Von der H. Schrift oder dem Wort, wie es den göttlichen Sinn auf- schließt, der den guten Geistern und Engeln offenbar ist.
Wenn ein Mensch, der das Wort des HErrn liebt, und sonst in der Liebe lebt, oder, der aus einfältigem Herzen glaubt, was ge- schrieben ist, und sich nicht selbst eigene Grund- sätze wider die im innern Sinn verborgene Glaubenswahrheit macht, dasselbe ließt, so wird es von dem HErrn vor den Engeln in einer solchen Schönheit und Lieblichkeit dar- gestellt, auch wohl mit perspectiven Vorstel- lungen, und mit einer unbeschreiblichen Ver- schiedenheit, die sich allemal nach seinem da- maligen Zustand richtet, daß es sich gleich- sam empfinden läßt, als ob alles darinn ein Leben hätte, nemlich ein solches Leben, das in dem Wort ist, und woraus das Wort, da es aus dem Himmel herunter kam, gebohren worden. Deswegen ist das Wort des HErrn so beschaffen, daß es, ob man es gleich nach dem Buchstaben vor todt ansiehet, doch im- mer innerlich geistliche und himmlische Din- ge aufschliesset, welche vor den guten Gei- stern und Engeln klar da liegen, indem man es ließt. *)
Hiezu
*) Diß ist der Grund, wornach alles fol- gende muß geprüft werden; der innere
Sinn
Von der H. Schrift oder dem Wort,
Von der H. Schrift oder dem Wort, wie es den goͤttlichen Sinn auf- ſchließt, der den guten Geiſtern und Engeln offenbar iſt.
Wenn ein Menſch, der das Wort des HErrn liebt, und ſonſt in der Liebe lebt, oder, der aus einfaͤltigem Herzen glaubt, was ge- ſchrieben iſt, und ſich nicht ſelbſt eigene Grund- ſaͤtze wider die im innern Sinn verborgene Glaubenswahrheit macht, daſſelbe ließt, ſo wird es von dem HErrn vor den Engeln in einer ſolchen Schoͤnheit und Lieblichkeit dar- geſtellt, auch wohl mit perſpectiven Vorſtel- lungen, und mit einer unbeſchreiblichen Ver- ſchiedenheit, die ſich allemal nach ſeinem da- maligen Zuſtand richtet, daß es ſich gleich- ſam empfinden laͤßt, als ob alles darinn ein Leben haͤtte, nemlich ein ſolches Leben, das in dem Wort iſt, und woraus das Wort, da es aus dem Himmel herunter kam, gebohren worden. Deswegen iſt das Wort des HErrn ſo beſchaffen, daß es, ob man es gleich nach dem Buchſtaben vor todt anſiehet, doch im- mer innerlich geiſtliche und himmliſche Din- ge aufſchlieſſet, welche vor den guten Gei- ſtern und Engeln klar da liegen, indem man es ließt. *)
Hiezu
*) Diß iſt der Grund, wornach alles fol- gende muß gepruͤft werden; der innere
Sinn
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0042"n="42"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der H. Schrift oder dem Wort,</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von der H. Schrift oder dem<lb/>
Wort, wie es den goͤttlichen Sinn auf-<lb/>ſchließt, der den guten Geiſtern und<lb/>
Engeln offenbar iſt.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">W</hi>enn ein Menſch, der das Wort des HErrn<lb/>
liebt, und ſonſt in der Liebe lebt, oder,<lb/>
der aus einfaͤltigem Herzen glaubt, was ge-<lb/>ſchrieben iſt, und ſich nicht ſelbſt eigene Grund-<lb/>ſaͤtze wider die im innern Sinn verborgene<lb/>
Glaubenswahrheit macht, daſſelbe ließt, ſo<lb/>
wird es von dem HErrn vor den Engeln in<lb/>
einer ſolchen Schoͤnheit und Lieblichkeit dar-<lb/>
geſtellt, auch wohl mit perſpectiven Vorſtel-<lb/>
lungen, und mit einer unbeſchreiblichen Ver-<lb/>ſchiedenheit, die ſich allemal nach ſeinem da-<lb/>
maligen Zuſtand richtet, daß es ſich gleich-<lb/>ſam empfinden laͤßt, als ob alles darinn ein<lb/>
Leben haͤtte, nemlich ein ſolches Leben, das in<lb/>
dem Wort iſt, und woraus das Wort, da es<lb/>
aus dem Himmel herunter kam, gebohren<lb/>
worden. Deswegen iſt das Wort des HErrn<lb/>ſo beſchaffen, daß es, ob man es gleich nach<lb/>
dem Buchſtaben vor todt anſiehet, doch im-<lb/>
mer innerlich geiſtliche und himmliſche Din-<lb/>
ge aufſchlieſſet, welche vor den guten Gei-<lb/>ſtern und Engeln klar da liegen, indem man<lb/>
es ließt. <notexml:id="seg2pn_2_1"next="#seg2pn_2_2"place="foot"n="*)">Diß iſt der Grund, wornach alles fol-<lb/>
gende muß gepruͤft werden; der innere<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Sinn</fw></note></p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Hiezu</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[42/0042]
Von der H. Schrift oder dem Wort,
Von der H. Schrift oder dem
Wort, wie es den goͤttlichen Sinn auf-
ſchließt, der den guten Geiſtern und
Engeln offenbar iſt.
Wenn ein Menſch, der das Wort des HErrn
liebt, und ſonſt in der Liebe lebt, oder,
der aus einfaͤltigem Herzen glaubt, was ge-
ſchrieben iſt, und ſich nicht ſelbſt eigene Grund-
ſaͤtze wider die im innern Sinn verborgene
Glaubenswahrheit macht, daſſelbe ließt, ſo
wird es von dem HErrn vor den Engeln in
einer ſolchen Schoͤnheit und Lieblichkeit dar-
geſtellt, auch wohl mit perſpectiven Vorſtel-
lungen, und mit einer unbeſchreiblichen Ver-
ſchiedenheit, die ſich allemal nach ſeinem da-
maligen Zuſtand richtet, daß es ſich gleich-
ſam empfinden laͤßt, als ob alles darinn ein
Leben haͤtte, nemlich ein ſolches Leben, das in
dem Wort iſt, und woraus das Wort, da es
aus dem Himmel herunter kam, gebohren
worden. Deswegen iſt das Wort des HErrn
ſo beſchaffen, daß es, ob man es gleich nach
dem Buchſtaben vor todt anſiehet, doch im-
mer innerlich geiſtliche und himmliſche Din-
ge aufſchlieſſet, welche vor den guten Gei-
ſtern und Engeln klar da liegen, indem man
es ließt. *)
Hiezu
*) Diß iſt der Grund, wornach alles fol-
gende muß gepruͤft werden; der innere
Sinn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/42>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.