur einem bittenden Kinde gewährt. Dieser Grund wird, denke ich, hinreichend vernünftig für Sie sein. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="5"> <p><pb facs="#f0087"/> gen, warum Galinda meine Frau nicht werden kann, so will und muß ich mich in mein Unglück geduldig schicken — anders aber nicht.</p><lb/> <p>Sie schreiben mir also Bedingungen vor, anstatt solche von mir zu vernehmen? Wenn ich alter Mann nicht nach Ihrem eigenwilligen jungen Kopfe vernünftig rede, so wollen Sie mich — den alten Verkolyn, den noch kein Mensch jemals zu irgend Etwas gezwungen — mich wollen Sie zwingen, Ihrem kindischen Willen zu gehorchen?</p><lb/> <p>Das verstehe ich nicht. Ich bitte ja nur, daß Mynheer erkläre, warum Sie mir die Galinda nicht zusagen wollen.</p><lb/> <p>Und wenn ich nicht für nöthig finde, das zu sagen?</p><lb/> <p>Dann würde ich Mynheer für eigensinnig und unbillig halten, weil Sie Ihre Pflegetochter und mich ohne Ursache unglücklich machen. Aber Mynheer sind ein hochmögender, ehrenfester holländischer Mann, der so was nicht ohne vernünftigen Grund thut und sich nicht scheut, zu sagen, warum er so handelt.</p><lb/> <p>Ich will meine Pflegetochter nicht unglücklich dadurch machen, daß ich sie einem unverständigen, ungehorsamen Sohne gebe, der seinen ehrwürdigen Vater so gering achtet, daß er mit Trotz erzwingen will, was jeder Vater nur einem bittenden Kinde gewährt. Dieser Grund wird, denke ich, hinreichend vernünftig für Sie sein.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0087]
gen, warum Galinda meine Frau nicht werden kann, so will und muß ich mich in mein Unglück geduldig schicken — anders aber nicht.
Sie schreiben mir also Bedingungen vor, anstatt solche von mir zu vernehmen? Wenn ich alter Mann nicht nach Ihrem eigenwilligen jungen Kopfe vernünftig rede, so wollen Sie mich — den alten Verkolyn, den noch kein Mensch jemals zu irgend Etwas gezwungen — mich wollen Sie zwingen, Ihrem kindischen Willen zu gehorchen?
Das verstehe ich nicht. Ich bitte ja nur, daß Mynheer erkläre, warum Sie mir die Galinda nicht zusagen wollen.
Und wenn ich nicht für nöthig finde, das zu sagen?
Dann würde ich Mynheer für eigensinnig und unbillig halten, weil Sie Ihre Pflegetochter und mich ohne Ursache unglücklich machen. Aber Mynheer sind ein hochmögender, ehrenfester holländischer Mann, der so was nicht ohne vernünftigen Grund thut und sich nicht scheut, zu sagen, warum er so handelt.
Ich will meine Pflegetochter nicht unglücklich dadurch machen, daß ich sie einem unverständigen, ungehorsamen Sohne gebe, der seinen ehrwürdigen Vater so gering achtet, daß er mit Trotz erzwingen will, was jeder Vater nur einem bittenden Kinde gewährt. Dieser Grund wird, denke ich, hinreichend vernünftig für Sie sein.
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Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/87>, abgerufen am 22.07.2024. |