Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

werdet: so gehet in die Schenke, und trinket daselbst so lange, bis man glaubet, daß ihr euer Gewerbe ausgerichtet habet. Bedienet euch aber hernach der ersten der besten Gelegenheit, den Brief sorgfältig zu bestellen, wie einem ehrlichen Bedienten zukommt.

Wenn ihr nach der Mahlzeit Caffee für das Frauenzimmer zurecht machen sollet, und der Topf etwa von ohngefehr überkochet, da ihr indessen hinaufgelaufen seyd, einen Löffel zu holen, ihn umzurühren, oder an etwas anders denket, oder mit dem Kammermädgen um einen Kuß ringet: so wischet den Topf rein mit einem Schüsseltuche ab, bringt euren Caffee dreist hinauf, und wenn eure Frau ihn zu schwach findet, und euch fraget, ob er nicht übergekochet sey: so leugnet es schlechterdings; schweret, ihr hättet mehr Caffee, als sonst, hineingethan; ihr wäret keinen Fußbreit davon gewichen; ihr hättet euch rechte Mühe gegeben, ihn besser, als gewöhnlich, zu machen, weil eure Frau Besuch hätte; die Bedienten in der Küche könnten es alle bezeugen. Alsdenn werdet ihr finden, daß das andere Frauenzimmer sagen werde, euer Caffee sey sehr gut, und eure Frau wird bekennen, daß sie keinen Geschmack habe. Sie wird sich künftig selbst nicht trauen, und nicht so fertig seyn, Fehler daran zu finden. Dieß müßt ihr aus der Bewegung eures Gewissens thun: denn der Caffee ist sehr schädlich, und aus Liebe zu eurer Frau müßt ihr derselben den Caffee so

werdet: so gehet in die Schenke, und trinket daselbst so lange, bis man glaubet, daß ihr euer Gewerbe ausgerichtet habet. Bedienet euch aber hernach der ersten der besten Gelegenheit, den Brief sorgfältig zu bestellen, wie einem ehrlichen Bedienten zukommt.

Wenn ihr nach der Mahlzeit Caffee für das Frauenzimmer zurecht machen sollet, und der Topf etwa von ohngefehr überkochet, da ihr indessen hinaufgelaufen seyd, einen Löffel zu holen, ihn umzurühren, oder an etwas anders denket, oder mit dem Kammermädgen um einen Kuß ringet: so wischet den Topf rein mit einem Schüsseltuche ab, bringt euren Caffee dreist hinauf, und wenn eure Frau ihn zu schwach findet, und euch fraget, ob er nicht übergekochet sey: so leugnet es schlechterdings; schweret, ihr hättet mehr Caffee, als sonst, hineingethan; ihr wäret keinen Fußbreit davon gewichen; ihr hättet euch rechte Mühe gegeben, ihn besser, als gewöhnlich, zu machen, weil eure Frau Besuch hätte; die Bedienten in der Küche könnten es alle bezeugen. Alsdenn werdet ihr finden, daß das andere Frauenzimmer sagen werde, euer Caffee sey sehr gut, und eure Frau wird bekennen, daß sie keinen Geschmack habe. Sie wird sich künftig selbst nicht trauen, und nicht so fertig seyn, Fehler daran zu finden. Dieß müßt ihr aus der Bewegung eures Gewissens thun: denn der Caffee ist sehr schädlich, und aus Liebe zu eurer Frau müßt ihr derselben den Caffee so

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0082" n="66"/>
werdet: so gehet in die Schenke, und trinket daselbst so lange, bis man glaubet, daß ihr euer Gewerbe ausgerichtet habet. Bedienet euch aber hernach der ersten der besten Gelegenheit, den Brief sorgfältig zu bestellen, wie einem ehrlichen Bedienten zukommt.</p>
          <p>Wenn ihr nach der Mahlzeit Caffee für das Frauenzimmer zurecht machen sollet, und der Topf etwa von ohngefehr überkochet, da ihr indessen hinaufgelaufen seyd, einen Löffel zu holen, ihn umzurühren, oder an etwas anders denket, oder mit dem Kammermädgen um einen Kuß ringet: so wischet den Topf rein mit einem Schüsseltuche ab, bringt euren Caffee dreist hinauf, und wenn eure Frau ihn zu schwach findet, und euch fraget, ob er nicht übergekochet sey: so leugnet es schlechterdings; schweret, ihr hättet mehr Caffee, als sonst, hineingethan; ihr wäret keinen Fußbreit davon gewichen; ihr hättet euch rechte Mühe gegeben, ihn besser, als gewöhnlich, zu machen, weil eure Frau Besuch hätte; die Bedienten in der Küche könnten es alle bezeugen. Alsdenn werdet ihr finden, daß das andere Frauenzimmer sagen werde, euer Caffee sey sehr gut, und eure Frau wird bekennen, daß sie keinen Geschmack habe. Sie wird sich künftig selbst nicht trauen, und nicht so fertig seyn, Fehler daran zu finden. Dieß müßt ihr aus der Bewegung eures Gewissens thun: denn der Caffee ist sehr schädlich, und aus Liebe zu eurer Frau müßt ihr derselben den Caffee so
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0082] werdet: so gehet in die Schenke, und trinket daselbst so lange, bis man glaubet, daß ihr euer Gewerbe ausgerichtet habet. Bedienet euch aber hernach der ersten der besten Gelegenheit, den Brief sorgfältig zu bestellen, wie einem ehrlichen Bedienten zukommt. Wenn ihr nach der Mahlzeit Caffee für das Frauenzimmer zurecht machen sollet, und der Topf etwa von ohngefehr überkochet, da ihr indessen hinaufgelaufen seyd, einen Löffel zu holen, ihn umzurühren, oder an etwas anders denket, oder mit dem Kammermädgen um einen Kuß ringet: so wischet den Topf rein mit einem Schüsseltuche ab, bringt euren Caffee dreist hinauf, und wenn eure Frau ihn zu schwach findet, und euch fraget, ob er nicht übergekochet sey: so leugnet es schlechterdings; schweret, ihr hättet mehr Caffee, als sonst, hineingethan; ihr wäret keinen Fußbreit davon gewichen; ihr hättet euch rechte Mühe gegeben, ihn besser, als gewöhnlich, zu machen, weil eure Frau Besuch hätte; die Bedienten in der Küche könnten es alle bezeugen. Alsdenn werdet ihr finden, daß das andere Frauenzimmer sagen werde, euer Caffee sey sehr gut, und eure Frau wird bekennen, daß sie keinen Geschmack habe. Sie wird sich künftig selbst nicht trauen, und nicht so fertig seyn, Fehler daran zu finden. Dieß müßt ihr aus der Bewegung eures Gewissens thun: denn der Caffee ist sehr schädlich, und aus Liebe zu eurer Frau müßt ihr derselben den Caffee so

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-25T17:50:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-25T17:50:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-25T17:50:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/82
Zitationshilfe: Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/82>, abgerufen am 22.11.2024.