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Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776.

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Vom Himmel.

353. Die falsche Erkänntnis und
Weisheit
ist alle die, so ohne Erkänntnis
des Göttlichen ist, denn diejenigen, so nicht
das Göttliche, sondern die Natur dafür er-
kennen, die alle denken aus dem sinnlich Leiblichen,
und sind blos sinnliche Menschen, wenn sie gleich
in der Welt für Gestudirte und Gelehrte gehalten
werden; *) allein ihre Gelehrsamkeit erstreckt sich
nicht weiter, als auf solche Dinge, die ihnen in
der Welt vor den Augen sind, die sie mit dem Ge-
dächtnis merken, und sie fast materiell oder kör-
perlich ansehen, obgleich die nämlichen Wissen-
schaften denen, so nach wahrer Erkänntnis stre-
ben, zur Bildung des Verstandes dienen: durch
die Wissenschaften verstehe ich die mancherley auf
Erfahrung gegründete Versuche, als Naturkunde,
Astronomie, Chymie, Mechanik, Geometrie,
Anatomie, Psychologie oder Lehre von der mensch-
lichen Seele, Reichshistorie, wie auch gelehrte Ge-
schichte, Kritik und Sprachen. Auch die Lehrer
der Kirche, welche das Göttliche läugnen,
gehen mit ihren Gedanken nicht über die Sinn-
lichkeiten, so zum äussern Menschen gehören, hin-
aus: sie sehen die Dinge, so in dem Wort ent-
halten sind, nicht anders an, als wie andre die
Wissenschaften ansehen, sie thun auch gar nicht,

als
*) Man lese im 1sten Theil pag. 295 die Anmer-
kung des Verfassers, worinnen er den sinnli-
chen Menschen abgeschildert hat.
Sw. Sch. II. Th. E
Vom Himmel.

353. Die falſche Erkaͤnntnis und
Weisheit
iſt alle die, ſo ohne Erkaͤnntnis
des Goͤttlichen iſt, denn diejenigen, ſo nicht
das Goͤttliche, ſondern die Natur dafuͤr er-
kennen, die alle denken aus dem ſinnlich Leiblichen,
und ſind blos ſinnliche Menſchen, wenn ſie gleich
in der Welt fuͤr Geſtudirte und Gelehrte gehalten
werden; *) allein ihre Gelehrſamkeit erſtreckt ſich
nicht weiter, als auf ſolche Dinge, die ihnen in
der Welt vor den Augen ſind, die ſie mit dem Ge-
daͤchtnis merken, und ſie faſt materiell oder koͤr-
perlich anſehen, obgleich die naͤmlichen Wiſſen-
ſchaften denen, ſo nach wahrer Erkaͤnntnis ſtre-
ben, zur Bildung des Verſtandes dienen: durch
die Wiſſenſchaften verſtehe ich die mancherley auf
Erfahrung gegruͤndete Verſuche, als Naturkunde,
Aſtronomie, Chymie, Mechanik, Geometrie,
Anatomie, Pſychologie oder Lehre von der menſch-
lichen Seele, Reichshiſtorie, wie auch gelehrte Ge-
ſchichte, Kritik und Sprachen. Auch die Lehrer
der Kirche, welche das Goͤttliche laͤugnen,
gehen mit ihren Gedanken nicht uͤber die Sinn-
lichkeiten, ſo zum aͤuſſern Menſchen gehoͤren, hin-
aus: ſie ſehen die Dinge, ſo in dem Wort ent-
halten ſind, nicht anders an, als wie andre die
Wiſſenſchaften anſehen, ſie thun auch gar nicht,

als
*) Man leſe im 1ſten Theil pag. 295 die Anmer-
kung des Verfaſſers, worinnen er den ſinnli-
chen Menſchen abgeſchildert hat.
Sw. Sch. II. Th. E
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[65/0064] Vom Himmel. 353. Die falſche Erkaͤnntnis und Weisheit iſt alle die, ſo ohne Erkaͤnntnis des Goͤttlichen iſt, denn diejenigen, ſo nicht das Goͤttliche, ſondern die Natur dafuͤr er- kennen, die alle denken aus dem ſinnlich Leiblichen, und ſind blos ſinnliche Menſchen, wenn ſie gleich in der Welt fuͤr Geſtudirte und Gelehrte gehalten werden; *) allein ihre Gelehrſamkeit erſtreckt ſich nicht weiter, als auf ſolche Dinge, die ihnen in der Welt vor den Augen ſind, die ſie mit dem Ge- daͤchtnis merken, und ſie faſt materiell oder koͤr- perlich anſehen, obgleich die naͤmlichen Wiſſen- ſchaften denen, ſo nach wahrer Erkaͤnntnis ſtre- ben, zur Bildung des Verſtandes dienen: durch die Wiſſenſchaften verſtehe ich die mancherley auf Erfahrung gegruͤndete Verſuche, als Naturkunde, Aſtronomie, Chymie, Mechanik, Geometrie, Anatomie, Pſychologie oder Lehre von der menſch- lichen Seele, Reichshiſtorie, wie auch gelehrte Ge- ſchichte, Kritik und Sprachen. Auch die Lehrer der Kirche, welche das Goͤttliche laͤugnen, gehen mit ihren Gedanken nicht uͤber die Sinn- lichkeiten, ſo zum aͤuſſern Menſchen gehoͤren, hin- aus: ſie ſehen die Dinge, ſo in dem Wort ent- halten ſind, nicht anders an, als wie andre die Wiſſenſchaften anſehen, ſie thun auch gar nicht, als *) Man leſe im 1ſten Theil pag. 295 die Anmer- kung des Verfaſſers, worinnen er den ſinnli- chen Menſchen abgeſchildert hat. Sw. Sch. II. Th. E

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Zitationshilfe: Swedenborg, Emanuel: Auserlesene Schriften. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1776, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swedenborg_schriften02_1776/64>, abgerufen am 24.11.2024.