aus allein, wie auch aus der Würkung der Seele in die Muskeln, so daß so grosse Be- wegungen entstehen, konnte er ersehen, daß der Geist organisch oder eine organische Sub- stanz sey. Deßwegen bekannte er seinen Jrr- thum, und verwunderte sich, daß er so när- risch gewesen.
Ferner wurde gesagt, die Gelehrten glau- ben nichts anders, als daß die Seele, welche nach dem Tod leben soll, oder der Geist, ein abstracter Gedank sey, welches daraus offen- barlich erhellet, daß sie das Wort ausgedehnt nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein Gedank, wann man von dem Subjecto ab- strahirt, nicht ausgedehnt, sondern nur das Subject und die Objecta (Gegenstände) des Gedankens ausgedehnt sind; und welche Ge- genstände nicht ausgedehnt sind, dieselbe schränken die Menschen ein, und machen sie ausgedehnt, damit sie es fassen. Hieraus ist offenbar zu ersehen, daß die Gelehrten durch Seele oder Geist nichts anders verstehen, als allein das Denken, und daß sie also niemal anderst glauben können, als daß es verschwin- den werde, wann sie sterben.
Jch redete mit Geistern von der Meynung der Menschen, welche heut zu Tag leben, daß sie keinen Geist glauben, weil sie es nicht mit Augen sehen, und auch durch die Wissen- schaften nicht fassen, und daß sie also nicht
allein
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was ſie von der Seele gedacht.
aus allein, wie auch aus der Wuͤrkung der Seele in die Muskeln, ſo daß ſo groſſe Be- wegungen entſtehen, konnte er erſehen, daß der Geiſt organiſch oder eine organiſche Sub- ſtanz ſey. Deßwegen bekannte er ſeinen Jrr- thum, und verwunderte ſich, daß er ſo naͤr- riſch geweſen.
Ferner wurde geſagt, die Gelehrten glau- ben nichts anders, als daß die Seele, welche nach dem Tod leben ſoll, oder der Geiſt, ein abſtracter Gedank ſey, welches daraus offen- barlich erhellet, daß ſie das Wort ausgedehnt nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein Gedank, wann man von dem Subjecto ab- ſtrahirt, nicht ausgedehnt, ſondern nur das Subject und die Objecta (Gegenſtaͤnde) des Gedankens ausgedehnt ſind; und welche Ge- genſtaͤnde nicht ausgedehnt ſind, dieſelbe ſchraͤnken die Menſchen ein, und machen ſie ausgedehnt, damit ſie es faſſen. Hieraus iſt offenbar zu erſehen, daß die Gelehrten durch Seele oder Geiſt nichts anders verſtehen, als allein das Denken, und daß ſie alſo niemal anderſt glauben koͤnnen, als daß es verſchwin- den werde, wann ſie ſterben.
Jch redete mit Geiſtern von der Meynung der Menſchen, welche heut zu Tag leben, daß ſie keinen Geiſt glauben, weil ſie es nicht mit Augen ſehen, und auch durch die Wiſſen- ſchaften nicht faſſen, und daß ſie alſo nicht
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was ſie von der Seele gedacht.
aus allein, wie auch aus der Wuͤrkung der
Seele in die Muskeln, ſo daß ſo groſſe Be-
wegungen entſtehen, konnte er erſehen, daß
der Geiſt organiſch oder eine organiſche Sub-
ſtanz ſey. Deßwegen bekannte er ſeinen Jrr-
thum, und verwunderte ſich, daß er ſo naͤr-
riſch geweſen.
Ferner wurde geſagt, die Gelehrten glau-
ben nichts anders, als daß die Seele, welche
nach dem Tod leben ſoll, oder der Geiſt, ein
abſtracter Gedank ſey, welches daraus offen-
barlich erhellet, daß ſie das Wort ausgedehnt
nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein
Gedank, wann man von dem Subjecto ab-
ſtrahirt, nicht ausgedehnt, ſondern nur das
Subject und die Objecta (Gegenſtaͤnde) des
Gedankens ausgedehnt ſind; und welche Ge-
genſtaͤnde nicht ausgedehnt ſind, dieſelbe
ſchraͤnken die Menſchen ein, und machen ſie
ausgedehnt, damit ſie es faſſen. Hieraus iſt
offenbar zu erſehen, daß die Gelehrten durch
Seele oder Geiſt nichts anders verſtehen, als
allein das Denken, und daß ſie alſo niemal
anderſt glauben koͤnnen, als daß es verſchwin-
den werde, wann ſie ſterben.
Jch redete mit Geiſtern von der Meynung
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ſie keinen Geiſt glauben, weil ſie es nicht
mit Augen ſehen, und auch durch die Wiſſen-
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/229>, abgerufen am 27.07.2024.
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