wahrheit per antilogiam, daß ist in gantz widriger Bedeutung/ nemblich die Ungereinigte/ solten be- nambset werden:
Der Ketzereyen Säug-Amme nun/ die solche ernehret/ und unterhaltet/ ist die fleischliche Freyheit/ und ungezäumbte Geilheit; dann wie der H. Hie- ronymus in cap. 3. Jeremiae schreibet: Nulla Haere- sis, nisi propter gulam, ventremque instituitur, ut seducant mulierculas oneratas peccatis. Daß ist: Keine Ketzerey aufkommet anderer Ursach/ als des schändlichen Frasses/ und Bauchs wegen/ womit sie mit Sünden beladene Weiblein verführen. Und/ in cap. 9. Oseae. Difficile est Haereticum invenire, qui diligat Castitatem, Es ist schwer einen Ketzer auftreiben/ der die Keuschheit liebe; noch mehr aber dringet auf das Jnnerste/ oder vor- saget vielmehr die Sitten/ und Lebens-Wandel der Ketzer/ und forderist der Ertz-Ketzer die H. Schrifft selbst/ da sie die Ursachen/ und Eigenschafftem/ ihr Ziel/ und Absehen/ sambt dero Vorhaben an Tage/ und zwar gantz deutlich/ und eigentlich der Heilige Paulus, 2. ad Tim. der H. Petrus 2da. und der H. Jacobus in seinem eintzigen Sendschreiben gebet: Novissimis sagt er diebus, daß ist in nächst-künffti- gen Zeiten instabunt tempora periculosa. Erunt siquidem 1. Homines seipsos amantes. Jn denen letzten Tagen werden gefährliche Zeiten ankommen. Dann es werden Menschen seyn/ die sich selbst lieb haben/ daß ist/ die ihrer Ehr/ und Ruhm/ ihren Ge- win/ und fleischlichen Wollüsten abwarten. 2 Sine affectione, ohne Bewegung: daß ist ohne wahre/ und standhaffte Andacht/ und wie Theophylactur liset: Inhumani, & crudeles. Unmenschlich/ und grausame. Elati, daß ist Prächtige/ Stoltze/ und
Ruhm-
B
wahrheit per antilogiam, daß iſt in gantz widriger Bedeutung/ nemblich die Ungereinigte/ ſolten be- nambſet werden:
Der Ketzereyen Saͤug-Amme nun/ die ſolche ernehret/ und unterhaltet/ iſt die fleiſchliche Freyheit/ und ungezaͤumbte Geilheit; dann wie der H. Hie- ronymus in cap. 3. Jeremiæ ſchreibet: Nulla Hære- ſis, niſi propter gulam, ventremq́ue inſtituitur, ut ſeducant mulierculas oneratas peccatis. Daß iſt: Keine Ketzerey aufkommet anderer Urſach/ als des ſchaͤndlichen Fraſſes/ und Bauchs wegen/ womit ſie mit Suͤnden beladene Weiblein verfuͤhren. Und/ in cap. 9. Oſeæ. Difficile eſt Hæreticum invenire, qui diligat Caſtitatem, Es iſt ſchwer einen Ketzer auftreiben/ der die Keuſchheit liebe; noch mehr aber dringet auf das Jnnerſte/ oder vor- ſaget vielmehr die Sitten/ und Lebens-Wandel der Ketzer/ und forderiſt der Ertz-Ketzer die H. Schrifft ſelbſt/ da ſie die Urſachen/ und Eigenſchafftem/ ihr Ziel/ und Abſehen/ ſambt dero Vorhaben an Tage/ und zwar gantz deutlich/ und eigentlich der Heilige Paulus, 2. ad Tim. der H. Petrus 2dâ. und der H. Jacobus in ſeinem eintzigen Sendſchreiben gebet: Noviſſimis ſagt er diebus, daß iſt in naͤchſt-kuͤnffti- gen Zeiten inſtabunt tempora periculoſa. Erunt ſiquidem 1. Homines ſeipſos amantes. Jn denen letzten Tagen werden gefaͤhrliche Zeiten ankommen. Dann es werden Menſchen ſeyn/ die ſich ſelbſt lieb haben/ daß iſt/ die ihrer Ehr/ und Ruhm/ ihren Ge- win/ und fleiſchlichen Wolluͤſten abwarten. 2 Sine affectione, ohne Bewegung: daß iſt ohne wahre/ und ſtandhaffte Andacht/ und wie Theophylactur liſet: Inhumani, & crudeles. Unmenſchlich/ und grauſame. Elati, daß iſt Praͤchtige/ Stoltze/ und
Ruhm-
B
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0029"n="17"/>
wahrheit <hirendition="#aq">per antilogiam,</hi> daß iſt in gantz widriger<lb/>
Bedeutung/ nemblich die Ungereinigte/ ſolten be-<lb/>
nambſet werden:</p><lb/><p>Der Ketzereyen Saͤug-Amme nun/ die ſolche<lb/>
ernehret/ und unterhaltet/ iſt die fleiſchliche Freyheit/<lb/>
und ungezaͤumbte Geilheit; dann wie der H. <hirendition="#aq">Hie-<lb/>
ronymus <hirendition="#i">in cap. 3. Jeremiæ</hi></hi>ſchreibet: <hirendition="#aq">Nulla Hære-<lb/>ſis, niſi propter gulam, ventremq́ue inſtituitur,<lb/>
ut ſeducant mulierculas oneratas peccatis.</hi> Daß iſt:<lb/>
Keine Ketzerey aufkommet anderer Urſach/ als des<lb/>ſchaͤndlichen Fraſſes/ und Bauchs wegen/ womit<lb/>ſie mit Suͤnden beladene Weiblein verfuͤhren. Und/<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">in cap. 9. Oſeæ.</hi> Difficile eſt Hæreticum invenire,<lb/>
qui diligat Caſtitatem,</hi> Es iſt ſchwer einen Ketzer<lb/>
auftreiben/ der die Keuſchheit liebe; noch<lb/>
mehr aber dringet auf das Jnnerſte/ oder vor-<lb/>ſaget vielmehr die Sitten/ und Lebens-Wandel der<lb/>
Ketzer/ und forderiſt der Ertz-Ketzer die H. Schrifft<lb/>ſelbſt/ da ſie die Urſachen/ und Eigenſchafftem/ ihr<lb/>
Ziel/ und Abſehen/ ſambt dero Vorhaben an Tage/<lb/>
und zwar gantz deutlich/ und eigentlich der Heilige<lb/><hirendition="#aq">Paulus, 2. <hirendition="#i">ad Tim.</hi></hi> der H. <hirendition="#aq">Petrus <hirendition="#i">2dâ.</hi></hi> und der H.<lb/><hirendition="#aq">Jacobus</hi> in ſeinem eintzigen Sendſchreiben gebet:<lb/><hirendition="#aq">Noviſſimis</hi>ſagt er <hirendition="#aq">diebus,</hi> daß iſt in naͤchſt-kuͤnffti-<lb/>
gen Zeiten <hirendition="#aq">inſtabunt tempora periculoſa. Erunt<lb/>ſiquidem 1. Homines ſeipſos amantes.</hi> Jn denen<lb/>
letzten Tagen werden gefaͤhrliche Zeiten ankommen.<lb/>
Dann es werden Menſchen ſeyn/ die ſich ſelbſt lieb<lb/>
haben/ daß iſt/ die ihrer Ehr/ und Ruhm/ ihren Ge-<lb/>
win/ und fleiſchlichen Wolluͤſten abwarten. 2 <hirendition="#aq">Sine<lb/>
affectione,</hi> ohne Bewegung: daß iſt ohne wahre/<lb/>
und ſtandhaffte Andacht/ und wie <hirendition="#aq">Theophylactur</hi><lb/>
liſet: <hirendition="#aq">Inhumani, & crudeles.</hi> Unmenſchlich/ und<lb/>
grauſame. <hirendition="#aq">Elati,</hi> daß iſt Praͤchtige/ Stoltze/ und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ruhm-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[17/0029]
wahrheit per antilogiam, daß iſt in gantz widriger
Bedeutung/ nemblich die Ungereinigte/ ſolten be-
nambſet werden:
Der Ketzereyen Saͤug-Amme nun/ die ſolche
ernehret/ und unterhaltet/ iſt die fleiſchliche Freyheit/
und ungezaͤumbte Geilheit; dann wie der H. Hie-
ronymus in cap. 3. Jeremiæ ſchreibet: Nulla Hære-
ſis, niſi propter gulam, ventremq́ue inſtituitur,
ut ſeducant mulierculas oneratas peccatis. Daß iſt:
Keine Ketzerey aufkommet anderer Urſach/ als des
ſchaͤndlichen Fraſſes/ und Bauchs wegen/ womit
ſie mit Suͤnden beladene Weiblein verfuͤhren. Und/
in cap. 9. Oſeæ. Difficile eſt Hæreticum invenire,
qui diligat Caſtitatem, Es iſt ſchwer einen Ketzer
auftreiben/ der die Keuſchheit liebe; noch
mehr aber dringet auf das Jnnerſte/ oder vor-
ſaget vielmehr die Sitten/ und Lebens-Wandel der
Ketzer/ und forderiſt der Ertz-Ketzer die H. Schrifft
ſelbſt/ da ſie die Urſachen/ und Eigenſchafftem/ ihr
Ziel/ und Abſehen/ ſambt dero Vorhaben an Tage/
und zwar gantz deutlich/ und eigentlich der Heilige
Paulus, 2. ad Tim. der H. Petrus 2dâ. und der H.
Jacobus in ſeinem eintzigen Sendſchreiben gebet:
Noviſſimis ſagt er diebus, daß iſt in naͤchſt-kuͤnffti-
gen Zeiten inſtabunt tempora periculoſa. Erunt
ſiquidem 1. Homines ſeipſos amantes. Jn denen
letzten Tagen werden gefaͤhrliche Zeiten ankommen.
Dann es werden Menſchen ſeyn/ die ſich ſelbſt lieb
haben/ daß iſt/ die ihrer Ehr/ und Ruhm/ ihren Ge-
win/ und fleiſchlichen Wolluͤſten abwarten. 2 Sine
affectione, ohne Bewegung: daß iſt ohne wahre/
und ſtandhaffte Andacht/ und wie Theophylactur
liſet: Inhumani, & crudeles. Unmenſchlich/ und
grauſame. Elati, daß iſt Praͤchtige/ Stoltze/ und
Ruhm-
B
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Szentiványi, Márton: Strittige Abhandlungen Der Ketzerey-Lehren. Tyrnau, 1703, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/szentivanyi_ketzereylehren_1703/29>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.