des Gewinnstes befürchtet, und wenn ihn diese Furcht nicht zurück hielte, so würde er den andern, so viel er immer könnte, betriegen; sein Denken und der Wille ist da der Betrug, und doch scheinen seine Thaten in der äusser- lichen Gestalt aufrichtig zu seyn; ein solcher, weil er innerlich nicht aufrichtig, sondern be- trüglich ist, hat die Hölle in sich: wer aber aufrichtig handelt, und den andern nicht be- triegt, darum, weil es wider Gott, und wider den Nächsten ist, der würde, wenn er auch gleich den andern betriegen könnte, es dennoch nicht wollen, da ist sein Denken und sein Wil- le das Gewissen, und ein solcher hat den Him- mel in sich: bey beyden scheinen die Thaten in der äusserlichen Gestalt einander gleich zu seyn, aber in der innern sind sie ganz und gar un- gleich.
359. Weil der Mensch in der äusserlichen Gestalt wie ein andrer leben, reich werden, herrlich speißen, nach seinem Stand und Be- dienung prächtige Wohnung und Kleidung haben, Lust und Freude genießen, und die weltlichen Dinge wegen der ihm obliegenden Verwaltungen und Geschäfte, und wegen des Lebens der Seele und des Leibes verrichten kann, wenn er nur innerlich das Göttliche erkennet, und dem Nächsten wohl will, so ist offenbar, daß es nicht so schwer sey, als wie von vielen geglaubt wird, den Weg des Him-
mels
Vom Himmel.
des Gewinnſtes befuͤrchtet, und wenn ihn dieſe Furcht nicht zuruͤck hielte, ſo wuͤrde er den andern, ſo viel er immer koͤnnte, betriegen; ſein Denken und der Wille iſt da der Betrug, und doch ſcheinen ſeine Thaten in der aͤuſſer- lichen Geſtalt aufrichtig zu ſeyn; ein ſolcher, weil er innerlich nicht aufrichtig, ſondern be- truͤglich iſt, hat die Hoͤlle in ſich: wer aber aufrichtig handelt, und den andern nicht be- triegt, darum, weil es wider Gott, und wider den Naͤchſten iſt, der wuͤrde, wenn er auch gleich den andern betriegen koͤnnte, es dennoch nicht wollen, da iſt ſein Denken und ſein Wil- le das Gewiſſen, und ein ſolcher hat den Him- mel in ſich: bey beyden ſcheinen die Thaten in der aͤuſſerlichen Geſtalt einander gleich zu ſeyn, aber in der innern ſind ſie ganz und gar un- gleich.
359. Weil der Menſch in der aͤuſſerlichen Geſtalt wie ein andrer leben, reich werden, herrlich ſpeißen, nach ſeinem Stand und Be- dienung praͤchtige Wohnung und Kleidung haben, Luſt und Freude genießen, und die weltlichen Dinge wegen der ihm obliegenden Verwaltungen und Geſchaͤfte, und wegen des Lebens der Seele und des Leibes verrichten kann, wenn er nur innerlich das Goͤttliche erkennet, und dem Naͤchſten wohl will, ſo iſt offenbar, daß es nicht ſo ſchwer ſey, als wie von vielen geglaubt wird, den Weg des Him-
mels
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Vom Himmel.
des Gewinnſtes befuͤrchtet, und wenn ihn dieſe
Furcht nicht zuruͤck hielte, ſo wuͤrde er den
andern, ſo viel er immer koͤnnte, betriegen;
ſein Denken und der Wille iſt da der Betrug,
und doch ſcheinen ſeine Thaten in der aͤuſſer-
lichen Geſtalt aufrichtig zu ſeyn; ein ſolcher,
weil er innerlich nicht aufrichtig, ſondern be-
truͤglich iſt, hat die Hoͤlle in ſich: wer aber
aufrichtig handelt, und den andern nicht be-
triegt, darum, weil es wider Gott, und wider
den Naͤchſten iſt, der wuͤrde, wenn er auch
gleich den andern betriegen koͤnnte, es dennoch
nicht wollen, da iſt ſein Denken und ſein Wil-
le das Gewiſſen, und ein ſolcher hat den Him-
mel in ſich: bey beyden ſcheinen die Thaten in
der aͤuſſerlichen Geſtalt einander gleich zu ſeyn,
aber in der innern ſind ſie ganz und gar un-
gleich.
359. Weil der Menſch in der aͤuſſerlichen
Geſtalt wie ein andrer leben, reich werden,
herrlich ſpeißen, nach ſeinem Stand und Be-
dienung praͤchtige Wohnung und Kleidung
haben, Luſt und Freude genießen, und die
weltlichen Dinge wegen der ihm obliegenden
Verwaltungen und Geſchaͤfte, und wegen des
Lebens der Seele und des Leibes verrichten
kann, wenn er nur innerlich das Goͤttliche
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offenbar, daß es nicht ſo ſchwer ſey, als wie
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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/85>, abgerufen am 18.07.2024.
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