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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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Otto Fuge, nachdem er sich ganz von seinem Herrn losgesagt hatte, führte unterdeß ein höchst grausames und empörendes Regiment in der Stadt, so daß die Stralsunder es nicht ferner ertragen konnten und ihn, nach manchen Streitigkeiten, mit seinen Anhängern aus der Stadt vertrieben. Er entfloh nach Dänemark, wo er bis an seinen Tod ein unstätes und flüchtiges Leben hat führen müssen. Die Stadt unterwarf sich darauf wieder ihrem rechtmäßigen Herrn.

Es wurden jetzt auch die Gebeine des hingerichteten Landvogts vom Rade abgenommen und nach Greifswald gebracht, wo sie in der St. Nicolaikirche beigesetzt wurden.

So weit wird diese Geschichte von allen Pommerschen Chronisten und Geschichtschreibern übereinstimmend erzählt. Diesem hat die Sage durch den Mund des Volkes Folgendes hinzugesetzt:

Nachdem die Stadt Stralsund sich dem Herzoge unterworfen hatte, machte dieser ihr auf Bitten der Söhne des Landvogts, zur Bedingung, daß die Gebeine des Hingerichteten durch die Bürger der Stadt von Stralsund nach Greifswald feierlich sollten getragen werden. Dabei soll er ihnen ferner befohlen haben, daß sie nur einmal, nämlich auf der Hälfte des Weges in dem Dorfe Rheinberg, stille halten durften. So ist es denn auch geschehen. Ueber sechshundert Stralsunder Bürger haben den Sarg mit den Gebeinen getragen; nur in Rheinberg haben sie sich ausruhen dürfen, dann haben sie weiter getragen in einem Zuge, bis an die Neuenkircher Brücke vor Greifswald. Hier haben andere Leichenträger den Sarg in Empfang genommen, und ihn mit großen Feierlichkeiten in die Nicolaikirche getragen. Dabei erzählt man sich, daß in demselben Augenblicke, als an der Neuenkircher Brücke der Sarg von der Bahre abgenommen ist, die Stralsunder

Otto Fuge, nachdem er sich ganz von seinem Herrn losgesagt hatte, führte unterdeß ein höchst grausames und empörendes Regiment in der Stadt, so daß die Stralsunder es nicht ferner ertragen konnten und ihn, nach manchen Streitigkeiten, mit seinen Anhängern aus der Stadt vertrieben. Er entfloh nach Dänemark, wo er bis an seinen Tod ein unstätes und flüchtiges Leben hat führen müssen. Die Stadt unterwarf sich darauf wieder ihrem rechtmäßigen Herrn.

Es wurden jetzt auch die Gebeine des hingerichteten Landvogts vom Rade abgenommen und nach Greifswald gebracht, wo sie in der St. Nicolaikirche beigesetzt wurden.

So weit wird diese Geschichte von allen Pommerschen Chronisten und Geschichtschreibern übereinstimmend erzählt. Diesem hat die Sage durch den Mund des Volkes Folgendes hinzugesetzt:

Nachdem die Stadt Stralsund sich dem Herzoge unterworfen hatte, machte dieser ihr auf Bitten der Söhne des Landvogts, zur Bedingung, daß die Gebeine des Hingerichteten durch die Bürger der Stadt von Stralsund nach Greifswald feierlich sollten getragen werden. Dabei soll er ihnen ferner befohlen haben, daß sie nur einmal, nämlich auf der Hälfte des Weges in dem Dorfe Rheinberg, stille halten durften. So ist es denn auch geschehen. Ueber sechshundert Stralsunder Bürger haben den Sarg mit den Gebeinen getragen; nur in Rheinberg haben sie sich ausruhen dürfen, dann haben sie weiter getragen in einem Zuge, bis an die Neuenkircher Brücke vor Greifswald. Hier haben andere Leichenträger den Sarg in Empfang genommen, und ihn mit großen Feierlichkeiten in die Nicolaikirche getragen. Dabei erzählt man sich, daß in demselben Augenblicke, als an der Neuenkircher Brücke der Sarg von der Bahre abgenommen ist, die Stralsunder

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[143/0175] Otto Fuge, nachdem er sich ganz von seinem Herrn losgesagt hatte, führte unterdeß ein höchst grausames und empörendes Regiment in der Stadt, so daß die Stralsunder es nicht ferner ertragen konnten und ihn, nach manchen Streitigkeiten, mit seinen Anhängern aus der Stadt vertrieben. Er entfloh nach Dänemark, wo er bis an seinen Tod ein unstätes und flüchtiges Leben hat führen müssen. Die Stadt unterwarf sich darauf wieder ihrem rechtmäßigen Herrn. Es wurden jetzt auch die Gebeine des hingerichteten Landvogts vom Rade abgenommen und nach Greifswald gebracht, wo sie in der St. Nicolaikirche beigesetzt wurden. So weit wird diese Geschichte von allen Pommerschen Chronisten und Geschichtschreibern übereinstimmend erzählt. Diesem hat die Sage durch den Mund des Volkes Folgendes hinzugesetzt: Nachdem die Stadt Stralsund sich dem Herzoge unterworfen hatte, machte dieser ihr auf Bitten der Söhne des Landvogts, zur Bedingung, daß die Gebeine des Hingerichteten durch die Bürger der Stadt von Stralsund nach Greifswald feierlich sollten getragen werden. Dabei soll er ihnen ferner befohlen haben, daß sie nur einmal, nämlich auf der Hälfte des Weges in dem Dorfe Rheinberg, stille halten durften. So ist es denn auch geschehen. Ueber sechshundert Stralsunder Bürger haben den Sarg mit den Gebeinen getragen; nur in Rheinberg haben sie sich ausruhen dürfen, dann haben sie weiter getragen in einem Zuge, bis an die Neuenkircher Brücke vor Greifswald. Hier haben andere Leichenträger den Sarg in Empfang genommen, und ihn mit großen Feierlichkeiten in die Nicolaikirche getragen. Dabei erzählt man sich, daß in demselben Augenblicke, als an der Neuenkircher Brücke der Sarg von der Bahre abgenommen ist, die Stralsunder

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/175>, abgerufen am 25.11.2024.