Welche ein ehrbares, sittlich gutes Leben geführt, sich aber durch Werke den Himmel zu verdienen eingebildet, und geglaubt haben, es sey genug, wenn sie einen einigen GOtt den Schöpfer der Welt erkennen, deren fal- sche Grundsätze werden in der andern Welt in solche Phantasien verwandelt, daß es sie dünkt, sie mähen Gras ab, und werden Gras-Mäder genennt. Sie sind kalt, und wollen sich durch diß Mähen warm machen, fragen auch bey denen, die sie antreffen, ob sie ihnen einige Wärme mittheilen möchten, welches auch die Geister thun können: Aber die Wärme die sie erhalten, richtet nichts bey ihnen aus, weil sie eine äusserliche ist, und sie eine innerliche haben wollen; deßwe- gen kehren sie wieder zu ihren Sägen um, und machen sich also mit Arbeiten warm. Jch habe ihre Kälte gefühlet: sie hoffen immer, in den Himmel aufgenommen zu wer- den, zuweilen berathschlagen sie sich, wie sie aus eigener Kraft sich hinein schwingen mö- gen. Diese, weil sie gute Werke gethan ha- ben, sind unter denen, welche abgestreift wer: den, und werden nach Verfluß der Zeit in die gute Gesellschaften eingelassen und un- terrichtet.
Diejenigen aber, welche guten und wah- ren Glaubens-Lehren gefolget, und daher ein gut Gewissen und Leben in der Liebe über-
kommen
J 5
Von den Abſtreifungen.
Welche ein ehrbares, ſittlich gutes Leben gefuͤhrt, ſich aber durch Werke den Himmel zu verdienen eingebildet, und geglaubt haben, es ſey genug, wenn ſie einen einigen GOtt den Schoͤpfer der Welt erkennen, deren fal- ſche Grundſaͤtze werden in der andern Welt in ſolche Phantaſien verwandelt, daß es ſie duͤnkt, ſie maͤhen Gras ab, und werden Gras-Maͤder genennt. Sie ſind kalt, und wollen ſich durch diß Maͤhen warm machen, fragen auch bey denen, die ſie antreffen, ob ſie ihnen einige Waͤrme mittheilen moͤchten, welches auch die Geiſter thun koͤnnen: Aber die Waͤrme die ſie erhalten, richtet nichts bey ihnen aus, weil ſie eine aͤuſſerliche iſt, und ſie eine innerliche haben wollen; deßwe- gen kehren ſie wieder zu ihren Saͤgen um, und machen ſich alſo mit Arbeiten warm. Jch habe ihre Kaͤlte gefuͤhlet: ſie hoffen immer, in den Himmel aufgenommen zu wer- den, zuweilen berathſchlagen ſie ſich, wie ſie aus eigener Kraft ſich hinein ſchwingen moͤ- gen. Dieſe, weil ſie gute Werke gethan ha- ben, ſind unter denen, welche abgeſtreift wer: den, und werden nach Verfluß der Zeit in die gute Geſellſchaften eingelaſſen und un- terrichtet.
Diejenigen aber, welche guten und wah- ren Glaubens-Lehren gefolget, und daher ein gut Gewiſſen und Leben in der Liebe uͤber-
kommen
J 5
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Von den Abſtreifungen.
Welche ein ehrbares, ſittlich gutes Leben
gefuͤhrt, ſich aber durch Werke den Himmel
zu verdienen eingebildet, und geglaubt haben,
es ſey genug, wenn ſie einen einigen GOtt
den Schoͤpfer der Welt erkennen, deren fal-
ſche Grundſaͤtze werden in der andern Welt
in ſolche Phantaſien verwandelt, daß es ſie
duͤnkt, ſie maͤhen Gras ab, und werden
Gras-Maͤder genennt. Sie ſind kalt, und
wollen ſich durch diß Maͤhen warm machen,
fragen auch bey denen, die ſie antreffen, ob
ſie ihnen einige Waͤrme mittheilen moͤchten,
welches auch die Geiſter thun koͤnnen: Aber
die Waͤrme die ſie erhalten, richtet nichts
bey ihnen aus, weil ſie eine aͤuſſerliche iſt,
und ſie eine innerliche haben wollen; deßwe-
gen kehren ſie wieder zu ihren Saͤgen um,
und machen ſich alſo mit Arbeiten warm.
Jch habe ihre Kaͤlte gefuͤhlet: ſie hoffen
immer, in den Himmel aufgenommen zu wer-
den, zuweilen berathſchlagen ſie ſich, wie ſie
aus eigener Kraft ſich hinein ſchwingen moͤ-
gen. Dieſe, weil ſie gute Werke gethan ha-
ben, ſind unter denen, welche abgeſtreift wer:
den, und werden nach Verfluß der Zeit in
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 4. Frankfurt (Main), 1776, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften04_1776/137>, abgerufen am 16.02.2025.
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