Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.der Seele und des Körpers. oder Auseinandersetzung seiner Gedanken,(ex analyticis cogitationis ejus) und daß er gesittet sey, aus dem Anständigen seiner Hand- lung und aus dem Geziemenden seiner Ge- berden; dieses kommt dem Menschen aus dem Vermögen, daß er den Einfluß von dem HErrn durch den Himmel der Engel empfan- gen könne, als woselbst der rechte Sitz der Weisheit und Liebe, folglich des Vernünf- tigseyns und Sittlichseyns zu finden ist; dar- aus kann man wahrnehmen, daß wenn das Geistliche mit dem Natürlichen in dem Men- schen vereinigt ist, er alsdenn geistlicherweise natürlich lebt. Daß der Mensch auf eine gleiche, ja so gar auf eine ungleiche Art nach dem Tod lebe, kommt daher, weil seine See- le alsdenn mit einem selbstständigen oder geist- lichen Leib (corpore substantiali) umgeben ist, wie sie in der natürlichen Welt mit ei- nem materiellen oder leiblichen umgeben war. Viele glauben, daß das Vernehmen oder Em- pfinden und das Gedenken des Gemüths, (perceptiones & cogitationes mentis) weil sie geistlich sind, nur blos, und nicht durch die dazu eingerichtete werkzeugliche Formen ein- flössen; allein so träumen diejenigen, welche das Jnnere des Haupts nicht gesehen haben, als woselbst die Empfindungen und Gedan- ken in ihren Anfängen sind, daß nemlich da- selbst das kleine und grosse Gehirn, die mit Substanzen oder Wesen ein, und zusammen gewebt C 4
der Seele und des Körpers. oder Auseinanderſetzung ſeiner Gedanken,(ex analyticis cogitationis ejus) und daß er geſittet ſey, aus dem Anſtändigen ſeiner Hand- lung und aus dem Geziemenden ſeiner Ge- berden; dieſes kommt dem Menſchen aus dem Vermögen, daß er den Einfluß von dem HErrn durch den Himmel der Engel empfan- gen könne, als woſelbſt der rechte Sitz der Weisheit und Liebe, folglich des Vernünf- tigſeyns und Sittlichſeyns zu finden iſt; dar- aus kann man wahrnehmen, daß wenn das Geiſtliche mit dem Natürlichen in dem Men- ſchen vereinigt iſt, er alsdenn geiſtlicherweiſe natürlich lebt. Daß der Menſch auf eine gleiche, ja ſo gar auf eine ungleiche Art nach dem Tod lebe, kommt daher, weil ſeine See- le alsdenn mit einem ſelbſtſtändigen oder geiſt- lichen Leib (corpore ſubſtantiali) umgeben iſt, wie ſie in der natürlichen Welt mit ei- nem materiellen oder leiblichen umgeben war. Viele glauben, daß das Vernehmen oder Em- pfinden und das Gedenken des Gemüths, (perceptiones & cogitationes mentis) weil ſie geiſtlich ſind, nur blos, und nicht durch die dazu eingerichtete werkzeugliche Formen ein- flöſſen; allein ſo träumen diejenigen, welche das Jnnere des Haupts nicht geſehen haben, als woſelbſt die Empfindungen und Gedan- ken in ihren Anfängen ſind, daß nemlich da- ſelbſt das kleine und groſſe Gehirn, die mit Subſtanzen oder Weſen ein, und zuſammen gewebt C 4
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oder Auseinanderſetzung ſeiner Gedanken,
(ex analyticis cogitationis ejus) und daß er
geſittet ſey, aus dem Anſtändigen ſeiner Hand-
lung und aus dem Geziemenden ſeiner Ge-
berden; dieſes kommt dem Menſchen aus
dem Vermögen, daß er den Einfluß von dem
HErrn durch den Himmel der Engel empfan-
gen könne, als woſelbſt der rechte Sitz der
Weisheit und Liebe, folglich des Vernünf-
tigſeyns und Sittlichſeyns zu finden iſt; dar-
aus kann man wahrnehmen, daß wenn das
Geiſtliche mit dem Natürlichen in dem Men-
ſchen vereinigt iſt, er alsdenn geiſtlicherweiſe
natürlich lebt. Daß der Menſch auf eine
gleiche, ja ſo gar auf eine ungleiche Art nach
dem Tod lebe, kommt daher, weil ſeine See-
le alsdenn mit einem ſelbſtſtändigen oder geiſt-
lichen Leib (corpore ſubſtantiali) umgeben
iſt, wie ſie in der natürlichen Welt mit ei-
nem materiellen oder leiblichen umgeben war.
Viele glauben, daß das Vernehmen oder Em-
pfinden und das Gedenken des Gemüths,
(perceptiones & cogitationes mentis) weil ſie
geiſtlich ſind, nur blos, und nicht durch die
dazu eingerichtete werkzeugliche Formen ein-
flöſſen; allein ſo träumen diejenigen, welche
das Jnnere des Haupts nicht geſehen haben,
als woſelbſt die Empfindungen und Gedan-
ken in ihren Anfängen ſind, daß nemlich da-
ſelbſt das kleine und groſſe Gehirn, die mit
Subſtanzen oder Weſen ein, und zuſammen
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Zitationshilfe: | Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/43>, abgerufen am 16.02.2025. |