Szentiványi, Márton: Fünffzig Motiva, Oder Bewegende Ursachen/ Und Betrachtungen. 2. Aufl. [s. l.], 1755.die Persohnen ansehen (dann bekandt ist das Christus die einfältige unstudirte Fischer zu Aposteln habe auserwählet) sondern habe daraus abgenommen, daß bey jenen eine sonderbahre Gnad Gottes würcke, und ihr Glaub müste warhafftig seyn, in welchem GOtt solche sonderbahre Gnaden verleyhen thut. 28. Betrachtung. Ich erinnere mich, daß, als ich noch jung gewesen, zween Lutherische Prädicanten in meiner Gegenwarth von ei, nem mir wohlbekandten Jüngling geredt, und sagte der eine, so viel ich aus dieses Jünglings Gebärden und Sitten kan abnehmeu, so wird er ein keusches und reines Leben führen. Worauff der andere antwortete: er wird sehr wohl thun, dann die Keuschheit und Reinigkeit seynd sonderbahre Gaaben und Gnaden GOttes. Ich alsdann noch sehr jung, und zwar Lutherisch, sprache bey mir selbsten: wie muß es dann kommen, daß unsere Pastoren solche Gaab und Gnad Gottes nicht haben? die sich doch Reformatores, oder Verbesse- die Persohnen ansehen (dann bekandt ist das Christus die einfältige unstudirte Fischer zu Aposteln habe auserwählet) sondern habe daraus abgenommen, daß bey jenen eine sonderbahre Gnad Gottes würcke, und ihr Glaub müste warhafftig seyn, in welchem GOtt solche sonderbahre Gnaden verleyhen thut. 28. Betrachtung. Ich erinnere mich, daß, als ich noch jung gewesen, zween Lutherische Prädicanten in meiner Gegenwarth von ei, nem mir wohlbekandten Jüngling geredt, und sagte der eine, so viel ich aus dieses Jünglings Gebärden und Sitten kan abnehmeu, so wird er ein keusches und reines Leben führen. Worauff der andere antwortete: er wird sehr wohl thun, dann die Keuschheit und Reinigkeit seynd sonderbahre Gaaben und Gnaden GOttes. Ich alsdann noch sehr jung, und zwar Lutherisch, sprache bey mir selbsten: wie muß es dann kommen, daß unsere Pastoren solche Gaab und Gnad Gottes nicht haben? die sich doch Reformatores, oder Verbesse- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0059" n="55"/> die Persohnen ansehen (dann bekandt ist das Christus die einfältige unstudirte Fischer zu Aposteln habe auserwählet) sondern habe daraus abgenommen, daß bey jenen eine sonderbahre Gnad Gottes würcke, und ihr Glaub müste warhafftig seyn, in welchem GOtt solche sonderbahre Gnaden verleyhen thut.</p> </div> <div> <head>28. Betrachtung.<lb/></head> <p>Ich erinnere mich, daß, als ich noch jung gewesen, zween Lutherische Prädicanten in meiner Gegenwarth von ei, nem mir wohlbekandten Jüngling geredt, und sagte der eine, so viel ich aus dieses Jünglings Gebärden und Sitten kan abnehmeu, so wird er ein keusches und reines Leben führen. Worauff der andere antwortete: er wird sehr wohl thun, dann die Keuschheit und Reinigkeit seynd sonderbahre Gaaben und Gnaden GOttes. Ich alsdann noch sehr jung, und zwar Lutherisch, sprache bey mir selbsten: wie muß es dann kommen, daß unsere Pastoren solche Gaab und Gnad Gottes nicht haben? die sich doch Reformatores, oder Verbesse- </p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0059]
die Persohnen ansehen (dann bekandt ist das Christus die einfältige unstudirte Fischer zu Aposteln habe auserwählet) sondern habe daraus abgenommen, daß bey jenen eine sonderbahre Gnad Gottes würcke, und ihr Glaub müste warhafftig seyn, in welchem GOtt solche sonderbahre Gnaden verleyhen thut.
28. Betrachtung.
Ich erinnere mich, daß, als ich noch jung gewesen, zween Lutherische Prädicanten in meiner Gegenwarth von ei, nem mir wohlbekandten Jüngling geredt, und sagte der eine, so viel ich aus dieses Jünglings Gebärden und Sitten kan abnehmeu, so wird er ein keusches und reines Leben führen. Worauff der andere antwortete: er wird sehr wohl thun, dann die Keuschheit und Reinigkeit seynd sonderbahre Gaaben und Gnaden GOttes. Ich alsdann noch sehr jung, und zwar Lutherisch, sprache bey mir selbsten: wie muß es dann kommen, daß unsere Pastoren solche Gaab und Gnad Gottes nicht haben? die sich doch Reformatores, oder Verbesse-
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Zitationshilfe: | Szentiványi, Márton: Fünffzig Motiva, Oder Bewegende Ursachen/ Und Betrachtungen. 2. Aufl. [s. l.], 1755, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_motiva_1755/59>, abgerufen am 04.03.2025. |