§. III. Was vor Ursachen so vieler jeder Ketze- rey Zertheilungen seynd?
WOhl/ und recht lehret der H. Athanasius in Aussprüchen des Nicaenischen Kirchen- Raths/ daß unter andern Zeichen/ und Anzeigen der wahr- und falschen Lehre/ jener eine wundersame Einformigkeit/ dieser aber ei- ne erbämlich/ und elende Vielformigkeit seye/ da er also schreibet: Verae disciplinae, & Magisterij ar- gumentum est, ubi eadem confitentur, nec in se invicem, nec a majoribus dissentiunt. Certe Ethnici, cum inter se discrepent, veritatem non habent, sincerae autem veritatis praecones, inter se sententijs conveniunt. Das Beweißthum einer wahren Lehr/ und Wissenschafft ist/ wo solche eben eins bekennen/ und noch unter sich selbs/ noch in wichtigern Sachen uneins seynd. Die Heyden für- wahr/ weilen sie unteremander übel zusammen stim- men/ haben keine Wahrheit/ dann die Auskinder aufrichtiger Wahrheit/ einstimmen in ihren Lehr- Sprüchen einhellig. Der H. Irenaeus L. 4. c.69. ingleichen bewehret nachdrucklichst die Wahrheit des Catholischen Glaubens/ aus der Einformigkeit der Lehr folgender Gestalten: Nos de ijsdem rebus, semper eadem dicimus, consonanter, & similiter credimus, quasiunum habentes cor, unum os. Nam etsi in mundo loquelae dissimiles sint, tamen virtus traditionis una, & eadem est, & neque hae, quae in Germania fundatae sunt Ecclesiae, aliter cre-
dunt,
§. III. Was vor Urſachen ſo vieler jeder Ketze- rey Zertheilungen ſeynd?
WOhl/ und recht lehret der H. Athanaſius in Ausſpruͤchen des Nicæniſchen Kirchen- Raths/ daß unter andern Zeichen/ und Anzeigen der wahr- und falſchen Lehre/ jener eine wunderſame Einformigkeit/ dieſer aber ei- ne erbaͤmlich/ und elende Vielformigkeit ſeye/ da er alſo ſchreibet: Veræ diſciplinæ, & Magiſterij ar- gumentum eſt, ubi eadem confitentur, nec in ſe invicem, nec à majoribus diſſentiunt. Certè Ethnici, cum inter ſe diſcrepent, veritatem non habent, ſinceræ autem veritatis præcones, inter ſe ſententijs conveniunt. Das Beweißthum einer wahren Lehr/ und Wiſſenſchafft iſt/ wo ſolche eben eins bekennen/ und noch unter ſich ſelbs/ noch in wichtigern Sachen uneins ſeynd. Die Heyden fuͤr- wahr/ weilen ſie unteremander uͤbel zuſammen ſtim- men/ haben keine Wahrheit/ dann die Auskinder aufrichtiger Wahrheit/ einſtimmen in ihren Lehr- Spruͤchen einhellig. Der H. Irenæus L. 4. c.69. ingleichen bewehret nachdrucklichſt die Wahrheit des Catholiſchen Glaubens/ aus der Einformigkeit der Lehr folgender Geſtalten: Nos de ijsdem rebus, ſemper eadem dicimus, conſonanter, & ſimiliter credimus, quaſiunum habentes cor, unum os. Nam etſi in mundo loquelæ diſſimiles ſint, tamen virtus traditionis una, & eadem eſt, & nequè hæ, quæ in Germania fundatæ ſunt Eccleſiæ, aliter cre-
dunt,
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§. III.
Was vor Urſachen ſo vieler jeder Ketze-
rey Zertheilungen ſeynd?
WOhl/ und recht lehret der H. Athanaſius in
Ausſpruͤchen des Nicæniſchen Kirchen-
Raths/ daß unter andern Zeichen/ und
Anzeigen der wahr- und falſchen Lehre/
jener eine wunderſame Einformigkeit/ dieſer aber ei-
ne erbaͤmlich/ und elende Vielformigkeit ſeye/ da
er alſo ſchreibet: Veræ diſciplinæ, & Magiſterij ar-
gumentum eſt, ubi eadem confitentur, nec in ſe
invicem, nec à majoribus diſſentiunt. Certè
Ethnici, cum inter ſe diſcrepent, veritatem non
habent, ſinceræ autem veritatis præcones, inter
ſe ſententijs conveniunt. Das Beweißthum einer
wahren Lehr/ und Wiſſenſchafft iſt/ wo ſolche eben
eins bekennen/ und noch unter ſich ſelbs/ noch in
wichtigern Sachen uneins ſeynd. Die Heyden fuͤr-
wahr/ weilen ſie unteremander uͤbel zuſammen ſtim-
men/ haben keine Wahrheit/ dann die Auskinder
aufrichtiger Wahrheit/ einſtimmen in ihren Lehr-
Spruͤchen einhellig. Der H. Irenæus L. 4. c. 69.
ingleichen bewehret nachdrucklichſt die Wahrheit des
Catholiſchen Glaubens/ aus der Einformigkeit der
Lehr folgender Geſtalten: Nos de ijsdem rebus,
ſemper eadem dicimus, conſonanter, & ſimiliter
credimus, quaſiunum habentes cor, unum os.
Nam etſi in mundo loquelæ diſſimiles ſint, tamen
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Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/38>, abgerufen am 22.07.2024.
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