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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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Schutzherrn der Stadt Stralsund. Der letzte Fürst in Rügen war Witzlav der vierte. Dieser hatte so viel Streitigkeiten mit der Stadt, daß er sie nicht anders als ein Geschwür in seinem Lande zu nennen pflegte. Er lag fortwährend mit ihr im Streit wegen ihrer alten Privilegien, die sie, wie er behauptete, nicht rechtmäßig von seinen Vorfahren sollte erhalten haben. Um sie endlich einmal ganz zu bezwingen, rief er im Jahre 1316 einen großen Haufen von Bundesgenossen gegen sie zu Hülfe. Dieß waren Erich der Fünfte, König von Dänemark, Herzog Woldemar von Schleswig, Graf Adolph von Schaumburg, Herzog Albrecht von Braunschweig, Heinrich der Löwe von Mecklenburg, Pribislaus Herr der Wenden, Graf Gunzelin von Wittenberg, Graf Günther von Ruppin, die Grafen Gerhard und Johann von Holstein, der Graf Heinrich von Schwerin, und der Herzog Erich von Niedersachsen. Alle diese Herren zogen mit zahlreichen Mannschaften gegen die Stadt Stralsund, und belagerten sie zu Wasser und zu Lande. Die Stralsunder hatten keinen anderen Bundesgenossen, als den Herrn Stoislav von Puttbus. Allein sie wehrten und hielten sich so tapfer, daß die Belagerer nichts gegen sie ausrichten konnten, und zuletzt, nachdem die Stralsunder ihnen auch ihre Schiffe verbrannt hatten, unverrichteter Sache und mit großem Verluste abziehen mußten.

Während dieser Belagerung nun machten die Stralsunder einmal am Tage St. Antoni, welches war der erste März, einen Ausfall nach dem vor der Stadt belegenen Hainholze hin. In diesem Holze lag mit seinen Leuten der Herzog Erich von Sachsen, ein gar kecker Herr, der den Stralsundern zum Possen allerlei Muthwillen zu treiben pflegte, und sich besonders durch eine schwere goldene Kette auszeichnete, welche so lang war, daß er sie dreimal um seinen Leib winden konnte. Denselben Herzog Erich bekamen

Schutzherrn der Stadt Stralsund. Der letzte Fürst in Rügen war Witzlav der vierte. Dieser hatte so viel Streitigkeiten mit der Stadt, daß er sie nicht anders als ein Geschwür in seinem Lande zu nennen pflegte. Er lag fortwährend mit ihr im Streit wegen ihrer alten Privilegien, die sie, wie er behauptete, nicht rechtmäßig von seinen Vorfahren sollte erhalten haben. Um sie endlich einmal ganz zu bezwingen, rief er im Jahre 1316 einen großen Haufen von Bundesgenossen gegen sie zu Hülfe. Dieß waren Erich der Fünfte, König von Dänemark, Herzog Woldemar von Schleswig, Graf Adolph von Schaumburg, Herzog Albrecht von Braunschweig, Heinrich der Löwe von Mecklenburg, Pribislaus Herr der Wenden, Graf Gunzelin von Wittenberg, Graf Günther von Ruppin, die Grafen Gerhard und Johann von Holstein, der Graf Heinrich von Schwerin, und der Herzog Erich von Niedersachsen. Alle diese Herren zogen mit zahlreichen Mannschaften gegen die Stadt Stralsund, und belagerten sie zu Wasser und zu Lande. Die Stralsunder hatten keinen anderen Bundesgenossen, als den Herrn Stoislav von Puttbus. Allein sie wehrten und hielten sich so tapfer, daß die Belagerer nichts gegen sie ausrichten konnten, und zuletzt, nachdem die Stralsunder ihnen auch ihre Schiffe verbrannt hatten, unverrichteter Sache und mit großem Verluste abziehen mußten.

Während dieser Belagerung nun machten die Stralsunder einmal am Tage St. Antoni, welches war der erste März, einen Ausfall nach dem vor der Stadt belegenen Hainholze hin. In diesem Holze lag mit seinen Leuten der Herzog Erich von Sachsen, ein gar kecker Herr, der den Stralsundern zum Possen allerlei Muthwillen zu treiben pflegte, und sich besonders durch eine schwere goldene Kette auszeichnete, welche so lang war, daß er sie dreimal um seinen Leib winden konnte. Denselben Herzog Erich bekamen

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Schutzherrn der Stadt Stralsund. Der letzte Fürst in Rügen war Witzlav der vierte. Dieser hatte so viel Streitigkeiten mit der Stadt, daß er sie nicht anders als ein Geschwür in seinem Lande zu nennen pflegte. Er lag fortwährend mit ihr im Streit wegen ihrer alten Privilegien, die sie, wie er behauptete, nicht rechtmäßig von seinen Vorfahren sollte erhalten haben. Um sie endlich einmal ganz zu bezwingen, rief er im Jahre 1316 einen großen Haufen von Bundesgenossen gegen sie zu Hülfe. Dieß waren Erich der Fünfte, König von Dänemark, Herzog Woldemar von Schleswig, Graf Adolph von Schaumburg, Herzog Albrecht von Braunschweig, Heinrich der Löwe von Mecklenburg, Pribislaus Herr der Wenden, Graf Gunzelin von Wittenberg, Graf Günther von Ruppin, die Grafen Gerhard und Johann von Holstein, der Graf Heinrich von Schwerin, und der Herzog Erich von Niedersachsen. Alle diese Herren zogen mit zahlreichen Mannschaften gegen die Stadt Stralsund, und belagerten sie zu Wasser und zu Lande. Die Stralsunder hatten keinen anderen Bundesgenossen, als den Herrn Stoislav von Puttbus. Allein sie wehrten und hielten sich so tapfer, daß die Belagerer nichts gegen sie ausrichten konnten, und zuletzt, nachdem die Stralsunder ihnen auch ihre Schiffe verbrannt hatten, unverrichteter Sache und mit großem Verluste abziehen mußten.</p>
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[136/0168] Schutzherrn der Stadt Stralsund. Der letzte Fürst in Rügen war Witzlav der vierte. Dieser hatte so viel Streitigkeiten mit der Stadt, daß er sie nicht anders als ein Geschwür in seinem Lande zu nennen pflegte. Er lag fortwährend mit ihr im Streit wegen ihrer alten Privilegien, die sie, wie er behauptete, nicht rechtmäßig von seinen Vorfahren sollte erhalten haben. Um sie endlich einmal ganz zu bezwingen, rief er im Jahre 1316 einen großen Haufen von Bundesgenossen gegen sie zu Hülfe. Dieß waren Erich der Fünfte, König von Dänemark, Herzog Woldemar von Schleswig, Graf Adolph von Schaumburg, Herzog Albrecht von Braunschweig, Heinrich der Löwe von Mecklenburg, Pribislaus Herr der Wenden, Graf Gunzelin von Wittenberg, Graf Günther von Ruppin, die Grafen Gerhard und Johann von Holstein, der Graf Heinrich von Schwerin, und der Herzog Erich von Niedersachsen. Alle diese Herren zogen mit zahlreichen Mannschaften gegen die Stadt Stralsund, und belagerten sie zu Wasser und zu Lande. Die Stralsunder hatten keinen anderen Bundesgenossen, als den Herrn Stoislav von Puttbus. Allein sie wehrten und hielten sich so tapfer, daß die Belagerer nichts gegen sie ausrichten konnten, und zuletzt, nachdem die Stralsunder ihnen auch ihre Schiffe verbrannt hatten, unverrichteter Sache und mit großem Verluste abziehen mußten. Während dieser Belagerung nun machten die Stralsunder einmal am Tage St. Antoni, welches war der erste März, einen Ausfall nach dem vor der Stadt belegenen Hainholze hin. In diesem Holze lag mit seinen Leuten der Herzog Erich von Sachsen, ein gar kecker Herr, der den Stralsundern zum Possen allerlei Muthwillen zu treiben pflegte, und sich besonders durch eine schwere goldene Kette auszeichnete, welche so lang war, daß er sie dreimal um seinen Leib winden konnte. Denselben Herzog Erich bekamen

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/168>, abgerufen am 24.11.2024.