Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

überdies einige Tonnen Goldes werth schätzte, nicht ins Ehrenzimmer zu führen, beseitigt.

Sara lud mit echt holländischer umständlicher Gravität die drei Gäste ein, ihr die Ehre zu erzeigen, im Visitenzimmer Platz zu nehmen, winkte Drudje und Galinda, ihr zu folgen, und nun gingen sie in ein schön aufgeputztes Nebenzimmer, wo Alle die Schuhe auszogen und bereit stehende gestickte Pantoffeln anlegten. So vorbereitet, als gelte es, eine geheiligte Moschee zu betreten, schritten sie in das prächtige Visitenzimmer. Ein weicher türkischer Teppich bedeckte den getäfelten Fußboden, schwere Damasttapeten die Wände, an denen einige gute Oelgemälde, holländische Genrebilder, Stillleben und Wasserlandschaften, in breiten goldenen Schnörkelrahmen prangten. Ein drei Fuß hoher, mit Leisten von gediegenem Silber eingefaßter Lambris von Mahagoniholz lief rings um und schloß sich an den großen Kamin von weißem Marmor, auf dessen breit vorspringendem Sims eine alterthümliche Stutzuhr zwischen zwei großen Armleuchtern von massivem Silber stand. Den Kaminschmuck vollendete dessen innere Bekleidung von Messingplatten; ob darin jemals ein Feuer den spiegelnden Goldglanz beräuchert, war an der schimmernden Politur nicht zu erkennen. Von der gleichfalls bunt getäfelten und gebohnten Zimmerdecke hing statt Kronleuchter ein großer Spiegelballon. Unter den Spiegeln an den beiden Fensterpfeilern standen große geschweifte und bunt ausgelegte Komoden, bedeckt mit

überdies einige Tonnen Goldes werth schätzte, nicht ins Ehrenzimmer zu führen, beseitigt.

Sara lud mit echt holländischer umständlicher Gravität die drei Gäste ein, ihr die Ehre zu erzeigen, im Visitenzimmer Platz zu nehmen, winkte Drudje und Galinda, ihr zu folgen, und nun gingen sie in ein schön aufgeputztes Nebenzimmer, wo Alle die Schuhe auszogen und bereit stehende gestickte Pantoffeln anlegten. So vorbereitet, als gelte es, eine geheiligte Moschee zu betreten, schritten sie in das prächtige Visitenzimmer. Ein weicher türkischer Teppich bedeckte den getäfelten Fußboden, schwere Damasttapeten die Wände, an denen einige gute Oelgemälde, holländische Genrebilder, Stillleben und Wasserlandschaften, in breiten goldenen Schnörkelrahmen prangten. Ein drei Fuß hoher, mit Leisten von gediegenem Silber eingefaßter Lambris von Mahagoniholz lief rings um und schloß sich an den großen Kamin von weißem Marmor, auf dessen breit vorspringendem Sims eine alterthümliche Stutzuhr zwischen zwei großen Armleuchtern von massivem Silber stand. Den Kaminschmuck vollendete dessen innere Bekleidung von Messingplatten; ob darin jemals ein Feuer den spiegelnden Goldglanz beräuchert, war an der schimmernden Politur nicht zu erkennen. Von der gleichfalls bunt getäfelten und gebohnten Zimmerdecke hing statt Kronleuchter ein großer Spiegelballon. Unter den Spiegeln an den beiden Fensterpfeilern standen große geschweifte und bunt ausgelegte Komoden, bedeckt mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="2">
        <p><pb facs="#f0037"/>
überdies einige Tonnen Goldes werth schätzte, nicht ins Ehrenzimmer zu führen,                beseitigt.</p><lb/>
        <p>Sara lud mit echt holländischer umständlicher Gravität die drei Gäste ein, ihr die                Ehre zu erzeigen, im Visitenzimmer Platz zu nehmen, winkte Drudje und Galinda, ihr zu                folgen, und nun gingen sie in ein schön aufgeputztes Nebenzimmer, wo Alle die Schuhe                auszogen und bereit stehende gestickte Pantoffeln anlegten. So vorbereitet, als gelte                es, eine geheiligte Moschee zu betreten, schritten sie in das prächtige                Visitenzimmer. Ein weicher türkischer Teppich bedeckte den getäfelten Fußboden,                schwere Damasttapeten die Wände, an denen einige gute Oelgemälde, holländische                Genrebilder, Stillleben und Wasserlandschaften, in breiten goldenen Schnörkelrahmen                prangten. Ein drei Fuß hoher, mit Leisten von gediegenem Silber eingefaßter Lambris                von Mahagoniholz lief rings um und schloß sich an den großen Kamin von weißem Marmor,                auf dessen breit vorspringendem Sims eine alterthümliche Stutzuhr zwischen zwei                großen Armleuchtern von massivem Silber stand. Den Kaminschmuck vollendete dessen                innere Bekleidung von Messingplatten; ob darin jemals ein Feuer den spiegelnden                Goldglanz beräuchert, war an der schimmernden Politur nicht zu erkennen. Von der                gleichfalls bunt getäfelten und gebohnten Zimmerdecke hing statt Kronleuchter ein                großer Spiegelballon. Unter den Spiegeln an den beiden Fensterpfeilern standen große                geschweifte und bunt ausgelegte Komoden, bedeckt mit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0037] überdies einige Tonnen Goldes werth schätzte, nicht ins Ehrenzimmer zu führen, beseitigt. Sara lud mit echt holländischer umständlicher Gravität die drei Gäste ein, ihr die Ehre zu erzeigen, im Visitenzimmer Platz zu nehmen, winkte Drudje und Galinda, ihr zu folgen, und nun gingen sie in ein schön aufgeputztes Nebenzimmer, wo Alle die Schuhe auszogen und bereit stehende gestickte Pantoffeln anlegten. So vorbereitet, als gelte es, eine geheiligte Moschee zu betreten, schritten sie in das prächtige Visitenzimmer. Ein weicher türkischer Teppich bedeckte den getäfelten Fußboden, schwere Damasttapeten die Wände, an denen einige gute Oelgemälde, holländische Genrebilder, Stillleben und Wasserlandschaften, in breiten goldenen Schnörkelrahmen prangten. Ein drei Fuß hoher, mit Leisten von gediegenem Silber eingefaßter Lambris von Mahagoniholz lief rings um und schloß sich an den großen Kamin von weißem Marmor, auf dessen breit vorspringendem Sims eine alterthümliche Stutzuhr zwischen zwei großen Armleuchtern von massivem Silber stand. Den Kaminschmuck vollendete dessen innere Bekleidung von Messingplatten; ob darin jemals ein Feuer den spiegelnden Goldglanz beräuchert, war an der schimmernden Politur nicht zu erkennen. Von der gleichfalls bunt getäfelten und gebohnten Zimmerdecke hing statt Kronleuchter ein großer Spiegelballon. Unter den Spiegeln an den beiden Fensterpfeilern standen große geschweifte und bunt ausgelegte Komoden, bedeckt mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:22:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:22:21Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/37
Zitationshilfe: Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/37>, abgerufen am 22.11.2024.