Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.schärfer schießen kann, und den du Gelbschnabel mir vorm Munde, wie 'n Schnapphecht, weggefischt hast. Die Stadt Gouda hatte nämlich diese kostbare Flinte beim letzen Wett-Schlittschuhlaufen als ersten Preis ausgesetzt und Bertold den Schnellläufer Piet um einen halben Strich besiegt. Wenn dir die Flinte denn so sehr ans Herz gewachsen ist und du mir einen Gefallen thun willst, so ist sie dein, Piet. -- Wart, ich will sie holen. Bleib nur sitzen, zankte der Entenjäger weiter, ich habe schon für sie gesorgt. Es ist eine Schande, wie du mit dem Gewehr umgehst; naß und ungeputzt läßt er sie draußen im Boot ohne Aufsicht in der Sonnenhitze liegen! Ich sage dir ja, sie ist dein, wenn du willst. Dann kannst du sie putzen, begucken und gebrauchen nach Herzenslust. Und was ist denn das für ein Gefallen, den ich dir dafür thun soll? fragte Piet mißtrauisch. Für dich und die Mutter Lora -- denn die gehört auch dazu -- ist es eine Kleinigkeit; aber für mich und Galinda gilt es Herz und Leben. Also gehört die Galinda auch dazu? forschte der Entenjäger noch mißtrauischer. Ja, sie ist die Hauptsache dabei, gestand der Jüngling, wie ein Mädchen erröthend; ihr dürft es uns auch nicht abschlagen, sonst ist Alles -- Alles vorbei! schärfer schießen kann, und den du Gelbschnabel mir vorm Munde, wie 'n Schnapphecht, weggefischt hast. Die Stadt Gouda hatte nämlich diese kostbare Flinte beim letzen Wett-Schlittschuhlaufen als ersten Preis ausgesetzt und Bertold den Schnellläufer Piet um einen halben Strich besiegt. Wenn dir die Flinte denn so sehr ans Herz gewachsen ist und du mir einen Gefallen thun willst, so ist sie dein, Piet. — Wart, ich will sie holen. Bleib nur sitzen, zankte der Entenjäger weiter, ich habe schon für sie gesorgt. Es ist eine Schande, wie du mit dem Gewehr umgehst; naß und ungeputzt läßt er sie draußen im Boot ohne Aufsicht in der Sonnenhitze liegen! Ich sage dir ja, sie ist dein, wenn du willst. Dann kannst du sie putzen, begucken und gebrauchen nach Herzenslust. Und was ist denn das für ein Gefallen, den ich dir dafür thun soll? fragte Piet mißtrauisch. Für dich und die Mutter Lora — denn die gehört auch dazu — ist es eine Kleinigkeit; aber für mich und Galinda gilt es Herz und Leben. Also gehört die Galinda auch dazu? forschte der Entenjäger noch mißtrauischer. Ja, sie ist die Hauptsache dabei, gestand der Jüngling, wie ein Mädchen erröthend; ihr dürft es uns auch nicht abschlagen, sonst ist Alles — Alles vorbei! <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0019"/> schärfer schießen kann, und den du Gelbschnabel mir vorm Munde, wie 'n Schnapphecht, weggefischt hast.</p><lb/> <p>Die Stadt Gouda hatte nämlich diese kostbare Flinte beim letzen Wett-Schlittschuhlaufen als ersten Preis ausgesetzt und Bertold den Schnellläufer Piet um einen halben Strich besiegt.</p><lb/> <p>Wenn dir die Flinte denn so sehr ans Herz gewachsen ist und du mir einen Gefallen thun willst, so ist sie dein, Piet. — Wart, ich will sie holen.</p><lb/> <p>Bleib nur sitzen, zankte der Entenjäger weiter, ich habe schon für sie gesorgt. Es ist eine Schande, wie du mit dem Gewehr umgehst; naß und ungeputzt läßt er sie draußen im Boot ohne Aufsicht in der Sonnenhitze liegen!</p><lb/> <p>Ich sage dir ja, sie ist dein, wenn du willst. Dann kannst du sie putzen, begucken und gebrauchen nach Herzenslust.</p><lb/> <p>Und was ist denn das für ein Gefallen, den ich dir dafür thun soll? fragte Piet mißtrauisch.</p><lb/> <p>Für dich und die Mutter Lora — denn die gehört auch dazu — ist es eine Kleinigkeit; aber für mich und Galinda gilt es Herz und Leben.</p><lb/> <p>Also gehört die Galinda auch dazu? forschte der Entenjäger noch mißtrauischer.</p><lb/> <p>Ja, sie ist die Hauptsache dabei, gestand der Jüngling, wie ein Mädchen erröthend; ihr dürft es uns auch nicht abschlagen, sonst ist Alles — Alles vorbei!</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
schärfer schießen kann, und den du Gelbschnabel mir vorm Munde, wie 'n Schnapphecht, weggefischt hast.
Die Stadt Gouda hatte nämlich diese kostbare Flinte beim letzen Wett-Schlittschuhlaufen als ersten Preis ausgesetzt und Bertold den Schnellläufer Piet um einen halben Strich besiegt.
Wenn dir die Flinte denn so sehr ans Herz gewachsen ist und du mir einen Gefallen thun willst, so ist sie dein, Piet. — Wart, ich will sie holen.
Bleib nur sitzen, zankte der Entenjäger weiter, ich habe schon für sie gesorgt. Es ist eine Schande, wie du mit dem Gewehr umgehst; naß und ungeputzt läßt er sie draußen im Boot ohne Aufsicht in der Sonnenhitze liegen!
Ich sage dir ja, sie ist dein, wenn du willst. Dann kannst du sie putzen, begucken und gebrauchen nach Herzenslust.
Und was ist denn das für ein Gefallen, den ich dir dafür thun soll? fragte Piet mißtrauisch.
Für dich und die Mutter Lora — denn die gehört auch dazu — ist es eine Kleinigkeit; aber für mich und Galinda gilt es Herz und Leben.
Also gehört die Galinda auch dazu? forschte der Entenjäger noch mißtrauischer.
Ja, sie ist die Hauptsache dabei, gestand der Jüngling, wie ein Mädchen erröthend; ihr dürft es uns auch nicht abschlagen, sonst ist Alles — Alles vorbei!
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Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/19>, abgerufen am 16.07.2024. |