Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776.Von den Höllen der Wollüstigen che nicht allein für erlaubt, sondern auch fürehrlich gehalten, und die Unschuldigen unter allerley Schein der Ehrbarkeit zu dergleichen verleitet haben. Daselbst ist es, als wann man etwas feuriges sähe, wie es in der Luft bey ei- ner grossen Feuersbrunst zu leuchten pflegt; es ist auch eine Hitze dabey, welches ich an der Wär- me spüren konnte, die sich davon in mein Ge- sicht verbreitete: Es gehet auch daselbst ein Ge- stank auf, wie von verbrennten Knochen und Haaren: Da möchten sie gerne todt seyn, sie können aber nicht sterben. Einige wurden herausgelassen, und als sie zu mir kamen, sagten sie, daß eine grosse Hitze da sey, und daß diese Hitze, wann sie zu einer Gesellschaft guter Gei- ster hinzu nahen dürffen, in eine grosse Kälte verwandelt werde, und alsdann walle bey ih- nen Hitze und Kälte von einem äussersten Grad zu dem andern, wovon sie auch erbärmlich ge- quält werden. Sie haben aber noch ihre (In- terstiria) Zwischen-Räume, darinn sie in der Brunst ihrer heissen Lust sind, es verändern sich aber, wie gesagt, ihre Umstände. Es waren einige von beyderley Geschlecht sie
Von den Hoͤllen der Wolluͤſtigen che nicht allein fuͤr erlaubt, ſondern auch fuͤrehrlich gehalten, und die Unſchuldigen unter allerley Schein der Ehrbarkeit zu dergleichen verleitet haben. Daſelbſt iſt es, als wann man etwas feuriges ſaͤhe, wie es in der Luft bey ei- ner groſſen Feuersbrunſt zu leuchten pflegt; es iſt auch eine Hitze dabey, welches ich an der Waͤr- me ſpuͤren konnte, die ſich davon in mein Ge- ſicht verbreitete: Es gehet auch daſelbſt ein Ge- ſtank auf, wie von verbrennten Knochen und Haaren: Da moͤchten ſie gerne todt ſeyn, ſie koͤnnen aber nicht ſterben. Einige wurden herausgelaſſen, und als ſie zu mir kamen, ſagten ſie, daß eine groſſe Hitze da ſey, und daß dieſe Hitze, wann ſie zu einer Geſellſchaft guter Gei- ſter hinzu nahen duͤrffen, in eine groſſe Kaͤlte verwandelt werde, und alsdann walle bey ih- nen Hitze und Kaͤlte von einem aͤuſſerſten Grad zu dem andern, wovon ſie auch erbaͤrmlich ge- quaͤlt werden. Sie haben aber noch ihre (In- terſtiria) Zwiſchen-Raͤume, darinn ſie in der Brunſt ihrer heiſſen Luſt ſind, es veraͤndern ſich aber, wie geſagt, ihre Umſtaͤnde. Es waren einige von beyderley Geſchlecht ſie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0156" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Hoͤllen der Wolluͤſtigen</hi></fw><lb/> che nicht allein fuͤr erlaubt, ſondern auch fuͤr<lb/> ehrlich gehalten, und die Unſchuldigen unter<lb/> allerley Schein der Ehrbarkeit zu dergleichen<lb/> verleitet haben. Daſelbſt iſt es, als wann man<lb/> etwas feuriges ſaͤhe, wie es in der Luft bey ei-<lb/> ner groſſen Feuersbrunſt zu leuchten pflegt; es<lb/> iſt auch eine Hitze dabey, welches ich an der Waͤr-<lb/> me ſpuͤren konnte, die ſich davon in mein Ge-<lb/> ſicht verbreitete: Es gehet auch daſelbſt ein Ge-<lb/> ſtank auf, wie von verbrennten Knochen und<lb/> Haaren: Da moͤchten ſie gerne todt ſeyn, ſie<lb/> koͤnnen aber nicht ſterben. Einige wurden<lb/> herausgelaſſen, und als ſie zu mir kamen, ſagten<lb/> ſie, daß eine groſſe Hitze da ſey, und daß dieſe<lb/> Hitze, wann ſie zu einer Geſellſchaft guter Gei-<lb/> ſter hinzu nahen duͤrffen, in eine groſſe Kaͤlte<lb/> verwandelt werde, und alsdann walle bey ih-<lb/> nen Hitze und Kaͤlte von einem aͤuſſerſten Grad<lb/> zu dem andern, wovon ſie auch erbaͤrmlich ge-<lb/> quaͤlt werden. Sie haben aber noch ihre (<hi rendition="#aq">In-<lb/> terſtiria</hi>) Zwiſchen-Raͤume, darinn ſie in der<lb/> Brunſt ihrer heiſſen Luſt ſind, es veraͤndern<lb/> ſich aber, wie geſagt, ihre Umſtaͤnde.</p><lb/> <p>Es waren einige von beyderley Geſchlecht<lb/> aus der ſogenannten Chriſten-Welt, welche<lb/> bey Leibes-Leben geglaubt haben, daß ihr<lb/> Ehebrechen nicht nur erlaubt, ſondern auch<lb/> heilig ſey, und alſo gemeinſchaftliche Ehen,<lb/> wie ſie es nenneten, unter dem Schein der<lb/> Heiligkeit gehabt haben: Jch ſahe, daß ſie<lb/> in die heiſſe Feuerhoͤlle verſetzt wurden, wie<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſie</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [156/0156]
Von den Hoͤllen der Wolluͤſtigen
che nicht allein fuͤr erlaubt, ſondern auch fuͤr
ehrlich gehalten, und die Unſchuldigen unter
allerley Schein der Ehrbarkeit zu dergleichen
verleitet haben. Daſelbſt iſt es, als wann man
etwas feuriges ſaͤhe, wie es in der Luft bey ei-
ner groſſen Feuersbrunſt zu leuchten pflegt; es
iſt auch eine Hitze dabey, welches ich an der Waͤr-
me ſpuͤren konnte, die ſich davon in mein Ge-
ſicht verbreitete: Es gehet auch daſelbſt ein Ge-
ſtank auf, wie von verbrennten Knochen und
Haaren: Da moͤchten ſie gerne todt ſeyn, ſie
koͤnnen aber nicht ſterben. Einige wurden
herausgelaſſen, und als ſie zu mir kamen, ſagten
ſie, daß eine groſſe Hitze da ſey, und daß dieſe
Hitze, wann ſie zu einer Geſellſchaft guter Gei-
ſter hinzu nahen duͤrffen, in eine groſſe Kaͤlte
verwandelt werde, und alsdann walle bey ih-
nen Hitze und Kaͤlte von einem aͤuſſerſten Grad
zu dem andern, wovon ſie auch erbaͤrmlich ge-
quaͤlt werden. Sie haben aber noch ihre (In-
terſtiria) Zwiſchen-Raͤume, darinn ſie in der
Brunſt ihrer heiſſen Luſt ſind, es veraͤndern
ſich aber, wie geſagt, ihre Umſtaͤnde.
Es waren einige von beyderley Geſchlecht
aus der ſogenannten Chriſten-Welt, welche
bey Leibes-Leben geglaubt haben, daß ihr
Ehebrechen nicht nur erlaubt, ſondern auch
heilig ſey, und alſo gemeinſchaftliche Ehen,
wie ſie es nenneten, unter dem Schein der
Heiligkeit gehabt haben: Jch ſahe, daß ſie
in die heiſſe Feuerhoͤlle verſetzt wurden, wie
ſie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |