je mehr die Materie ins Licht und Bestand- wesen erhaben wird: denn Licht, Wärme, Fin- sierniß und Kälte muß auch in der Ewigkeit seyn, bis GOtt alles in allem wird. Die Grade der Finsterniß müssen auch dorten seyn, sonst würde kein Verdammter in die äusserste Fin- sterniß geworfen.
Wir lesen, daß dem Swedenborg im Reich der Geister die Logici und Aristotelici begegnet. Jn dem Reich der Geister unter- scheiden sich alle Weltweisen von einander, ab- sonderlich die, welche die Wahrheit nur deß- wegen gelernt, damit sie commod leben und Ehre geniessen. Die, welche nur deswegen studirt, beweinen im Reich der Geister ihre Dummheit. Die, welche aus eigenem Nach- sinnen und Observiren Verstand erlangt, ha- ben es in jener Welt auch zu geniessen: denn der Nachdenkenden ihre Worte sind keine entlehnte Worte, es sind Ausdrücke der Gesinnungen, mit welchen man das Jnnere bezeichnet, hingegen die andern die nur um Ruhms willen studiren, kommen nicht von den Gedanken zu Worten, sondern von Worten zu Gedanken. Viele gelangen nicht einmal zu Gedanken, sondern bleiben blos an den Worten hangen. Wenn sie diese anwenden, so thun sie es, entweder das, was sie wollen, zu bestättigen, oder dem Falschen einen Schein des Wahren anzustreichen. Deswegen sind
ihnen
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Reflexiones über dieß Buch.
je mehr die Materie ins Licht und Beſtand- weſen erhaben wird: denn Licht, Wärme, Fin- ſierniß und Kälte muß auch in der Ewigkeit ſeyn, bis GOtt alles in allem wird. Die Grade der Finſterniß müſſen auch dorten ſeyn, ſonſt würde kein Verdammter in die äuſſerſte Fin- ſterniß geworfen.
Wir leſen, daß dem Swedenborg im Reich der Geiſter die Logici und Ariſtotelici begegnet. Jn dem Reich der Geiſter unter- ſcheiden ſich alle Weltweiſen von einander, ab- ſonderlich die, welche die Wahrheit nur deß- wegen gelernt, damit ſie commod leben und Ehre genieſſen. Die, welche nur deswegen ſtudirt, beweinen im Reich der Geiſter ihre Dummheit. Die, welche aus eigenem Nach- ſinnen und Obſerviren Verſtand erlangt, ha- ben es in jener Welt auch zu genieſſen: denn der Nachdenkenden ihre Worte ſind keine entlehnte Worte, es ſind Ausdrücke der Geſinnungen, mit welchen man das Jnnere bezeichnet, hingegen die andern die nur um Ruhms willen ſtudiren, kommen nicht von den Gedanken zu Worten, ſondern von Worten zu Gedanken. Viele gelangen nicht einmal zu Gedanken, ſondern bleiben blos an den Worten hangen. Wenn ſie dieſe anwenden, ſo thun ſie es, entweder das, was ſie wollen, zu beſtättigen, oder dem Falſchen einen Schein des Wahren anzuſtreichen. Deswegen ſind
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Reflexiones über dieß Buch.
je mehr die Materie ins Licht und Beſtand-
weſen erhaben wird: denn Licht, Wärme, Fin-
ſierniß und Kälte muß auch in der Ewigkeit
ſeyn, bis GOtt alles in allem wird. Die Grade
der Finſterniß müſſen auch dorten ſeyn, ſonſt
würde kein Verdammter in die äuſſerſte Fin-
ſterniß geworfen.
Wir leſen, daß dem Swedenborg im
Reich der Geiſter die Logici und Ariſtotelici
begegnet. Jn dem Reich der Geiſter unter-
ſcheiden ſich alle Weltweiſen von einander, ab-
ſonderlich die, welche die Wahrheit nur deß-
wegen gelernt, damit ſie commod leben und
Ehre genieſſen. Die, welche nur deswegen
ſtudirt, beweinen im Reich der Geiſter ihre
Dummheit. Die, welche aus eigenem Nach-
ſinnen und Obſerviren Verſtand erlangt, ha-
ben es in jener Welt auch zu genieſſen: denn
der Nachdenkenden ihre Worte ſind keine
entlehnte Worte, es ſind Ausdrücke der
Geſinnungen, mit welchen man das Jnnere
bezeichnet, hingegen die andern die nur um
Ruhms willen ſtudiren, kommen nicht von den
Gedanken zu Worten, ſondern von Worten
zu Gedanken. Viele gelangen nicht einmal
zu Gedanken, ſondern bleiben blos an den
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/301>, abgerufen am 17.02.2025.
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