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Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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ahnte. -- Mit diesem Stachel im Herzen schickt Ihr mich aus dem Hause. -- Ich gehe gern und wünsche nur, daß Ihr Euch niemals Eurer Kinder zu schämen braucht.

Das tief betrübte Mädchen ließ den betroffenen Baas stehen und schritt, dem Buchhalter die Hand reichend, rasch hinaus. -- Die Mutter und Drudje folgten; Bertold drängte sich an Galinda's Seite und flüsterte zu ihr in leisen, dringend bittenden Worten. Das Mädchen hörte schweigend mit sinnend gesenktem Kopfe; doch bei der Hausthür angelangt, blickte es dem Geliebten mit dem vollen Ausdrucke der Gewährung ins Auge und nickte ihm stumm die Einstimmung. Zufrieden verließ der Jüngling die Hinausgehenden und sprang über den Flur in sein Zimmer.

Der Sturm tobte jetzt heftiger, wie am Morgen, über den See, dessen hohe, schäumende Wogen sich donnernd am Ufer brachen; einzelne schwere Regentropfen schlugen aus den jagenden Wolken herab , und in dem brausenden Winde schritten die Abreisenden mit flatternden Gewändern schweigend zu dem schaukelnden Boote. Besorgt wollte die Mutter Sara die gefährliche Fahrt über den wild aufgeregten See verhindern; aber die Matrosen versicherten lachend, der Wind sei vielmehr günstig und an Gefahr nicht zu denken. -- Noch einen letzten Abschiedskuß, und Galinda sprang leicht mit der Sicherheit, welche die Gewohnheit giebt, in das schaukelnde Boot und half dem schwankend einsteigenden alten

ahnte. — Mit diesem Stachel im Herzen schickt Ihr mich aus dem Hause. — Ich gehe gern und wünsche nur, daß Ihr Euch niemals Eurer Kinder zu schämen braucht.

Das tief betrübte Mädchen ließ den betroffenen Baas stehen und schritt, dem Buchhalter die Hand reichend, rasch hinaus. — Die Mutter und Drudje folgten; Bertold drängte sich an Galinda's Seite und flüsterte zu ihr in leisen, dringend bittenden Worten. Das Mädchen hörte schweigend mit sinnend gesenktem Kopfe; doch bei der Hausthür angelangt, blickte es dem Geliebten mit dem vollen Ausdrucke der Gewährung ins Auge und nickte ihm stumm die Einstimmung. Zufrieden verließ der Jüngling die Hinausgehenden und sprang über den Flur in sein Zimmer.

Der Sturm tobte jetzt heftiger, wie am Morgen, über den See, dessen hohe, schäumende Wogen sich donnernd am Ufer brachen; einzelne schwere Regentropfen schlugen aus den jagenden Wolken herab , und in dem brausenden Winde schritten die Abreisenden mit flatternden Gewändern schweigend zu dem schaukelnden Boote. Besorgt wollte die Mutter Sara die gefährliche Fahrt über den wild aufgeregten See verhindern; aber die Matrosen versicherten lachend, der Wind sei vielmehr günstig und an Gefahr nicht zu denken. — Noch einen letzten Abschiedskuß, und Galinda sprang leicht mit der Sicherheit, welche die Gewohnheit giebt, in das schaukelnde Boot und half dem schwankend einsteigenden alten

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[0075] ahnte. — Mit diesem Stachel im Herzen schickt Ihr mich aus dem Hause. — Ich gehe gern und wünsche nur, daß Ihr Euch niemals Eurer Kinder zu schämen braucht. Das tief betrübte Mädchen ließ den betroffenen Baas stehen und schritt, dem Buchhalter die Hand reichend, rasch hinaus. — Die Mutter und Drudje folgten; Bertold drängte sich an Galinda's Seite und flüsterte zu ihr in leisen, dringend bittenden Worten. Das Mädchen hörte schweigend mit sinnend gesenktem Kopfe; doch bei der Hausthür angelangt, blickte es dem Geliebten mit dem vollen Ausdrucke der Gewährung ins Auge und nickte ihm stumm die Einstimmung. Zufrieden verließ der Jüngling die Hinausgehenden und sprang über den Flur in sein Zimmer. Der Sturm tobte jetzt heftiger, wie am Morgen, über den See, dessen hohe, schäumende Wogen sich donnernd am Ufer brachen; einzelne schwere Regentropfen schlugen aus den jagenden Wolken herab , und in dem brausenden Winde schritten die Abreisenden mit flatternden Gewändern schweigend zu dem schaukelnden Boote. Besorgt wollte die Mutter Sara die gefährliche Fahrt über den wild aufgeregten See verhindern; aber die Matrosen versicherten lachend, der Wind sei vielmehr günstig und an Gefahr nicht zu denken. — Noch einen letzten Abschiedskuß, und Galinda sprang leicht mit der Sicherheit, welche die Gewohnheit giebt, in das schaukelnde Boot und half dem schwankend einsteigenden alten

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Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/75>, abgerufen am 22.11.2024.