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Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840.

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Die Colberger begannen zuerst den Bau. Es fehlte ihnen aber bald an Geld, und sie mußten mit dem Weiterbauen einhalten. Da traten drei fromme Mönche auf, die erboten sich, durch die ganze Christenheit zu pilgern, um Geld zu dem Bau der Kirche zu sammeln. Damit sie aber sicher wären, ob ihr Vorhaben dem Himmel auch angenehm sey und gelingen werde, so baten sie Gott, daß er ihnen Jedem ein Wunder im Traume bescheren möchte. Der Eine wollte die Sonne mit seiner Hand umfassen; der Andere wollte, daß sein Haupt von einem Berge bedeckt werde; was der Dritte gewünscht hat, das weiß man nicht mehr. Und siehe, in der folgenden Nacht wurden sie wirklich im Schlafe der Wunder theilhaftig, die sie sich gewünscht hatten. Darauf machten sie sich denn voll Zuversicht auf den Weg, jeder für sich allein, und durchwanderten die ganze christliche Welt, und sammelten so viele fromme Gaben, daß sie genug hatten, das herrliche Gebäude davon zu errichten, und noch etwas mehr. Das gesammelte Geld lieferten sie getreulich ab, und es wurde jetzt der Bau bald vollendet. Als hierbei nun von dem Gelde noch etwas übrig geblieben war, da beschlossen die Mönche, daß jeder von ihnen eine besondere Spitze auf dem Thurme der Kirche wolle aufführen lassen. Das geschah auch, aber zwei von ihnen starben über diesem Bau weg, und nur derjenige, der die Sonne im Traume mit seiner Hand umfasset hatte, erlebte das Ende desselben. Dieser Mönch war es, der die mittlere Spitze bauen ließ; die ist daher auch höher geworden als die beiden anderen.

Zum dankbaren Andenken an die drei Bettelmönche hat man schon in ganz alten Zeiten ein Gemälde errichtet, welches noch vorhanden ist. Dasselbe befindet sich am westlichen Hauptpfeiler des Thurms, unter der Orgel und in der Nähe des Haupteinganges der Kirche. Es ist auf Holz

Die Colberger begannen zuerst den Bau. Es fehlte ihnen aber bald an Geld, und sie mußten mit dem Weiterbauen einhalten. Da traten drei fromme Mönche auf, die erboten sich, durch die ganze Christenheit zu pilgern, um Geld zu dem Bau der Kirche zu sammeln. Damit sie aber sicher wären, ob ihr Vorhaben dem Himmel auch angenehm sey und gelingen werde, so baten sie Gott, daß er ihnen Jedem ein Wunder im Traume bescheren möchte. Der Eine wollte die Sonne mit seiner Hand umfassen; der Andere wollte, daß sein Haupt von einem Berge bedeckt werde; was der Dritte gewünscht hat, das weiß man nicht mehr. Und siehe, in der folgenden Nacht wurden sie wirklich im Schlafe der Wunder theilhaftig, die sie sich gewünscht hatten. Darauf machten sie sich denn voll Zuversicht auf den Weg, jeder für sich allein, und durchwanderten die ganze christliche Welt, und sammelten so viele fromme Gaben, daß sie genug hatten, das herrliche Gebäude davon zu errichten, und noch etwas mehr. Das gesammelte Geld lieferten sie getreulich ab, und es wurde jetzt der Bau bald vollendet. Als hierbei nun von dem Gelde noch etwas übrig geblieben war, da beschlossen die Mönche, daß jeder von ihnen eine besondere Spitze auf dem Thurme der Kirche wolle aufführen lassen. Das geschah auch, aber zwei von ihnen starben über diesem Bau weg, und nur derjenige, der die Sonne im Traume mit seiner Hand umfasset hatte, erlebte das Ende desselben. Dieser Mönch war es, der die mittlere Spitze bauen ließ; die ist daher auch höher geworden als die beiden anderen.

Zum dankbaren Andenken an die drei Bettelmönche hat man schon in ganz alten Zeiten ein Gemälde errichtet, welches noch vorhanden ist. Dasselbe befindet sich am westlichen Hauptpfeiler des Thurms, unter der Orgel und in der Nähe des Haupteinganges der Kirche. Es ist auf Holz

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[105/0137] Die Colberger begannen zuerst den Bau. Es fehlte ihnen aber bald an Geld, und sie mußten mit dem Weiterbauen einhalten. Da traten drei fromme Mönche auf, die erboten sich, durch die ganze Christenheit zu pilgern, um Geld zu dem Bau der Kirche zu sammeln. Damit sie aber sicher wären, ob ihr Vorhaben dem Himmel auch angenehm sey und gelingen werde, so baten sie Gott, daß er ihnen Jedem ein Wunder im Traume bescheren möchte. Der Eine wollte die Sonne mit seiner Hand umfassen; der Andere wollte, daß sein Haupt von einem Berge bedeckt werde; was der Dritte gewünscht hat, das weiß man nicht mehr. Und siehe, in der folgenden Nacht wurden sie wirklich im Schlafe der Wunder theilhaftig, die sie sich gewünscht hatten. Darauf machten sie sich denn voll Zuversicht auf den Weg, jeder für sich allein, und durchwanderten die ganze christliche Welt, und sammelten so viele fromme Gaben, daß sie genug hatten, das herrliche Gebäude davon zu errichten, und noch etwas mehr. Das gesammelte Geld lieferten sie getreulich ab, und es wurde jetzt der Bau bald vollendet. Als hierbei nun von dem Gelde noch etwas übrig geblieben war, da beschlossen die Mönche, daß jeder von ihnen eine besondere Spitze auf dem Thurme der Kirche wolle aufführen lassen. Das geschah auch, aber zwei von ihnen starben über diesem Bau weg, und nur derjenige, der die Sonne im Traume mit seiner Hand umfasset hatte, erlebte das Ende desselben. Dieser Mönch war es, der die mittlere Spitze bauen ließ; die ist daher auch höher geworden als die beiden anderen. Zum dankbaren Andenken an die drei Bettelmönche hat man schon in ganz alten Zeiten ein Gemälde errichtet, welches noch vorhanden ist. Dasselbe befindet sich am westlichen Hauptpfeiler des Thurms, unter der Orgel und in der Nähe des Haupteinganges der Kirche. Es ist auf Holz

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Zitationshilfe: Temme, Jodocus Donatus Hubertus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. Berlin, 1840, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/temme_volkssagen_1840/137>, abgerufen am 28.11.2024.