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Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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vordringliche Freude ausgelassen, kam die Reihe an die ruhig wartenden Eltern. Der Baas schüttelte mit biederer Herzlichkeit die Hand des bewährten Geschäftsfreundes, und Mutter Sara bat ihn, ihr Haus als das seinige zu betrachten und mit dem Wenigen, was es vermöge, vorlieb zu nehmen. Dann mußte der Gast Platz nehmen und sich gefallen lassen, vorerst ein tüchtiges, wärmendes Frühstück mit seinen erfreuten Wirthen zu theilen.

Während des Frühstücks bewegte sich das Gespräch über alltägliche Gegenstände; man war gewohnt, jedes Vierteljahr einen Commis von Mynheer Verkolyn im Zorgenhof zu sehen, um den regelmäßigen Bericht über Galinda und die Geschäftsabschlüsse zu machen. Selten erschien dazu der erste Buchhalter Sachtervanst; dieser glaubte also, der Familie einige Erklärungen über sein ungewöhnliches Erscheinen schuldig zu sein.

Ich habe auch die Dampfmühlen am See besucht, erzählte der freundliche Gast; denn Mynheer Prinzipal will sich dabei interessiren. -- Ich denke, es ist eine gute Landspeculatie dabei zu machen.

Was Sie sagen! rief der Baas, über den wichtigen Wink staunend, Mynheer Verkolyn will auf dem See speculiren? Darf man ohne Indiscretie fragen, was Mynheer dazu bewegen thut?

Im Vertrauen gesprochen, Mynheer hat nur Ordre gegeben, seinem Freunde, dem Baas vom Zorgenhof, über die Seespeculatie reinen Wein einzuschenken. Mynheer

vordringliche Freude ausgelassen, kam die Reihe an die ruhig wartenden Eltern. Der Baas schüttelte mit biederer Herzlichkeit die Hand des bewährten Geschäftsfreundes, und Mutter Sara bat ihn, ihr Haus als das seinige zu betrachten und mit dem Wenigen, was es vermöge, vorlieb zu nehmen. Dann mußte der Gast Platz nehmen und sich gefallen lassen, vorerst ein tüchtiges, wärmendes Frühstück mit seinen erfreuten Wirthen zu theilen.

Während des Frühstücks bewegte sich das Gespräch über alltägliche Gegenstände; man war gewohnt, jedes Vierteljahr einen Commis von Mynheer Verkolyn im Zorgenhof zu sehen, um den regelmäßigen Bericht über Galinda und die Geschäftsabschlüsse zu machen. Selten erschien dazu der erste Buchhalter Sachtervanst; dieser glaubte also, der Familie einige Erklärungen über sein ungewöhnliches Erscheinen schuldig zu sein.

Ich habe auch die Dampfmühlen am See besucht, erzählte der freundliche Gast; denn Mynheer Prinzipal will sich dabei interessiren. — Ich denke, es ist eine gute Landspeculatie dabei zu machen.

Was Sie sagen! rief der Baas, über den wichtigen Wink staunend, Mynheer Verkolyn will auf dem See speculiren? Darf man ohne Indiscretie fragen, was Mynheer dazu bewegen thut?

Im Vertrauen gesprochen, Mynheer hat nur Ordre gegeben, seinem Freunde, dem Baas vom Zorgenhof, über die Seespeculatie reinen Wein einzuschenken. Mynheer

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

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Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/67>, abgerufen am 22.11.2024.