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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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nach jenem Ueberfalle ein Poltergeist in die Mühle eingezogen, der keinem Menschen darin Ruhe ließ, so daß bald Niemand mehr darin wohnen wollte, und die Mühle leer und verlassen stand. Darauf verfiel sie mit der Zeit ganz; der Poltergeist aber wollte auch nun nicht aus der Gegend entweichen, und er trieb jetzt den Bach, an dem die Mühle gegangen war, fast ganz in die Hügel hinein, auf denen das Dorf steht, so daß der Bach über der Erde nur noch wenig Wasser behielt, und im Sommer ganz trocken ist. Seitdem treibt der Geist sein Unwesen und Gepolter im Innern der Hügel unter dem Dorfe. Man hört ihn dort oft; bald lautet es dort hohl, als wenn das Dorf auf einer Brücke stände; bald lautet es, wie die dumpfen Schläge einer Münze. Und das Wunderbarste ist, daß jeder, der es hört, des Glaubens wird, er vernehme es gerade unter seinen Füßen. Das ist nicht nur im Dorfe, wo Jeder meint, es sey mitten unter seinem Hause, sondern auch außerhalb desselben meint man es, wenn man auf den Hügeln spazieren geht.

Einige Leute, die sich gewaltig klug dünken, nehmen zwar an, das Klopfen rühre von einem unterirdischen Tropffall her; allein dazu klingt es viel zu laut, und es kommt auch zu langsam, denn man zählt in einer Minute nur kaum vierzig Schläge. Zuweilen hört man es viele Tage lang gar nicht. Daher glauben Andere, die sich für noch weiser halten, daß unter dem Dorfe ein unterirdisches Feuer brenne. Aber dann hätte das Dorf wohl schon längst verbrennen müssen. Das Wahre ist, daß der Poltergeist aus der Mühle dort zum Zeitvertreib allerlei Wasserkünste treibt. Doch kann auch wahr seyn, was einige Leute sagen, nämlich daß in den Bergen ein Förster umgehen und poltern müsse, zur Strafe, daß er gegen die armen Leute, die Holz geholt, im Leben so hart gewesen und

nach jenem Ueberfalle ein Poltergeist in die Mühle eingezogen, der keinem Menschen darin Ruhe ließ, so daß bald Niemand mehr darin wohnen wollte, und die Mühle leer und verlassen stand. Darauf verfiel sie mit der Zeit ganz; der Poltergeist aber wollte auch nun nicht aus der Gegend entweichen, und er trieb jetzt den Bach, an dem die Mühle gegangen war, fast ganz in die Hügel hinein, auf denen das Dorf steht, so daß der Bach über der Erde nur noch wenig Wasser behielt, und im Sommer ganz trocken ist. Seitdem treibt der Geist sein Unwesen und Gepolter im Innern der Hügel unter dem Dorfe. Man hört ihn dort oft; bald lautet es dort hohl, als wenn das Dorf auf einer Brücke stände; bald lautet es, wie die dumpfen Schläge einer Münze. Und das Wunderbarste ist, daß jeder, der es hört, des Glaubens wird, er vernehme es gerade unter seinen Füßen. Das ist nicht nur im Dorfe, wo Jeder meint, es sey mitten unter seinem Hause, sondern auch außerhalb desselben meint man es, wenn man auf den Hügeln spazieren geht.

Einige Leute, die sich gewaltig klug dünken, nehmen zwar an, das Klopfen rühre von einem unterirdischen Tropffall her; allein dazu klingt es viel zu laut, und es kommt auch zu langsam, denn man zählt in einer Minute nur kaum vierzig Schläge. Zuweilen hört man es viele Tage lang gar nicht. Daher glauben Andere, die sich für noch weiser halten, daß unter dem Dorfe ein unterirdisches Feuer brenne. Aber dann hätte das Dorf wohl schon längst verbrennen müssen. Das Wahre ist, daß der Poltergeist aus der Mühle dort zum Zeitvertreib allerlei Wasserkünste treibt. Doch kann auch wahr seyn, was einige Leute sagen, nämlich daß in den Bergen ein Förster umgehen und poltern müsse, zur Strafe, daß er gegen die armen Leute, die Holz geholt, im Leben so hart gewesen und

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nach jenem Ueberfalle ein Poltergeist in die Mühle eingezogen, der keinem Menschen darin Ruhe ließ, so daß bald Niemand mehr darin wohnen wollte, und die Mühle leer und verlassen stand. Darauf verfiel sie mit der Zeit ganz; der Poltergeist aber wollte auch nun nicht aus der Gegend entweichen, und er trieb jetzt den Bach, an dem die Mühle gegangen war, fast ganz in die Hügel hinein, auf denen das Dorf steht, so daß der Bach über der Erde nur noch wenig Wasser behielt, und im Sommer ganz trocken ist. Seitdem treibt der Geist sein Unwesen und Gepolter im Innern der Hügel unter dem Dorfe. Man hört ihn dort oft; bald lautet es dort hohl, als wenn das Dorf auf einer Brücke stände; bald lautet es, wie die dumpfen Schläge einer Münze. Und das Wunderbarste ist, daß jeder, der es hört, des Glaubens wird, er vernehme es gerade unter seinen Füßen. Das ist nicht nur im Dorfe, wo Jeder meint, es sey mitten unter seinem Hause, sondern auch außerhalb desselben meint man es, wenn man auf den Hügeln spazieren geht.</p>
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[269/0301] nach jenem Ueberfalle ein Poltergeist in die Mühle eingezogen, der keinem Menschen darin Ruhe ließ, so daß bald Niemand mehr darin wohnen wollte, und die Mühle leer und verlassen stand. Darauf verfiel sie mit der Zeit ganz; der Poltergeist aber wollte auch nun nicht aus der Gegend entweichen, und er trieb jetzt den Bach, an dem die Mühle gegangen war, fast ganz in die Hügel hinein, auf denen das Dorf steht, so daß der Bach über der Erde nur noch wenig Wasser behielt, und im Sommer ganz trocken ist. Seitdem treibt der Geist sein Unwesen und Gepolter im Innern der Hügel unter dem Dorfe. Man hört ihn dort oft; bald lautet es dort hohl, als wenn das Dorf auf einer Brücke stände; bald lautet es, wie die dumpfen Schläge einer Münze. Und das Wunderbarste ist, daß jeder, der es hört, des Glaubens wird, er vernehme es gerade unter seinen Füßen. Das ist nicht nur im Dorfe, wo Jeder meint, es sey mitten unter seinem Hause, sondern auch außerhalb desselben meint man es, wenn man auf den Hügeln spazieren geht. Einige Leute, die sich gewaltig klug dünken, nehmen zwar an, das Klopfen rühre von einem unterirdischen Tropffall her; allein dazu klingt es viel zu laut, und es kommt auch zu langsam, denn man zählt in einer Minute nur kaum vierzig Schläge. Zuweilen hört man es viele Tage lang gar nicht. Daher glauben Andere, die sich für noch weiser halten, daß unter dem Dorfe ein unterirdisches Feuer brenne. Aber dann hätte das Dorf wohl schon längst verbrennen müssen. Das Wahre ist, daß der Poltergeist aus der Mühle dort zum Zeitvertreib allerlei Wasserkünste treibt. Doch kann auch wahr seyn, was einige Leute sagen, nämlich daß in den Bergen ein Förster umgehen und poltern müsse, zur Strafe, daß er gegen die armen Leute, die Holz geholt, im Leben so hart gewesen und

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/301>, abgerufen am 25.11.2024.