Da mir ein innerer Sinn aufgeschlossen wurde, und die Geister und Engel durch mei- ne Augen die Welt und weltliche Dinge sa- hen, so sind sie so sehr darüber erstaunet, daß sie sagten, es seye etwas sehr wunderbahres, und haben sich aufs neue gefreuet, daß es auf solche Weise eine neue Communication zwischen der Erde und Himmel gebe, allein dieses Vergnügen währete nur einige Mona- the, denn nachdeme es etwas gewohntes wur- de, so verwundern sie sich jetzo nimmer.
Jch habe erfahren, daß die Geister und Engel bey andern Menschen nicht das ge- ringste von der Welt sahen, sondern nur die Gedanken und Gemüths-Verfassungen de- rer bey welchen sie sind, erkennen.
Hieraus erhellet, der Mensch seye dazu erschaffen, damit er, indem er auf Erden neben den Menschen lebt, zugleich unter den Engeln im Himmel leben sollte, und hinwie- derum, so, daß Himmel und Erde beysam- men wären und eines ausmachten, daß die Menschen wüßten, was im Himmel, und die Engel, was auf Erden vorgienge, und daß die Menschen, wenn sie aus dieser Welt giengen, aus dem Reich des HErrn auf Er- den in das Reich des HErrn im Himmel über- giengen, nicht als in ein verschiedenes Reich, sondern in eben dasjenige, worinn sie waren, so lang sie im Leib lebten; weil aber der Mensch
so
Von der H. Schrift oder dem Wort,
Da mir ein innerer Sinn aufgeſchloſſen wurde, und die Geiſter und Engel durch mei- ne Augen die Welt und weltliche Dinge ſa- hen, ſo ſind ſie ſo ſehr daruͤber erſtaunet, daß ſie ſagten, es ſeye etwas ſehr wunderbahres, und haben ſich aufs neue gefreuet, daß es auf ſolche Weiſe eine neue Communication zwiſchen der Erde und Himmel gebe, allein dieſes Vergnuͤgen waͤhrete nur einige Mona- the, denn nachdeme es etwas gewohntes wur- de, ſo verwundern ſie ſich jetzo nimmer.
Jch habe erfahren, daß die Geiſter und Engel bey andern Menſchen nicht das ge- ringſte von der Welt ſahen, ſondern nur die Gedanken und Gemuͤths-Verfaſſungen de- rer bey welchen ſie ſind, erkennen.
Hieraus erhellet, der Menſch ſeye dazu erſchaffen, damit er, indem er auf Erden neben den Menſchen lebt, zugleich unter den Engeln im Himmel leben ſollte, und hinwie- derum, ſo, daß Himmel und Erde beyſam- men waͤren und eines ausmachten, daß die Menſchen wuͤßten, was im Himmel, und die Engel, was auf Erden vorgienge, und daß die Menſchen, wenn ſie aus dieſer Welt giengen, aus dem Reich des HErrn auf Er- den in das Reich des HErrn im Himmel uͤber- giengen, nicht als in ein verſchiedenes Reich, ſondern in eben dasjenige, worinn ſie waren, ſo lang ſie im Leib lebten; weil aber der Menſch
ſo
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0054"n="54"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der H. Schrift oder dem Wort,</hi></fw><lb/><p>Da mir ein innerer Sinn aufgeſchloſſen<lb/>
wurde, und die Geiſter und Engel durch mei-<lb/>
ne Augen die Welt und weltliche Dinge ſa-<lb/>
hen, ſo ſind ſie ſo ſehr daruͤber erſtaunet, daß<lb/>ſie ſagten, es ſeye etwas ſehr wunderbahres,<lb/>
und haben ſich aufs neue gefreuet, daß es<lb/>
auf ſolche Weiſe eine neue Communication<lb/>
zwiſchen der Erde und Himmel gebe, allein<lb/>
dieſes Vergnuͤgen waͤhrete nur einige Mona-<lb/>
the, denn nachdeme es etwas gewohntes wur-<lb/>
de, ſo verwundern ſie ſich jetzo nimmer.</p><lb/><p>Jch habe erfahren, daß die Geiſter und<lb/>
Engel bey andern Menſchen nicht das ge-<lb/>
ringſte von der Welt ſahen, ſondern nur die<lb/>
Gedanken und Gemuͤths-Verfaſſungen de-<lb/>
rer bey welchen ſie ſind, erkennen.</p><lb/><p>Hieraus erhellet, der Menſch ſeye dazu<lb/>
erſchaffen, damit er, indem er auf Erden<lb/>
neben den Menſchen lebt, zugleich unter den<lb/>
Engeln im Himmel leben ſollte, und hinwie-<lb/>
derum, ſo, daß Himmel und Erde beyſam-<lb/>
men waͤren und eines ausmachten, daß die<lb/>
Menſchen wuͤßten, was im Himmel, und<lb/>
die Engel, was auf Erden vorgienge, und<lb/>
daß die Menſchen, wenn ſie aus dieſer Welt<lb/>
giengen, aus dem Reich des HErrn auf Er-<lb/>
den in das Reich des HErrn im Himmel uͤber-<lb/>
giengen, nicht als in ein verſchiedenes Reich,<lb/>ſondern in eben dasjenige, worinn ſie waren,<lb/>ſo lang ſie im Leib lebten; weil aber der Menſch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſo</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[54/0054]
Von der H. Schrift oder dem Wort,
Da mir ein innerer Sinn aufgeſchloſſen
wurde, und die Geiſter und Engel durch mei-
ne Augen die Welt und weltliche Dinge ſa-
hen, ſo ſind ſie ſo ſehr daruͤber erſtaunet, daß
ſie ſagten, es ſeye etwas ſehr wunderbahres,
und haben ſich aufs neue gefreuet, daß es
auf ſolche Weiſe eine neue Communication
zwiſchen der Erde und Himmel gebe, allein
dieſes Vergnuͤgen waͤhrete nur einige Mona-
the, denn nachdeme es etwas gewohntes wur-
de, ſo verwundern ſie ſich jetzo nimmer.
Jch habe erfahren, daß die Geiſter und
Engel bey andern Menſchen nicht das ge-
ringſte von der Welt ſahen, ſondern nur die
Gedanken und Gemuͤths-Verfaſſungen de-
rer bey welchen ſie ſind, erkennen.
Hieraus erhellet, der Menſch ſeye dazu
erſchaffen, damit er, indem er auf Erden
neben den Menſchen lebt, zugleich unter den
Engeln im Himmel leben ſollte, und hinwie-
derum, ſo, daß Himmel und Erde beyſam-
men waͤren und eines ausmachten, daß die
Menſchen wuͤßten, was im Himmel, und
die Engel, was auf Erden vorgienge, und
daß die Menſchen, wenn ſie aus dieſer Welt
giengen, aus dem Reich des HErrn auf Er-
den in das Reich des HErrn im Himmel uͤber-
giengen, nicht als in ein verſchiedenes Reich,
ſondern in eben dasjenige, worinn ſie waren,
ſo lang ſie im Leib lebten; weil aber der Menſch
ſo
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/54>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.