Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.der Seele und des Körpers. pers nicht einzig und allein der Eingang indie Seele? Kann nun einer aus diesem und unzählig andern dergleichen anders schliessen, als daß der Einfluß aus der Natur oder phy- sicalisch sey? Hierauf versetzten die Cartesia- ner, welche die Finger unter die Stirne hiel- ten, und nun wegthäten, und sprachen: ey, ey, ihr redet nach dem Anschein; wisset ihr denn nicht, daß die Augen nicht aus sich, son- dern aus der Seele die Jungfer oder Braut lieben; ingleichen, daß die Sinnen des Kör- pers nicht aus sich, sondern aus der Seele das Geld im Beutel begehren; desgleichen, daß die Ohren eben auch nicht anders das Lob der Schmeichler vernehmen; Jst es nicht die Vorstellung, die das Empfinden verur- sacht, und die Vorstellung kann man von der Seele und nicht von dem Werkzeug sagen; sagt einmal, wenn ihr anders könnet, ob etwas anders die Zunge und Lippen zum Re- den veranlasse als die Denkungskraft, und ob etwas anders die Hände zum Thun an- treibe als der Wille, und Denken und Wol- len ist der Seele und nicht dem Körper eigen; folglich ist es nichts anders als die Seele, welche die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, und die übrigen sinnlichen Werkzeu- ge zum Empfinden veranlaßt; hieraus und aus unzählig andern dergleichen macht ein jeder, der über das Sinnliche des Körpers hinausdenkt, den Schluß, daß kein Einfluß des Sw. Sch. III. Th. E
der Seele und des Körpers. pers nicht einzig und allein der Eingang indie Seele? Kann nun einer aus dieſem und unzählig andern dergleichen anders ſchlieſſen, als daß der Einfluß aus der Natur oder phy- ſicaliſch ſey? Hierauf verſetzten die Carteſia- ner, welche die Finger unter die Stirne hiel- ten, und nun wegthäten, und ſprachen: ey, ey, ihr redet nach dem Anſchein; wiſſet ihr denn nicht, daß die Augen nicht aus ſich, ſon- dern aus der Seele die Jungfer oder Braut lieben; ingleichen, daß die Sinnen des Kör- pers nicht aus ſich, ſondern aus der Seele das Geld im Beutel begehren; desgleichen, daß die Ohren eben auch nicht anders das Lob der Schmeichler vernehmen; Jſt es nicht die Vorſtellung, die das Empfinden verur- ſacht, und die Vorſtellung kann man von der Seele und nicht von dem Werkzeug ſagen; ſagt einmal, wenn ihr anders könnet, ob etwas anders die Zunge und Lippen zum Re- den veranlaſſe als die Denkungskraft, und ob etwas anders die Hände zum Thun an- treibe als der Wille, und Denken und Wol- len iſt der Seele und nicht dem Körper eigen; folglich iſt es nichts anders als die Seele, welche die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, und die übrigen ſinnlichen Werkzeu- ge zum Empfinden veranlaßt; hieraus und aus unzählig andern dergleichen macht ein jeder, der über das Sinnliche des Körpers hinausdenkt, den Schluß, daß kein Einfluß des Sw. Sch. III. Th. E
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der Seele und des Körpers.
pers nicht einzig und allein der Eingang in
die Seele? Kann nun einer aus dieſem und
unzählig andern dergleichen anders ſchlieſſen,
als daß der Einfluß aus der Natur oder phy-
ſicaliſch ſey? Hierauf verſetzten die Carteſia-
ner, welche die Finger unter die Stirne hiel-
ten, und nun wegthäten, und ſprachen: ey,
ey, ihr redet nach dem Anſchein; wiſſet ihr
denn nicht, daß die Augen nicht aus ſich, ſon-
dern aus der Seele die Jungfer oder Braut
lieben; ingleichen, daß die Sinnen des Kör-
pers nicht aus ſich, ſondern aus der Seele
das Geld im Beutel begehren; desgleichen,
daß die Ohren eben auch nicht anders das
Lob der Schmeichler vernehmen; Jſt es nicht
die Vorſtellung, die das Empfinden verur-
ſacht, und die Vorſtellung kann man von der
Seele und nicht von dem Werkzeug ſagen;
ſagt einmal, wenn ihr anders könnet, ob
etwas anders die Zunge und Lippen zum Re-
den veranlaſſe als die Denkungskraft, und
ob etwas anders die Hände zum Thun an-
treibe als der Wille, und Denken und Wol-
len iſt der Seele und nicht dem Körper eigen;
folglich iſt es nichts anders als die Seele,
welche die Augen zum Sehen, die Ohren zum
Hören, und die übrigen ſinnlichen Werkzeu-
ge zum Empfinden veranlaßt; hieraus und
aus unzählig andern dergleichen macht ein
jeder, der über das Sinnliche des Körpers
hinausdenkt, den Schluß, daß kein Einfluß
des
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