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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.

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Reflexiones über dieß Buch.
wie wir so unwillig zum Sterben, der Tod,
oder das Ausgehen aus der irrdischen Kruste
in ein bessers Leben, ist ihnen nicht das schröck-
lichste sondern das allerergötzlichste. Sie
müssen vom zukünftigen Leben viel stärkere
Vorstellungen haben als die kaltsinnige Chri-
sten unserer Erde, und die ganze Religion
muß uns nicht so schön seyn, als ihnen ihre
aus der Offenbahrung und Geschöpf in der
Unschuld gefaßte Jmpreßionen sind O welch
eine grose Sache ist es demnach um den Glau-
ben aus dem Gehör des Worts. Man lese
in diesem Buch, warum Christus allein auf
dieser Erde gebohren und gestorben ist.

Nun wollen wir sehen, wie wir aus
Swedenborgs Nachrichten

Zweytens die Philosophie bereichern.

Unsere Grundweisheit, welche der Theo-
logie solle zum Grund liegen, ist voll Zwei-
fel, weil die Philosophen von der heiligen
Schrift abstrahiren. Swedenborg war ein
mechanischer Philosoph, er hat noch begreifli-
chere Jdeen in seinem System als Leibniz,
sein finitum activum und elementare ist viel
gedenklicher als die ganze Lehre von der idea-
listischen Materie. Denn nach Leibniz ist
die Materie, wie Plato schon gedenkt, kein
wahres ens, nur die Monaden sind wahre

Sub-
Sw. Sch. III. Th. T

Reflexiones über dieß Buch.
wie wir ſo unwillig zum Sterben, der Tod,
oder das Ausgehen aus der irrdiſchen Kruſte
in ein beſſers Leben, iſt ihnen nicht das ſchröck-
lichſte ſondern das allerergötzlichſte. Sie
müſſen vom zukünftigen Leben viel ſtärkere
Vorſtellungen haben als die kaltſinnige Chri-
ſten unſerer Erde, und die ganze Religion
muß uns nicht ſo ſchön ſeyn, als ihnen ihre
aus der Offenbahrung und Geſchöpf in der
Unſchuld gefaßte Jmpreßionen ſind O welch
eine groſe Sache iſt es demnach um den Glau-
ben aus dem Gehör des Worts. Man leſe
in dieſem Buch, warum Chriſtus allein auf
dieſer Erde gebohren und geſtorben iſt.

Nun wollen wir ſehen, wie wir aus
Swedenborgs Nachrichten

Zweytens die Philoſophie bereichern.

Unſere Grundweisheit, welche der Theo-
logie ſolle zum Grund liegen, iſt voll Zwei-
fel, weil die Philoſophen von der heiligen
Schrift abſtrahiren. Swedenborg war ein
mechaniſcher Philoſoph, er hat noch begreifli-
chere Jdeen in ſeinem Syſtem als Leibniz,
ſein finitum activum und elementare iſt viel
gedenklicher als die ganze Lehre von der idea-
liſtiſchen Materie. Denn nach Leibniz iſt
die Materie, wie Plato ſchon gedenkt, kein
wahres ens, nur die Monaden ſind wahre

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Sw. Sch. III. Th. T
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[289/0293] Reflexiones über dieß Buch. wie wir ſo unwillig zum Sterben, der Tod, oder das Ausgehen aus der irrdiſchen Kruſte in ein beſſers Leben, iſt ihnen nicht das ſchröck- lichſte ſondern das allerergötzlichſte. Sie müſſen vom zukünftigen Leben viel ſtärkere Vorſtellungen haben als die kaltſinnige Chri- ſten unſerer Erde, und die ganze Religion muß uns nicht ſo ſchön ſeyn, als ihnen ihre aus der Offenbahrung und Geſchöpf in der Unſchuld gefaßte Jmpreßionen ſind O welch eine groſe Sache iſt es demnach um den Glau- ben aus dem Gehör des Worts. Man leſe in dieſem Buch, warum Chriſtus allein auf dieſer Erde gebohren und geſtorben iſt. Nun wollen wir ſehen, wie wir aus Swedenborgs Nachrichten Zweytens die Philoſophie bereichern. Unſere Grundweisheit, welche der Theo- logie ſolle zum Grund liegen, iſt voll Zwei- fel, weil die Philoſophen von der heiligen Schrift abſtrahiren. Swedenborg war ein mechaniſcher Philoſoph, er hat noch begreifli- chere Jdeen in ſeinem Syſtem als Leibniz, ſein finitum activum und elementare iſt viel gedenklicher als die ganze Lehre von der idea- liſtiſchen Materie. Denn nach Leibniz iſt die Materie, wie Plato ſchon gedenkt, kein wahres ens, nur die Monaden ſind wahre Sub- Sw. Sch. III. Th. T

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/293>, abgerufen am 24.11.2024.