Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776.Reflexiones über dieß Buch. Christen, welche in ganz Malabar und Jn-dien ein Zeugnis der Wahrheit nach den Tranquebarischen Nachrichten abgeben, von Thoma dem Apostel die heilige Lehre unver- sehrt bis etwa vor 100. Jahren, erhalten. Diese lehren, daß der Zustand nach dem Tod, vom dem Zustand nach der Aufer stehung sehr unterschieden sey. Sie lehren kein Fegfeu- er, aber einen Ort des Wartens, bis JEsus sich offenbaret. Diese Lehre ist von denen Catholiken durch das Fegfeuer, von den Pro- testanten durch eine allzuübereilte Vollendung nach dem Tod, umgestaltet, und aus der wahren Verhältniß mit andern Wahrheiten, gesetzt worden. Jn den 3 ersten Seculis ha- ben Irenaeus, Tertullianus, Cyprianus u. a. m. noch rein gelehret. Irenaeus hält es für einen Jrrthum, daß man gleich von nun an, ohne durch die Gradus JEsu Christi vom untern zum oben durchzugehen vollendet seyn solle; seine Worte lauten: Es sey ein Jrrthum, daß der innere Mensch sogleich mit Hinterlassung des Leibs in der Erde, in die überhimmlische Gegenden aufsteige. Tertullianus will gar nicht, daß das Para- dieß der Ort des Himmels sey, sondern es sey noch in denen untern Gegenden; die Stel- le lautet also: (Tertull. de anima in sine.) Du hast von mir ein Büchlein vom Para- dieß, darinn wir beschliessen, daß jede See- le bey den inferis in niedrigen Gegenden auf- behal-
Reflexiones über dieß Buch. Chriſten, welche in ganz Malabar und Jn-dien ein Zeugnis der Wahrheit nach den Tranquebariſchen Nachrichten abgeben, von Thoma dem Apoſtel die heilige Lehre unver- ſehrt bis etwa vor 100. Jahren, erhalten. Dieſe lehren, daß der Zuſtand nach dem Tod, vom dem Zuſtand nach der Aufer ſtehung ſehr unterſchieden ſey. Sie lehren kein Fegfeu- er, aber einen Ort des Wartens, bis JEſus ſich offenbaret. Dieſe Lehre iſt von denen Catholiken durch das Fegfeuer, von den Pro- teſtanten durch eine allzuübereilte Vollendung nach dem Tod, umgeſtaltet, und aus der wahren Verhältniß mit andern Wahrheiten, geſetzt worden. Jn den 3 erſten Seculis ha- ben Irenæus, Tertullianus, Cyprianus u. a. m. noch rein gelehret. Irenæus hält es für einen Jrrthum, daß man gleich von nun an, ohne durch die Gradus JEſu Chriſti vom untern zum oben durchzugehen vollendet ſeyn ſolle; ſeine Worte lauten: Es ſey ein Jrrthum, daß der innere Menſch ſogleich mit Hinterlaſſung des Leibs in der Erde, in die überhimmliſche Gegenden aufſteige. Tertullianus will gar nicht, daß das Para- dieß der Ort des Himmels ſey, ſondern es ſey noch in denen untern Gegenden; die Stel- le lautet alſo: (Tertull. de anima in ſine.) Du haſt von mir ein Büchlein vom Para- dieß, darinn wir beſchlieſſen, daß jede See- le bey den inferis in niedrigen Gegenden auf- behal-
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Reflexiones über dieß Buch.
Chriſten, welche in ganz Malabar und Jn-
dien ein Zeugnis der Wahrheit nach den
Tranquebariſchen Nachrichten abgeben, von
Thoma dem Apoſtel die heilige Lehre unver-
ſehrt bis etwa vor 100. Jahren, erhalten.
Dieſe lehren, daß der Zuſtand nach dem Tod,
vom dem Zuſtand nach der Aufer ſtehung ſehr
unterſchieden ſey. Sie lehren kein Fegfeu-
er, aber einen Ort des Wartens, bis JEſus
ſich offenbaret. Dieſe Lehre iſt von denen
Catholiken durch das Fegfeuer, von den Pro-
teſtanten durch eine allzuübereilte Vollendung
nach dem Tod, umgeſtaltet, und aus der
wahren Verhältniß mit andern Wahrheiten,
geſetzt worden. Jn den 3 erſten Seculis ha-
ben Irenæus, Tertullianus, Cyprianus u. a. m.
noch rein gelehret. Irenæus hält es für einen
Jrrthum, daß man gleich von nun an, ohne
durch die Gradus JEſu Chriſti vom untern
zum oben durchzugehen vollendet ſeyn ſolle;
ſeine Worte lauten: Es ſey ein Jrrthum,
daß der innere Menſch ſogleich mit
Hinterlaſſung des Leibs in der Erde,
in die überhimmliſche Gegenden aufſteige.
Tertullianus will gar nicht, daß das Para-
dieß der Ort des Himmels ſey, ſondern es
ſey noch in denen untern Gegenden; die Stel-
le lautet alſo: (Tertull. de anima in ſine.)
Du haſt von mir ein Büchlein vom Para-
dieß, darinn wir beſchlieſſen, daß jede See-
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