Von ihren Vermählungen und Ehen auf derselben Erde erzählten sie, daß eine Toch- ter in ihren mannbaren Alter zu Hause blei- ben müsse, und nicht als bis auf den Tag ih- rer Verheirathung ausgehen dürfte, und daß sie alsdann in ein Hochzeithaus gebracht wer- de, wohin noch andere mannbare Jung- frauen mehr begleitet worden sind, daselbst werden sie hinter eine Vertäfelung, die bis an die Hälfte ihres Leibes erhöhet ist, gesezt, und lassen sich vom Angesicht bis auf die Brust sehen, dahin kommen alsdann die Jünglinge, und wählen sich eine zur Frau heraus. Wenn nun der Junggesell eine ihm taugliche, zu welcher ihn sein Gemüth zie- het, erblickt, so nimmt er sie bey der Hand; wenn sie ihm dann folgt, so führt er sie in das zubereitete Haus, und sie wird seine Frau: denn sie sehen es einander an dem Gesicht an, ob sie sich den Gemüthern nach für einander schicken; denn eines jeden sein Angesicht ist allda ein Gemüths-Zeiger, es heuchelt und verstellt sich nicht. Damit aber alles auf eine wohlanständige Weise und oh- ne Geilheit abgehe, so sitzt hinter den Jung- frauen ein alter Mann, und auf der Seite eine alte Frau, welche auf sie acht haben. Dergleichen Oerter giebt es viel, wohin die junge Mägdlein geführet werden; es sind auch gesetzte Zeiten, daß die jungen Leute die Wahl haben: denn wenn sie an dem einen
Ort
Von der fünften Erde in dem ꝛc.
Von ihren Vermählungen und Ehen auf derſelben Erde erzählten ſie, daß eine Toch- ter in ihren mannbaren Alter zu Hauſe blei- ben müſſe, und nicht als bis auf den Tag ih- rer Verheirathung ausgehen dürfte, und daß ſie alsdann in ein Hochzeithaus gebracht wer- de, wohin noch andere mannbare Jung- frauen mehr begleitet worden ſind, daſelbſt werden ſie hinter eine Vertäfelung, die bis an die Hälfte ihres Leibes erhöhet iſt, geſezt, und laſſen ſich vom Angeſicht bis auf die Bruſt ſehen, dahin kommen alsdann die Jünglinge, und wählen ſich eine zur Frau heraus. Wenn nun der Junggeſell eine ihm taugliche, zu welcher ihn ſein Gemüth zie- het, erblickt, ſo nimmt er ſie bey der Hand; wenn ſie ihm dann folgt, ſo führt er ſie in das zubereitete Haus, und ſie wird ſeine Frau: denn ſie ſehen es einander an dem Geſicht an, ob ſie ſich den Gemüthern nach für einander ſchicken; denn eines jeden ſein Angeſicht iſt allda ein Gemüths-Zeiger, es heuchelt und verſtellt ſich nicht. Damit aber alles auf eine wohlanſtändige Weiſe und oh- ne Geilheit abgehe, ſo ſitzt hinter den Jung- frauen ein alter Mann, und auf der Seite eine alte Frau, welche auf ſie acht haben. Dergleichen Oerter giebt es viel, wohin die junge Mägdlein geführet werden; es ſind auch geſetzte Zeiten, daß die jungen Leute die Wahl haben: denn wenn ſie an dem einen
Ort
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Von der fünften Erde in dem ꝛc.
Von ihren Vermählungen und Ehen auf
derſelben Erde erzählten ſie, daß eine Toch-
ter in ihren mannbaren Alter zu Hauſe blei-
ben müſſe, und nicht als bis auf den Tag ih-
rer Verheirathung ausgehen dürfte, und daß
ſie alsdann in ein Hochzeithaus gebracht wer-
de, wohin noch andere mannbare Jung-
frauen mehr begleitet worden ſind, daſelbſt
werden ſie hinter eine Vertäfelung, die bis
an die Hälfte ihres Leibes erhöhet iſt, geſezt,
und laſſen ſich vom Angeſicht bis auf die
Bruſt ſehen, dahin kommen alsdann die
Jünglinge, und wählen ſich eine zur Frau
heraus. Wenn nun der Junggeſell eine ihm
taugliche, zu welcher ihn ſein Gemüth zie-
het, erblickt, ſo nimmt er ſie bey der Hand;
wenn ſie ihm dann folgt, ſo führt er ſie in
das zubereitete Haus, und ſie wird ſeine
Frau: denn ſie ſehen es einander an dem
Geſicht an, ob ſie ſich den Gemüthern nach
für einander ſchicken; denn eines jeden ſein
Angeſicht iſt allda ein Gemüths-Zeiger, es
heuchelt und verſtellt ſich nicht. Damit aber
alles auf eine wohlanſtändige Weiſe und oh-
ne Geilheit abgehe, ſo ſitzt hinter den Jung-
frauen ein alter Mann, und auf der Seite
eine alte Frau, welche auf ſie acht haben.
Dergleichen Oerter giebt es viel, wohin die
junge Mägdlein geführet werden; es ſind
auch geſetzte Zeiten, daß die jungen Leute die
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 3. Frankfurt (Main), 1776, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften03_1776/276>, abgerufen am 24.11.2024.
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