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Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.

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die geringste Freyheit, auch nicht einmahl euch die Hand zu drücken, wenn er nicht zugleich eine Guinea mit hineindrücket. Machet solchergestalt, daß er euch allmählig für einen jeden neuen Anfall, den er auf euch thut, bezahlen müsse. Laßt ihn das, was ihr ihm vergönnet, allezeit gedoppelt bezahlen, und setzet euch immer dabey zur Wehre, und drohet, ihr wollet schreyen, oder es seiner Frau sagen, wenn ihr gleich sein Geld nehmet. Fünf Guineen dafür, daß er eure Brüste betastet, ist fast noch zu wohlfeil, wenn ihr euch gleich mit aller Macht dawider zu wehren scheinet. Erlaubet ihm aber niemahls die letzte Gunst, wenn er euch nicht hundert Guineen, oder wenigstens eine jährliche Einkunft von zwanzig Pfund giebet.

In einem solchen Hause werdet ihr, wenn ihr hübsch seyd, unter dreyen Liebhabern die Wahl haben, nämlich den Capellan, den Haushofmeister, und eures Herrn Laquayen. Ich wollte euch wohl hauptsächlich rathen, den Haushofmeister zu erwählen; allein wenn ihr von eurem Herrn solltet geschwängert werden: so müßt ihr euch den Capellan erwählen. Der Laquay eures Herrn ist, meiner Meynung nach, der schlechteste von diesen dreyen. Denn so bald er die Liberey ableget, pfleget er gemeiniglich eitel, oder ein schlechter Kerl zu seyn. Und wenn er nicht etwa eine gewisse Beförderung erhält; so pflegt die Landstraße seine äusserste Zuflucht zu werden.

die geringste Freyheit, auch nicht einmahl euch die Hand zu drücken, wenn er nicht zugleich eine Guinea mit hineindrücket. Machet solchergestalt, daß er euch allmählig für einen jeden neuen Anfall, den er auf euch thut, bezahlen müsse. Laßt ihn das, was ihr ihm vergönnet, allezeit gedoppelt bezahlen, und setzet euch immer dabey zur Wehre, und drohet, ihr wollet schreyen, oder es seiner Frau sagen, wenn ihr gleich sein Geld nehmet. Fünf Guineen dafür, daß er eure Brüste betastet, ist fast noch zu wohlfeil, wenn ihr euch gleich mit aller Macht dawider zu wehren scheinet. Erlaubet ihm aber niemahls die letzte Gunst, wenn er euch nicht hundert Guineen, oder wenigstens eine jährliche Einkunft von zwanzig Pfund giebet.

In einem solchen Hause werdet ihr, wenn ihr hübsch seyd, unter dreyen Liebhabern die Wahl haben, nämlich den Capellan, den Haushofmeister, und eures Herrn Laquayen. Ich wollte euch wohl hauptsächlich rathen, den Haushofmeister zu erwählen; allein wenn ihr von eurem Herrn solltet geschwängert werden: so müßt ihr euch den Capellan erwählen. Der Laquay eures Herrn ist, meiner Meynung nach, der schlechteste von diesen dreyen. Denn so bald er die Liberey ableget, pfleget er gemeiniglich eitel, oder ein schlechter Kerl zu seyn. Und wenn er nicht etwa eine gewisse Beförderung erhält; so pflegt die Landstraße seine äusserste Zuflucht zu werden.

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die geringste Freyheit, auch nicht einmahl euch die Hand zu drücken, wenn er nicht zugleich eine Guinea mit hineindrücket. Machet solchergestalt, daß er euch allmählig für einen jeden neuen Anfall, den er auf euch thut, bezahlen müsse. Laßt ihn das, was ihr ihm vergönnet, allezeit gedoppelt bezahlen, und setzet euch immer dabey zur Wehre, und drohet, ihr wollet schreyen, oder es seiner Frau sagen, wenn ihr gleich sein Geld nehmet. Fünf Guineen dafür, daß er eure Brüste betastet, ist fast noch zu wohlfeil, wenn ihr euch gleich mit aller Macht dawider zu wehren scheinet. Erlaubet ihm aber niemahls die letzte Gunst, wenn er euch nicht hundert Guineen, oder wenigstens eine jährliche Einkunft von zwanzig Pfund giebet.</p>
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[100/0116] die geringste Freyheit, auch nicht einmahl euch die Hand zu drücken, wenn er nicht zugleich eine Guinea mit hineindrücket. Machet solchergestalt, daß er euch allmählig für einen jeden neuen Anfall, den er auf euch thut, bezahlen müsse. Laßt ihn das, was ihr ihm vergönnet, allezeit gedoppelt bezahlen, und setzet euch immer dabey zur Wehre, und drohet, ihr wollet schreyen, oder es seiner Frau sagen, wenn ihr gleich sein Geld nehmet. Fünf Guineen dafür, daß er eure Brüste betastet, ist fast noch zu wohlfeil, wenn ihr euch gleich mit aller Macht dawider zu wehren scheinet. Erlaubet ihm aber niemahls die letzte Gunst, wenn er euch nicht hundert Guineen, oder wenigstens eine jährliche Einkunft von zwanzig Pfund giebet. In einem solchen Hause werdet ihr, wenn ihr hübsch seyd, unter dreyen Liebhabern die Wahl haben, nämlich den Capellan, den Haushofmeister, und eures Herrn Laquayen. Ich wollte euch wohl hauptsächlich rathen, den Haushofmeister zu erwählen; allein wenn ihr von eurem Herrn solltet geschwängert werden: so müßt ihr euch den Capellan erwählen. Der Laquay eures Herrn ist, meiner Meynung nach, der schlechteste von diesen dreyen. Denn so bald er die Liberey ableget, pfleget er gemeiniglich eitel, oder ein schlechter Kerl zu seyn. Und wenn er nicht etwa eine gewisse Beförderung erhält; so pflegt die Landstraße seine äusserste Zuflucht zu werden.

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Zitationshilfe: Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/116>, abgerufen am 24.11.2024.