Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.dazu mit solch abscheulichen Mitteln -- lieber läßt er sich selbst von seinem Sohne den Kopf abhacken! Der alte Baas ist rechtschaffen, fest, wie ein echter Holländer sein soll. Er darf solche Drohungen nicht fürchten, wie Mynheer Verkolyn, der sich wohl auch schwerlich von einem jungen Burschen vorschreiben lassen würde, stände es bei Mynheer gut und fest im Herzen und Gewissen. Was ist aber zu machen? fragte Baldus verlegen. Wie können Sie noch fragen? -- Die Wahrheit müssen Sie dem Baas nicht verhehlen und ihm gerad' heraus Alles sagen, was Mynheer Verkolyn und Bertold und Galinda und -- und -- ich wünschen. Sie? was wollen Sie denn eigentlich, mein guter, braver Piet? Ich -- ei nun, herzlich gern möcht' ich das nette Drudje und mit ihr den schönen Zorgenhof bekommen. Das will ich glauben! rief Baldus betroffen; der Wunsch ist wenigstens nicht zu klein. -- Wie können Sie nur daran denken, ein so groß Geschäft mit Ihren kleinen Mitteln zu machen? Ich sollte denken, für einen Amsterdamer Negocianten, denen doch nichts zu schwer sein soll, müßt es leicht sein, mit den kleinen Mitteln, welche ich Ihnen so eben groß und breit angeboten habe, das doppelte Heirathsgeschäft zu machen. dazu mit solch abscheulichen Mitteln — lieber läßt er sich selbst von seinem Sohne den Kopf abhacken! Der alte Baas ist rechtschaffen, fest, wie ein echter Holländer sein soll. Er darf solche Drohungen nicht fürchten, wie Mynheer Verkolyn, der sich wohl auch schwerlich von einem jungen Burschen vorschreiben lassen würde, stände es bei Mynheer gut und fest im Herzen und Gewissen. Was ist aber zu machen? fragte Baldus verlegen. Wie können Sie noch fragen? — Die Wahrheit müssen Sie dem Baas nicht verhehlen und ihm gerad' heraus Alles sagen, was Mynheer Verkolyn und Bertold und Galinda und — und — ich wünschen. Sie? was wollen Sie denn eigentlich, mein guter, braver Piet? Ich — ei nun, herzlich gern möcht' ich das nette Drudje und mit ihr den schönen Zorgenhof bekommen. Das will ich glauben! rief Baldus betroffen; der Wunsch ist wenigstens nicht zu klein. — Wie können Sie nur daran denken, ein so groß Geschäft mit Ihren kleinen Mitteln zu machen? Ich sollte denken, für einen Amsterdamer Negocianten, denen doch nichts zu schwer sein soll, müßt es leicht sein, mit den kleinen Mitteln, welche ich Ihnen so eben groß und breit angeboten habe, das doppelte Heirathsgeschäft zu machen. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="6"> <p><pb facs="#f0103"/> dazu mit solch abscheulichen Mitteln — lieber läßt er sich selbst von seinem Sohne den Kopf abhacken! Der alte Baas ist rechtschaffen, fest, wie ein echter Holländer sein soll. Er darf solche Drohungen nicht fürchten, wie Mynheer Verkolyn, der sich wohl auch schwerlich von einem jungen Burschen vorschreiben lassen würde, stände es bei Mynheer gut und fest im Herzen und Gewissen.</p><lb/> <p>Was ist aber zu machen? fragte Baldus verlegen. Wie können Sie noch fragen? — Die Wahrheit müssen Sie dem Baas nicht verhehlen und ihm gerad' heraus Alles sagen, was Mynheer Verkolyn und Bertold und Galinda und — und — ich wünschen.</p><lb/> <p>Sie? was wollen Sie denn eigentlich, mein guter, braver Piet?</p><lb/> <p>Ich — ei nun, herzlich gern möcht' ich das nette Drudje und mit ihr den schönen Zorgenhof bekommen.</p><lb/> <p>Das will ich glauben! rief Baldus betroffen; der Wunsch ist wenigstens nicht zu klein. — Wie können Sie nur daran denken, ein so groß Geschäft mit Ihren kleinen Mitteln zu machen?</p><lb/> <p>Ich sollte denken, für einen Amsterdamer Negocianten, denen doch nichts zu schwer sein soll, müßt es leicht sein, mit den kleinen Mitteln, welche ich Ihnen so eben groß und breit angeboten habe, das doppelte Heirathsgeschäft zu machen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0103]
dazu mit solch abscheulichen Mitteln — lieber läßt er sich selbst von seinem Sohne den Kopf abhacken! Der alte Baas ist rechtschaffen, fest, wie ein echter Holländer sein soll. Er darf solche Drohungen nicht fürchten, wie Mynheer Verkolyn, der sich wohl auch schwerlich von einem jungen Burschen vorschreiben lassen würde, stände es bei Mynheer gut und fest im Herzen und Gewissen.
Was ist aber zu machen? fragte Baldus verlegen. Wie können Sie noch fragen? — Die Wahrheit müssen Sie dem Baas nicht verhehlen und ihm gerad' heraus Alles sagen, was Mynheer Verkolyn und Bertold und Galinda und — und — ich wünschen.
Sie? was wollen Sie denn eigentlich, mein guter, braver Piet?
Ich — ei nun, herzlich gern möcht' ich das nette Drudje und mit ihr den schönen Zorgenhof bekommen.
Das will ich glauben! rief Baldus betroffen; der Wunsch ist wenigstens nicht zu klein. — Wie können Sie nur daran denken, ein so groß Geschäft mit Ihren kleinen Mitteln zu machen?
Ich sollte denken, für einen Amsterdamer Negocianten, denen doch nichts zu schwer sein soll, müßt es leicht sein, mit den kleinen Mitteln, welche ich Ihnen so eben groß und breit angeboten habe, das doppelte Heirathsgeschäft zu machen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/103 |
Zitationshilfe: | Tesche, Walter: Der Enten-Piet. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 121–236. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tesche_piet_1910/103>, abgerufen am 22.07.2024. |